Heino, blond toupierter Barde aus Bad Münstereifel („Schwarzbraun ist die Haselnuß. Schwarzbraun bin auch ich.“) hat Amerika besucht. Genauer gesagt: Heinz Georg Kramm (so der bürgerliche Name des 85-Jährigen) hat vor Auswanderern betagten Alters deutsches Liedgut geschmettert. Die Leute seien begeistert gewesen. Dabei habe sich herausgestellt, dass seine Zuhörer durch die Bank waschechte Trump-Anhänger seien. Das könne er sehr gut verstehen, so Heino. So einen wie Trump brauche man auch hier. „Das fehlt in Deutschland“, stellt Heino fest. „Ich würde ihn wählen, wenn ich könnte.“ Wer weiß, wofür es gut ist, dass er es nicht kann.
Aber die beiden, Kramm und Trump, scheint ja wohl weit mehr miteinander zu verbinden, als nur die Farbe der Haare und womöglich den gemeinsamen Friseur. Heinos Repertoire würde Trump sicher gefallen. Vielleicht sollte er mal bei Trumps Wahlkampfteam vorstellig werden und eines seiner Lieder („Karamba Karacho“) für den Wahlkampf zur Verfügung stellen. Bedarf bestände ja. Denn alles Baggern und Scharwenzeln um den größten aktuellen Star der Weltgeschichte brachte dem wütenden Donald nichts. Er muss mit Heino vorlieb nehmen. Denn Taylor Swift, Lichtjahre von Heino unerreichbar entfernt, hat sich für Kamala Harris von den Demokraten und damit gegen den „seltsamen“ Trump entschieden. Taylor Swift hat ihren „Swifties“, so der Name ihrer Fans, und damit der Weltöffentlichkeit mitgeteilt, sie werde am 5. November Frau Harris wählen.
Das ist angesichts der Alternative sicherlich eine gute Wahl. Aber wundert das irgendjemanden? Genetisch ist sie doch eine von uns. Das schlägt doch immer wieder durch. Wir wissen das mit den Genen dank Rolf Wellinghorst. Er war Lehrer am Quakenbrücker Artland-Gymnasium und ist mittlerweile in Pension. Lehrer, die vom Unterrichtszwang befreit sind, haben bekanntlich viel Zeit. Wenn da noch Eifer hinzukommt, reicht die Mischung für tolle Ergebnisse. Zum Beispiel wissen wir von ihm, dass die Vorfahren von Taylor Swift, dem Superstar, aus dem Artland stammen.
„Da kann man mal sehen, was gute Gene doch immer wieder ausmachen.“
Die Familie Möhlenkamp ist nämlich im vorvergangenen Jahrhundert in die USA ausgewandert. Okay, Artland ist nicht Oldenburger Münsterland, aber so gut wie. Und nahe dran. Aber wir wollen uns auch nicht mit fremden Federn schmücken. Denn der Name Möhlenkamp taucht auch im Oldenburger Münsterland auf. Beispielsweise war ein Mann namens Hermann Möhlenkamp Bürgermeister der kleinsten Gemeinde im Landkreis Cloppenburg, Lindern, wo er 2011 97-jährig verstarb. Nachfahren leben noch heute hier. Taylor Swifts Oma hieß Marjorie Moehlenkamp, war Opernsängerin und verstarb 2003.
Ihre Mama wurde auf den Namen Andrea getauft. Also wenn die Oma nicht die Oma gewesen wäre, sondern der Opa und der dann ja wahrscheinlich bei der Heirat seinen Namen behalten hätte und die Tochter Andrea nicht die Tochter gewesen wäre, sondern der Sohn, dann hätte er als Vater von Taylor den Namen Möhlenkamp weitergegeben.
Und wir wären alle „Möhlies“ statt „Swifties“ und rühmten uns nicht nur der Abstammung, sondern auch des Namens. In der riesigen Landschaft der Musikfans gibt es nämlich nur wenige, die so engagiert, so leidenschaftlich und so einflussreich sind wie die „Swifties“. Sie sind die treuesten der Treuen. Es ist –versteht sich – nur eine Frage der Zeit, dass sich Artländer und Münsterländer unterhaken und einmütig ihr inbrünstiges Bekenntnis ablegen: Einmal „Möhlies“, immer „Möhlies“. Von Marren bis Menslage strömen sie herbei, um ihrem Idol zu huldigen. Jahrhunderte ist es her. Aber wer zählt die Völker, nennt die Namen, die überm Hümmling bis zum Artland dort zusammenkamen?
Sämtliche ideologischen, politischen oder religiösen Grenzen sind wie weggefegt. Schließlich sind wir alle Niedersachsen und leben im Schatten der Friedensstadt Osnabrück. „Möhlies“ wie „Swifties“ mögen keine ausländerfeindlichen und frauenverachtenden Politiker. Da kann man mal sehen, was gute Gene doch immer wieder ausmachen. Dat sitt doar äben inne!
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