„Das EKG ist nur der Anfang“
Dr. Achim Gutersohn stellt auf dem OM-Forum Gesundheit die Möglichkeiten von speziellen Smartwatches für die Telemedizin vor.
Jonas Seelhorst | 05.11.2025
Dr. Achim Gutersohn stellt auf dem OM-Forum Gesundheit die Möglichkeiten von speziellen Smartwatches für die Telemedizin vor.
Jonas Seelhorst | 05.11.2025

Wie Smartwatches und KI-basierende Algorithmen das Schlaganfallrisiko bedeutend verringern können, erklärt Chefarzt Dr. Achim Gutersohn beim ersten OM-Forum Gesundheit im Emsteker Ecopark. Foto: SES/Lutz
Viele Smartwatches bieten die Möglichkeit, Daten über Herzfrequenz, Schlafrhythmus und allgemein die körperliche Fitness zu sammeln. Wichtig dabei: Medizinisch verlässliche Informationen produzieren diese Geräte nicht, dabei ist die Idee an sich ja verlockend. Mit speziell zertifizierten Smartwatches samt App-Begleitung steht nun für das St.-Josefs-Hospital in Cloppenburg und das Vechtaer St.-Marien-Hospital ein Pilotprojekt in den Startlöchern, um die neuen Möglichkeiten einer kardiologischen Fernüberwachung auszuloten. Entwickelt wurde das Programm, um Patienten eine zusätzliche Unterstützung bei der Behandlung von Herzrhythmusstörungen zu bieten, sagt Chefarzt Dr. Achim Gutersohn, Direktor der kardiologischen Kliniken beider Häuser. In Deutschland erleiden pro Jahr im Schnitt 300.000 Menschen einen Schlaganfall. Ein großer Risikofaktor ist dabei das Vorhofflimmern. Jeder fünfte 70- und jeder dritte 80-Jährige sei davon betroffen, verdeutlicht der Chefarzt. Ziel des Programms ist es, das Wohlbefinden und die Herzgesundheit nach der Behandlung zu überwachen und die Qualität dieser zu sichern. Und wie stellt man das an? Die Uhr erfasst kontinuierlich Herzdaten. Zusätzlich kann der Patient durch Fingerauflegen ein EKG generieren. Bereits hier gibt die Uhr direktes Feedback und weist auf Auffälligkeiten hin. Eine Diagnose stellt sie jedoch nicht. Dafür werden die Daten mittels KI-basierter Algorithmen analysiert und dann per „Double Check“ vom Arzt abschließend begutachtet und ausgewertet. Anfangs werden 500 Patientinnen und Patienten an dem Projekt teilnehmen. Die Datenübertragung erfolgt dabei verschlüsselt und vollkommen sicher. Nach 90 Tagen entsteht daraus ein medizinischer Bericht, der Aufschlüsse zum aktuellen Gesundheitszustand und eventuellen Auffälligkeiten gibt. Die begleitende Noah Laps App hilft den Trägern dabei, die Gesundheitsdaten im Blick zu halten. In den nächsten 10 Jahren werde hinsichtlich der Telemedizin noch viel passieren, ist sich Dr. Gutersohn sicher. „Früher hat ein EKG-Gerät 300 Kilogramm gewogen. Mit dieser Uhr sind es heute 32 Gramm.“ Das mobile Erstellen eines EKGs sei nur der Anfang. „Da wird noch ganz viel möglich sein.“ Schon jetzt könne Diabetiker mittels Sensoren ihre Blutzuckerwerte auf dem Handy checken. Und auch bei Fettleibigkeit, Schlafrhythmik bis hin zu Reha-Kursen sieht er Potenzial. Beispielsweise arbeitet das Start-up, welches ebenfalls den Server der Herzdaten betreibt, aktuell an einem System, das anhand des Sprachmusters eines Patienten erkennt, ob dieser zu wenig oder zu viel Flüssigkeit im Körper hat. „Der Fantasie sind also Tür und Tor geöffnet.“ Was für Dr. Gutersohn allerdings jetzt schon klar ist: Die neuen Möglichkeiten der Telemedizin sind ein „unfassbarer Gewinn“ für die Behandlungsmöglichkeiten und auch die Lebensqualität der Patienten. Denn: Jeder Krankenhaustag ist ein schlechter Tag. Das gilt ebenso für Patienten wie auch für Kassen.
300.000 Schlaganfälle pro Jahr
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