Seinen ersten Krankenhausaufenthalt hat Balduin Flatken nicht zuletzt in feucht-fröhlicher Erinnerung. Eine Verletzung beim Fußball erforderte vor über 40 Jahren die stationäre Aufnahme. Ins Abseits gedrängt fühlte sich der junge Mann jedoch nicht. „Heute unvorstellbar, aber damals durfte man ja noch rauchen und die ein oder andere Flasche Cognac gab es auch. Eine schöne Zeit“, verrät der Neuscharreler lachend, der es sich mit seinen Sport- und Zimmerkollegen gutgehen ließ und sich vom Personal des Friesoyther St.-Marien-Hospitals bestens betreut sah.
Aber auch schwere Schicksalsschläge mit dem Verlust eines Sohnes und seiner Ehefrau prägen sein Leben. Und wieder war auf die Belegschaft der Klinik Verlass. Bei den zahlreichen Besuchen an den Krankenbetten „haben wir eine Menschlichkeit erfahren, die ich nicht vergesse“, betont Flatken und dankt allen Schwestern, Pflegern und Ärzten. „Sie haben uns behandelt, als gehörten wir dazu.“
Mit dem Krankenhaus fühle er sich somit verbunden und möchte dazu beitragen, seine Zukunft langfristig und nachhaltig zu sichern. Deshalb unterstützte der Neuscharreler nun die Bürgerhospitalstiftung mit sage und schreibe 10.000 Euro. „Und ich hoffe, es wird viele weitere Spender gebend“, sagt der Zustifter und freute sich über die Information von Bhs-Vorsitzenden Bernd Rieken und Aufsichtsratschef Georg Litmathe, dass in den vergangenen Wochen weitere 5000 Euro in das gemeinnützige Projekt geflossen sind, das bewusst an keine Konfession gebunden und allen Bürger offen steht.
Initiative bekanntmachen und Quellen anzapfen
Wie berichtet, wurde die Stiftung im Sommer 2021 durch 17 Stifter gegründet und hat im Oktober offiziell ihre Arbeit aufgenommen. „Im Bereich der Krankenhäuser deutschlandweit ein Alleinstellungsmerkmal“, unterstrich Litmathe.
Vorstand und Stiftungsrat setzten sich aktuell dafür ein, die Initiative bekannt zu machen, „Quellen anzuzapfen“ und Gelder auf verschiedenen Ebenen zu sichern. Zur ersten eigenen Aktion zählte die Herausgabe des Adventskalenders in Kooperation mit dem Friesoyther Handels- und Gewerbeverein (HGV). Fast alle der 2200 gedruckten Exemplare wurden verkauft. Der Reinerlös: 15.000 Euro. „Dieser Erfolg bestätigt den Rückenwind aus der Bevölkerung“, so Bernd Rieken. Darüber hinaus seien 22.000 Info-Flyer in der Region verschickt worden, die über Aufgabe und Ziele informierten.
Angesichts des gerade veröffentlichten Gesetzentwurfes für Krankenhäuser sehen Rieken und Litmathe die Friesoyther Einrichtung „gut aufgestellt“.
Ausrichtung der kommenden fünf Jahre
Die stationäre und ambulante Versorgung stufen beide Verantwortliche als „beispielhaft“ ein und mit der Politik sollen konkrete Strukturen und Maßnahmen zur Standortsicherung erörtert werden. „Wir wollen was tun und werden uns intensiv in die Diskussionen einbringen“, betonte Litmathe. Der 2019 aufgestellte „Zehn-Punkte-Plan“ mit der Geschäftsführung sei abgearbeitet, auf der Agenda stünde nun die strategische und schwerpunktmäßige Ausrichtung für die kommenden fünf Jahre. Dem Fachkräftemangel zu begegnen und entgegenzutreten, der im Oktober das Aus der Geburtshilfe bedeutete, soll dabei zu wesentlichen Themen zählen. Wie und wo Stiftungsgelder genutzt werden, soll ebenfalls beraten werden.
Großes steht dem kleinen Krankenhaus dann mit dem anstehenden Neubau bevor, der zur Rentabilität beitrage, zeigen sich Stiftung und Aufsichtsrat überzeugt. Nach Eröffnung der neuen Räume „haben wir ein runderneuertes Haus“, das eine Grund- und Regelversorgung optimal garantieren könne.
- Info: Die Stiftung weist darauf hin, dass noch nicht alle Gewinne des Adventskalenders abgeholt wurden. Die Gewinn-Nummern und Preise sind unter www.bhs-friesoythe.de abrufbar. Die Aktion soll 2022 wiederholt werden.