Das Oldenburger Münsterland trauert um Papst Franziskus
Das Kirchenoberhaupt ist am Ostermontag gestorben. Trauerbekundungen kommen auch aus der Region.
Julian Röben, Aaron Dickerhoff | 21.04.2025
Das Kirchenoberhaupt ist am Ostermontag gestorben. Trauerbekundungen kommen auch aus der Region.
Julian Röben, Aaron Dickerhoff | 21.04.2025
Archivfoto: dpa
Papst Franziskus ist tot. Das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche starb am Ostermontag im Alter von 88 Jahren. Die Nachricht aus dem Vatikan versetzte Millionen Menschen weltweit in tiefe Trauer. Trauerbekundungen kommen auch aus dem Oldenburger Land. Weihbischof Wilfried Theising, Weihbischof im Bistum Münster und Leiter des Bischöflich Münstersche Offizialat in Vechta, gedenkt eines Papstes, der „ungewöhnliche Wege gegangen ist“. Einer Mitteilung zufolge kannte Theising Papst Franziskus persönlich und habe ihn zu verschiedenen Gelegenheiten getroffen. „Als katholische Weltkirche haben wir ihm viel zu verdanken“, so Theising. Besonders in Erinnerung würden demnach sein Streben nach Synodalität und sein Einsatz für die Menschen, die an den Rändern stehen bleiben. „Wir danken Papst Franziskus, für all sein Wirken für alle Menschen.“ „Wir nehmen Abschied von einem umsichtigen Hirten, einem Brückenbauer und Menschenfreund. Wir danken Papst Franziskus, für all sein Wirken für alle Menschen“, so der Weihbischof. Die Pfarreien im Bistum Münster seien zudem eingeladen, jeden Tag bis zum Begräbnis des Papstes die Totenglocke zu läuten. Darüber hinaus lädt Weihbischof Wilfried Theising lädt zu einer Gedenkmesse für Papst Franziskus ein. Am Georgstag, dem Namenstag des verstorbenen Papstes, also am Mittwoch (23. April), wird um 8.15 Uhr die Eucharistie im Gebet für den Verstorbenen in der Propsteikirche St. Georg in Vechta gefeiert. Die Todesnachricht hat Pfarrer Dr. Marc Röbel, Akademiedirektor der Katholischen Akademie Stapelfeld, direkt nach einem Ostergottesdienst erreicht. „Die Meldung stimmt mich persönlich traurig, aber sie hat etwas sehr Tröstliches: Tod und Auferstehung liegen aus christlicher Sicht dicht beieinander“, so Röbel. „Papst Franziskus war bis zuletzt ein Kämpfer und ein Papst der Überraschungen.“ „Papst Franziskus war bis zuletzt ein Kämpfer und ein Papst der Überraschungen. Nicht alle Impulse, die er angestoßen hat, konnten verwirklicht werden. Darunter wird er bisweilen selbst gelitten haben.“ Auf der anderen Seite habe er wichtige Akzente gesetzt, die für die Kirche und die Theologie im 21. Jahrhundert von Bedeutung sind und bleiben, wie zum Beispiel das Rundschreiben „Laudato Si“. Martina Wittkowski, die Kreispfarrerin des evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Oldenburger Münsterland, findet vor allem die Bescheidenheit und die Nähe zu den Menschen, die Papst Franziskus an den Tag gelegt habe, beeindruckt. Damit habe er neue Maßstäbe für das Amt gesetzt. „Er hat einen starken Veränderungswillen für die katholische Kirche gezeigt, ist damit an bestimmten Punkten aber auch an Grenzen gestoßen. Für die katholischen Geschwister ist dies ein trauriger und zugleich ein einschneidender Moment für den weiteren Weg ihrer Kirche“, so Wittkowski. Dr. Heinrich Dickerhoff, ein katholischer Theologe aus Cloppenburg, würdigt Papst Franziskus als „ersten Papst, der nicht aus der ‚alten Welt‘ stammte, sondern aus jenem Bereich, den man heute den ‚globalen Süden‘ nennt“. Er sieht in ihm einen „sicher ehrenwerten und sympathischen Kirchenmann“. Berührend fand Dickerhoff, wie er offensichtlich schon sterbend am Ostersonntag mit letzter Kraft einen Segen über die zerrissene Welt sprach. „Und vor allem in den ersten Jahren seines Pontifikats hatte ich den Eindruck, dass er eine neue Leichtigkeit ins Papsttum brachte, vielleicht eine gewisse innere Distanz zu einem Amt, das mir völlig überfrachtet scheint, mit Bedeutungen und Erwartungen“, so Dickerhoff. „Vielleicht dürfen wir auch nicht erwarten, dass eine in Jahrhunderten gewachsene und verfestigte Kirchen-Behörde veränderbar ist.“ Allerdings konnte der Theologe wirkliche Erneuerungen nicht erkennen. „Vielleicht dürfen wir auch nicht erwarten, dass eine in Jahrhunderten gewachsene und verfestigte Kirchen-Behörde veränderbar ist. Dass eine um sich selbst und ihre Bedeutung kreisende ‚Gottes-Verwaltung‘ mitbekommt, dass die meisten Menschen ganz andere Sorgen und Fragen haben – und dass Gott sich nicht verwalten lässt!“ André Ciszewski, der Pfarrer in Dinklage, durfte Papst Franziskus viele Male im Rahmen seiner Tätigkeit beim Heiligen Stuhl, im Dikasterium, für die Bischöfe, begegnen. „Was mich immer beeindruckt hat, war seine große Zugewandtheit und starke Präsenz. Wenn man vor ihm stand, dann hatte man fast den Eindruck, mit ihm allein zu sein, auch wenn noch ganz viele andere Menschen im Raum waren. So intensiv und gesammelt hat er einen angeschaut“, berichtet Ciszewski Er habe Papst Franziskus als einen echten Menschenfreund und einen tief Gottverbundenen wahrgenommen. Beides habe für ihn untrennbar zusammengehört. Einen bedeutungsvolleren Tod habe er kaum sterben können, findet Ciszewski. „Mit seinem Tod an Ostern verkündet er uns die Auferstehung, die er gestern auf dem Petersplatz noch bezeugt hat. Danke, Heiliger Vater!“ Dr. Lars Schlarmann, Kaplan in Cloppenburg, verbindet mit Papst Franziskus eine „aufrichtige Treue zum Evangelium“, Papst Franziskus war ihm zufolge „evangelisch“ und er habe das Evangelium zum Fundament seines Lebens, Wirkens und der Ausrichtung der Kirche gemacht. Er habe die Botschaft Jesu immer in Verbindung zum Leben gebracht und ist dabei auch – gerade in kirchlichen Kreisen – angeeckt. Schlarmann: „Ich denke an den franziskanischen Auftrag, an die ‚Ränder zu gehen‘ und an seinen Wunsch nach einer armen Kirche für die Armen; an den Segen für alle Menschen (ungeachtet ihrer sexuellen Orientierung) oder auch an die Fußwaschung von Gefangenen, Frauen und Muslimen.“ „Ich verbinde mit Papst Franziskus – und dafür bin ich ihm sehr dankbar – einen kirchlichen Wandel hin zu einer hörenden, synodalen Kirche.“ Darüber hinaus schätzt er, dass Franziskus stets den Kontakt zu den Menschen gesucht habe. Er habe sich sich immer als Mensch gezeigt – geschwächt und zugleich humorvoll. „Ich verbinde mit Papst Franziskus – und dafür bin ich ihm sehr dankbar – einen kirchlichen Wandel hin zu einer hörenden, synodalen Kirche, in der alle Menschen eingeladen sind, miteinander den Glauben zu leben und das Evangelium zu verkünden. Damit schließt sich mein Franziskus-Erinnerungskreis: ein wirklich ‚evangelischer‘ Papst; immer im Dienst des Evangeliums für Gott und die Menschen“, so Schlarmann. Dr. Antonius Hamers, der Diözesanadministrator des Bistums Münster, blickt in einer ersten Stellungnahme „in großer Dankbarkeit und tiefem Respekt auf die Lebensleistung von Papst Franziskus“. Er sei ein Seelsorger, ein Menschenfreund und ein Brückenbauer gewesen. Er habe sich in seinem Pontifikat für die notwendige Erneuerung der katholischen Kirche eingesetzt. „Mit großer Eindeutigkeit hat er sich für die Bewahrung der Schöpfung sowie für ein Ende von Krieg, Terror und Gewalt eingesetzt“, so Hamers. Am Herzen lagen Papst Franziskus demnach insbesondere die Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen und leben, wie die Armen oder die Kranken. „Ich lade alle Menschen im Bistum Münster ein, für den Verstorbenen zu beten“, schließt Hamers. Diözesanadministrator Hamers wird des verstorbenen Papstes am kommenden Sonntag (27. April) um 10 Uhr im Kapitelsamt im St.-Paulus-Dom in Münster in besonderer Weise gedenken. In einer ersten Reaktion auf den Tod des Papstes äußert sich auch der Osnabrücker Bischof Dr. Dominicus Meier OSB in einem Brief an die Gemeinden wie folgt. „Als katholische Christinnen und Christen trauern wir um einen Menschen, der in großer persönlicher Bescheidenheit und Liebenswürdigkeit Gottes Wirken in dieser Welt bezeugt hat“, heißt es. Papst Franziskus habe auf unterschiedliche Weise deutlich gemacht, dass die Botschaft von Gottes Liebe in den verschiedenen Sprachen und Kulturen entdeckt werden könne, so Meier. „Wir danken Gott, dass er uns Papst Franziskus geschenkt hat.“ Auch die Caritas im Oldenburger Land trauert um Papst Franziskus. „Als Wohlfahrtsverband haben wir ihm viel zu verdanken“, äußert sich Dr. Gerhard Tepe, der Direktor des Landes-Caritasverbandes für Oldenburg, in einer Mitteilung. So habe der Papst unter anderem mit seiner ersten Reise nach Lampedusa die Not der Flüchtlinge ins Scheinwerferlicht der Welt gerückt. Menschen am Rande seien ihm wichtig gewesen. „Mit seinem einfachen Lebensstil hat er Maßstäbe gesetzt und Caritas eindrucksvoll gelebt“, so Tepe. Bischof Thomas Adomeit (Oldenburg), der Ratsvorsitzende der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen, ist in Gedanken und Gebeten „bei unseren katholischen Geschwistern, die um den Heiligen Vater trauern“. Allein sein gewählter Papstname Franziskus mache seine Haltung der Demut und den Einsatz für Gerechtigkeit deutlich, so Adomeit in einer Mitteilung. „Ich bin sicher, dass sein Leben und Wirken für viele Menschen weit über seinen Tod hinaus Vorbild und Inspiration sein werden.“ Lesen Sie hier einen Kommentar von Aaron Dickerhoff zu dem Tod des Papstes.
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