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Die ewige Suche nach der richtigen Sprache

Kolumne: Die Generation Z zeigt's Ihnen – Seit Monaten versuche ich, Sprachenlernen zu meinem Hobby zu machen. Noch bleibt der Erfolg aus.

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Ich hatte im vergangenen Jahr viele komplizierte und im Nachhinein doch kurze und ungesunde Beziehungen. Die Namen meiner Ex-Partner könnten vielleicht einigen Personen bekannt sein: Duolingo, PlattinO, Gebärdensprache Wörterbuch. Nach einer intensiven Honeymoonphase wurde es für uns einfach immer schwierig – und ich muss zugeben, ich habe meine Partner vernachlässigt.

Bevor jetzt irgendwer auf die Idee kommt, für mich zu beten, die Rede ist von Sprachlern-Apps. Als selbsternannt langweiliger Mensch bin ich immer auf der Suche nach Hobbys. Hobbys, die ich flexibel ausüben kann, da viele Optionen durch Schichtdienst wegfallen. Also musste ein eigenes Projekt her. Es folgte eine Reihe von Sprachlern-Versuchen.

Es fing alles ganz harmlos an. Mit Französisch. Die Sprache habe ich auch in der Schule gelernt. Da lässt sich bestimmt dran anschließen. Schnell war die Sprachlern-App Duolingo heruntergeladen. Ich fing an, französische Serien zu gucken und französische Musik zu hören. Nach ein paar Wochen erinnerte ich mich aber wieder daran, wieso ich Französisch abgewählt habe. Die Sprache und ich, wir werden keine Freunde. Der Erfolg blieb aus, dafür habe ich jetzt gute Playlists mit französischer Musik und weiß genug, um manchmal die französischen Witze eines Frankreich-begeisterten Kollegen zu verstehen.

Auch mit der nächsten Sprache sollte es nicht klappen. Russisch. Angeblich soll die russische Sprache relativ leicht zu erlernen sein. So hab ich das nicht erlebt.

"Damit blieb nur noch eine Sprache übrig. Mein Hoffnungsschimmer, mein Sonnenlicht: Irisch-Gälisch."

Vielleicht waren die vielen Buchstaben das Problem. Da werde ich ja beruflich auch übersättigt. Also wollte ich meinen Traum, Gebärdensprache zu lernen, umsetzen. Obwohl es eine Vokabel-App und engagierte YouTuber gibt, habe ich leider noch keinen flexiblen Online-Kurs gefunden. So blieb es wieder bei einzelnen Wörtern. Schade, aber wahrscheinlich auch besser so. Denn ein nicht zu unterschätzender Anteil von Gebärdensprachkursen vermittelt auch die Grammatik und die Kultur der Gehörlosen-Community. Es hieß wieder: ein andermal.

Da ich aber schon bei einer Form von Deutsch angekommen bin, war der nächste Schritt nicht weit: Plattdeutsch. Gezählt sind die Tage, in denen ich mich von älteren Mitmenschen dafür mobben lasse, dass ich nicht platt schnacke! Na ja, nach ein paar Tagen legte sich die Motivation dann auch wieder. Das Problem ist, dass ich zu viele Wörter eh schon verstehe. So kann ich mir wie bei Niederländisch einreden, dass ich die Sprache gut genug kann, wenn ich mich nur doll genug anstrenge. Und mal ehrlich: Mit wie vielen Personen rede ich tatsächlich auf Plattdeutsch?

Damit blieb nur noch eine Sprache übrig. Mein Hoffnungsschimmer, mein Sonnenlicht: Irisch-Gälisch. Völlig davon geblendet, dass ich das Land mag und einige irische Lieder höre, rede ich mir ein, dass es diesmal klappen wird. In Duolingo wird meine inzwischen fünfte Sprache hinzugefügt (es gab noch Exkurse in die Welt von Spanisch, Chinesisch und Klingonisch) und los geht’s. Problem eins: Die Sprache muss in einem Pub erschaffen worden sein. Wer hat mit den Buchstaben jongliert? „Danke“ heißt „Go raibh maith agat“ – ich meine, ernsthaft? Und das sage ich als Deutsche, die bei dem Wort "Rindfleischetikettierungsgesetz" nicht einmal Luft holen muss.

Ob meine Beziehung mit Irisch erfolgreich sein wird, steht noch aus. Was mir jetzt schon bleibt, sind einzelne Sätze und eine Prise Halbwissen. Aber mein Ziel habe ich erreicht: Ich habe ein Hobby. Vielleicht sollte ich es aber nicht „Sprachen lernen“ nennen, sondern „Sprachen kennenlernen“ nennen.


Zur Person:

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