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Die „Erbeern“ blüh‘n, die Hummel brummt

Kolumne: Notizen aus dem wahren Leben – Im Garten gibt es noch so einiges über Tiere, Insekten und Pflanzen zu lernen. Aber er ist auch harte Arbeit.

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„Erbeern“, sagt der gerade 2-jährige Enkelsohn, und greift nach den frisch vom Strauch gezupften Johannisbeeren. Klar, für ihn ist zunächst einmal alles, was aus dem Garten kommt und rot aussieht, eine Erdbeere, denn die hat er zuerst kennengelernt. Kein Problem, das wird alles schon. Wir arbeiten uns geduldig und im Zeitraffer weiter zu den heranreifenden Himbeeren und Blaubeeren und landen irgendwann im überquellenden Reich der Brombeeren.

Ja, ja, Garten ist Lust – und manchmal Frust, wenn es nicht so klappt wie geplant, die Radieschen voller Wurmlöcher sitzen und der Salat aussieht, wie von Schnecken zerfressen. Ach, das waren welche; die haben es doch glatt ins Hochbeet geschafft! Und Garten ist Arbeit, viel Arbeit. Das haben uns die Eltern und vor allem die Großeltern gezeigt, die ja gar nichts anderes kannten: Im benachbarten Hökerladen gekauft wurde nur, was man nicht selbst zu Hause hatte.

Gemüse, Salate, Kartoffeln, Beerenfrüchte und Obst, dies alles hegte und pflegte man, aß es frisch oder konservierte es für den Winter. Rumtopf inklusive für fröhliche Abende am Bollerofen. Nun, Schluss mit Nostalgie. Ich sage: Garten ist Zukunft – in übertragenem Sinne. Denn auch ein noch so kleiner grüner Fleck im häuslichen Umfeld, den man selbst beackern kann, ist eine Schule fürs Leben. Wo sonst lernt man leichter und entspannter etwas über biologische Zusammenhänge und lebenswichtige Grundlagen. Da brummt die Hummel, summt die Biene – ein prächtiges Schauspiel nicht nur an Flugkünsten, sondern auch für das Zusammenspiel zwischen Insekt und Pflanze. So manche Frucht gäbe es gar nicht ohne das Brummen und Summen.

„Ich möchte die vielen Vögel, das Eichhörnchen und den Igel nicht missen.“

Weiter gedacht wären dann auch so mancherlei Tierarten bedroht, wenn dieses Zusammenspiel nicht mehr funktioniert. Ich möchte die vielen Vögel, das Eichhörnchen und den Igel nicht missen. Und: Ausgesummt und ausgeblüht – da ist selbst der Mensch am Ende ratlos.

Um was Gutes zu bekommen, muss man sich halt anstrengen

Garten ist Arbeit – aufs Neue. Wer nicht säht, kann nicht ernten. Uralter Schnack, der dadurch aber nichts an Aktualität eingebüßt hat. Wir müssen uns schon anstrengen, uns bücken und hinknien, den Rücken krumm machen oder auf der Leiter strecken, um an die schönsten Früchte zu gelangen. Und wenn wir unseren Kindern und Enkeln diese Erkenntnis, diese Einsicht und auch Anstrengung nicht mehr vermitteln und zumuten, dann läuft in unserer Gesellschaft etwas grundsätzlich falsch.

„Wie weit sind die Tomaten, der Enkel kommt“, sagt die beste Ehefrau von allen. „Gemach, gemach“, antworte ich, „die kleinen gelben sind schon fast so weit. Und die dicken roten, da müssen wir noch gemeinsam mit der Gießkanne ‘ran“. Typisch „Erdbeern“ eben!


Zur Person

  • Der Journalist Andreas Kathe lebt in Dinklage. Lange Jahre war er Redakteur und Redaktionsleiter der OV.
  • Den Autor erreichen Sie unter: redaktion@om-medien.de.

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