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Das St.-Josefs-Hospital war schon vor der Insolvenz kaputt

Gästebuch: Der heilige Josef hat im nach ihm benannten Hospital in Cloppenburg nichts mehr verloren.

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Der heilige Josef war ein braver Mann, ein einfacher Zimmermann, ein bescheidener Handwerker, einer aus dem Volk, der wusste, ohne Bildungsbürger zu sein, was recht und was gut und was schlecht war, was richtig und was falsch. Einfach gut. Das Krankenhaus Cloppenburg, größter Arbeitgeber der Stadt mit über 800 Beschäftigten, hat sich nach diesem einfachen Arbeiter benannt. Es sollte sich demgemäß ihm auch besonders verpflichtet fühlen und „beständiglich“ bitten, es „zu behüten, vor Sünd' und Schand'“. Wie ein Vater.

Vom „Rächten Pad oawe“ sind sie gekommen. Den Weg Josefs verlassen haben sie. Sie, die zwei oder drei, die sich in seinem Namen versammelt haben, die seit Jahren wachen wie werken und wieseln wie wursteln über das Hospital und die jetzt die siechende „Firma“ vor die Wand gefahren und auf der Bahre zum Amtsgericht geschleppt haben. Für das Waschen ihrer vielen Hände kam das Wasser kaum nach. Das Cloppenburger St.-Josefs-Hospital hat sich weit vom heiligen Josef entfernt. Der Zimmermann ist eingespart durch die Axt, die schon längst regiert und mit ihr die Angst.

Falsch abgebogen ist das Haus schon vor Jahren, als selbst hoch würdige Mitmenschen nur an sich selbst dachten. Das Haus, eigentlich dem Gesundmachen verpflichtet, kränkelt länger als eine Dekade Z.n. (Anm. der Redaktion: „Zustand nach“) Misswirtschaft, Inkompetenz, Ignoranz und Überheblichkeit. „Doar heff dei Wurm inne säten und sitt e villichte noch vandoage inne“, würde Broahms Bernd beisteuern. Wo ist das Fenster zum Rauswerfen? Jobversprechen haben Schwindsucht. Geld regiert. Schuld sind natürlich die anderen. Wie immer. Und die Zeche zahlen „die da unten“ und nicht „die da oben“. Auch wie immer. Pflegekräfte mussten schon bangen um Lohn und Brot. Chefärzten winkten goldene Scheckbücher. Jetzt läuft der Film „The big Ablenkung“. Wer am lautesten schimpft, hat's am meisten nötig.

„Und jedes normale Unternehmen wäre schon vor Jahren zusammengebrochen unter einer Personalpolitik, die diese seröse Bezeichnung wirklich nicht verdient. Alles nach dem Motto: Abmahnung, Kündigung, Abfindung. Wer will denn sonst noch was?“

Die härtesten Worte findet die „Mutter“ des heiligen Josef, also der Chef des Ganzen. „Belogen und betrogen“ (so wörtlich) worden sei man von Politik und Co., wählt der Stiftungschef den möglichst groben Keil in Richtung Nebenschauplatz und hofft auf kurze Gedächtnisse. Denn was eigentlich kommt vor dem Fall? Jedes normale Unternehmen wäre bei der Zahl und der Qualität seiner Geschäftsführer schon vor Jahren pleite gegangen. Und jedes normale Unternehmen wäre schon vor Jahren zusammengebrochen unter einer Personalpolitik, die diese seröse Bezeichnung wirklich nicht verdient. Alles nach dem Motto: Abmahnung, Kündigung, Abfindung. Wer will denn sonst noch was? Wünsch dir was! Was kostet die Welt. Wo ist das Fenster zum Rauswerfen? Jobversprechen haben Schwindsucht. Geld regiert. Jetzt ist man bei der Insolvenz angekommen.

Die Krokodilstränen der Politiker sämtlicher Couleur von der Lokal- bis zur Bundesebene fließen entlang der Parteilinien. Auch hier sind Schuldzuweisen die falsche Diagnose. Sie hilft dem Patienten nicht wirklich. Nun zahlt die Arbeitsagentur aus dem Topf sämtlicher Arbeitnehmer erstmal die Gehälter weiter für 3 Monate. Damit sind schon mal ein paar Millionen gespart. Dann wird Druck gemacht, damit alle, bei denen man noch Schulden hat, zumindest auf einen Teil verzichten. Könnte wieder ein Haufen Taler sein. Das hätten wir dann schon mal.

Aber ganz hinten lauert ja noch der alte Adel vor dem Landesarbeitsgericht und rechnet mit Millionen. Mit treuem Augenaufschlag beteuert er ein größtes Bedauern über eine Kündigung, flehend, seinen alten Job als Chefarzt wiederhaben zu wollen. Oder er müsste ebenfalls unter größtem Bedauern die tiefe Verletzung durch zahlreiche Nullen hinterm Komma ausheilen lassen. Das Hospital, es ziert sich noch und zieht und zieht. Doch es wird ja wohl wie stets den Kürzeren ziehen. Schon wieder die eine oder die andere Million futsch. Der heilige Josef, er ist weit weg verbannt. Stattdessen herrschen Sünd' und Schand'.


Zur Person:

  • Otto Höffmann ist Rechtsanwalt in Cloppenburg.
  • Den Autor erreichen Sie unter der E-Mail-Adresse redaktion@om-medien.de.

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