Corona-Kritiker verteilen Flugblätter
In Cloppenburg sollen „Freiheitsboten“ die Flyer verteilen, die entsprechende Gruppe hat 44 Mitglieder. Nutzer in Facebook-Gruppen haben sich über die Sendung gewundert und geärgert.
Oliver Hermes | 14.10.2020
In Cloppenburg sollen „Freiheitsboten“ die Flyer verteilen, die entsprechende Gruppe hat 44 Mitglieder. Nutzer in Facebook-Gruppen haben sich über die Sendung gewundert und geärgert.
Oliver Hermes | 14.10.2020
Foto: Hermes
Mit Flugblättern wollen Kritiker der Corona-Verordnungen auf sich aufmerksam machen, ein Exemplar landete auch bei der Münsterländischen Tageszeitung. Unter anderem hatten sich ebenfalls Nutzer in Cloppenburger Facebook-Gruppen über die „Werbung“ im Briefkasten gewundert. Im kleingedruckten Impressum steht darauf Dr. Bodo Schiffmann: Ein HNO-Arzt aus Sinsheim, der mit zweifelhaften Theorien bundesweit in Erscheinung tritt. Seinem Youtube-Kanal folgen rund 109.000 Menschen. Der Mediziner ist Mitbegründer der Corona-Protestbewegung „Widerstand 2020“ und auf Veranstaltungen von „Querdenken 711“ zu finden. Unter anderem hatte Schiffmann in der jüngeren Vergangenheit über Kinder berichtet, die aufgrund der Mund-Nasen-Bedeckung gestorben seien. Er kenne einen Fall aus Schweinfurt, Details oder Belege nennt er in seinen Videos nicht. Dies rief die zuständige Polizei in Unterfranken auf den Plan. „Seit Dienstag verbreiten Masken-Kritiker auf Social Media Falschmeldungen über den angeblichen Tod eines sechsjährigen Mädchens in Schweinfurt. Schenkt diesen Fakenews bitte keinen Glauben und retweetet sie auf keinen Fall“, teilten die Beamten via Twitter mit. Auch ein Bestattungsunternehmen meldete sich nach Rücksprache mit den Eltern zum Gerücht um einen verstorbenen Jungen aus Nordrhein-Westfalen zu Wort: „In der letzten Zeit wurden viele Falschmeldungen in den sozialen Medien verbreitet. Melvin hatte bei seinem Zusammenbruch keinen Mund-Nasen-Schutz getragen. Auch hat sich dies nicht, wie häufig beschrieben, in einem Bus zugetragen. Der Tod von Melvin hat rein gar nichts mit dem Coronavirus zu tun“, heißt es auf der Facebookseite des Unternehmens. Auch der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte sowie die Deutsche Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin haben sich zu dem Thema geäußert: „Bei gesunden, wachen Kindern geht von einer Mund-Nasen-Bedeckung keine Gefahr der Anschoppung von CO2 aus, wenn die MNB nicht als Knebel verwandt wird.“ Sie empfehlen das regelmäßige Tragen einer Maske frühestens ab 6 Jahren, wobei beachtet werden müsse, dass dies keinen Zwang darstellen darf, besonders bei jüngeren Schulkindern unter zehn Jahren. In Grundschulen gilt die Pflicht nicht. Schiffmann nennt die Mund-Nasen-Bedeckung in seinen Videos eine „Sklavenmaske und ein Symbol der Unterdrückung“. Jeder, der diese trage, sei ein Sklave des Systems und Deutschland sei ein totalitärer Staat geworden. Viele seiner Aussagen sind inzwischen mehrfach durch verschiedene Faktenchecks widerlegt worden. Die Verteilung seiner Flyer soll bundesweit stattfinden, dazu gebe es laut einer Internetseite sogenannte Freiheitsboten. „Geht an die Haustüren und in die Fußgängerzonen“, fordert Schiffmann diese auf. Eine entsprechende Cloppenburger Gruppe zählt 44 Personen. Bestellt werden können die Flyer direkt bei Schiffmann, die Mindestabnahme liegt bei 200.000. Wer allerdings das Schild „Bitte keine Werbung“ auf dem Briefkasten hat, kann gegen den Flyer vorgehen. „Es kann im Einzelfall ein Anspruch auf Unterlassung bestehen. Beim nächsten Verstoß könnte im Falle einer strafbewehrten Unterlassungserklärung eine Vertragstrafe fällig werden““, erklärt der Cloppenburger Rechtsanwalt Jan Oskar Höffmann.Bestatter und Polizei widersprechen Behauptungen
Flyer soll bundesweit verteilt werden
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