Barßeler Tief verschlickt immer mehr
Bürgermeister Nils Anhuth und der Geschäftsführer des Touristikvereins fordern eine Entsandung. Es gibt aber auch kritische Gegenstimmen.
Hans Passmann | 21.06.2020
Bürgermeister Nils Anhuth und der Geschäftsführer des Touristikvereins fordern eine Entsandung. Es gibt aber auch kritische Gegenstimmen.
Hans Passmann | 21.06.2020
Die Gewässer rund um Barßel – ob „Soeste“ „Dreyschloot“ „Barßeler Tief“ „Leda“ oder Jümme“ – versinken von Jahr zu Jahr im Schlamm. Bootsfahrer müssen höllisch aufpassen,wenn sie bei Niedrigwasser den Barßeler Hafen erreichen möchten, ohne auf eine Sandbank zu laufen. Die lauern insbesondere in den Kurven oder engen Stellen der Fließgewässer. Nun schlagen die Bootsfahrer, die Gemeinde Barßel, aber auch der Touristikverein „Erholungsgebiet Barßel-Saterland“ Alarm. „Der Hafen ist ein wichtiger Tourismusfaktor. Daher müssen die Gewässer unbedingt für die Freizeitkapitäne befahrbar bleiben“, erklärt der Geschäftsführer des Barßeler Touristik, Jens Lindstädt. „Die Auswirkungen der Ems, jede Überführung der Kreuzfahrtriesen merken wir hier in Barßel“, ergänzt Bürgermeister Nils Anhuth (Parteilos). Erst vor wenigen Tagen war die stellvertretende Bundesvorsitzende der CDU Deutschland, MdB Silvia Breher, in Barßel, um sich dieser Sorgen anzunehmen. Sie versprach, die Probleme in Berlin vorzutragen. „Eine Entsandung hat es schon vor mehr als zehn Jahren gegeben. Rund 350.000 Euro hat damals die Maßnahme gekostet. Die Entsandungsmaßnahmen haben damals an den neuralgischen Punkten den erhofften Erfolg gebracht. Die Fahrrinnen hatten durchweg eine Tiefe von 0,90 bis zu 1,80 Meter. Teilweise wurden sogar Tiefen von zwei und im Bereich des Hafens von sechs Meter gemessen – und dies bei Niedrigwasser. Bei Hochwasser ist es nicht so dramatisch, denn dann haben die Boote noch mehr Wasser unterm Kiel. Rund 18.000 Kubikmeter Schlamm wurden bei der Entsandungsmaßnahme vor zehn Jahren bewegt. Dafür wurden drei Spülfelder je 1,5 Hektar angelegt, wofür Landwirte ihre Flächen zur Verfügung stellten. Doch mittlerweile hat sich der Zustand deutlich verschlechtert. „Es wird wieder Zeit, dass eine Entsandung erfolgt, damit der Wassersporttourismus nicht zum Erliegen kommt. Davon betroffen ist auch der Ausflugsdampfer des Vereins Erholungsgebiet Barßel-Saterland. Die Lage ist prekär“, bringt Geschäftsführer Jens Lindstädt auf den Punkt. Doch es gibt zu den Entsandungsmaßnahmen auch kritische Stimmen. „Davon halte ich nicht so viel. Die Maßnahmen bringen auf Dauer nicht den Erfolg. Bei unserem Steg haben wir die Maschinen unseres schwimmenden Vereinsheims der ,Hetta‘ angeworfen und den Schlamm aufgewirbelt“, berichtet der ehemalige Vorsitzende des Wassersportclubs (WSC) Soeste, Rolf Diekhaus. Wichtig sei, dass die Fahrrinne freigehalten wird. „Jede Überführung der Kreuzfahrtriesen merken wir hier in Barßel.“ „Die Probleme sind schon lange bekannt. Wer soll das bezahlen. Dieses Jahr sieht es ja düster mit den Steuereinnahmen aus“, meint Markus Morthorst aus Lohe bei Facebook. Für Stefan Groothoff ist es wichtig, dass der Hafen ausgebaggert wird. Schon für den Tourismus. Das komme dem Einzelhandel und der Gastronomie zugute. „Es ist aber nicht nur der Hafen, welcher Handlungsbedarf hat. Das gesamte Tief verschlickt immer mehr. Nur ein ausgebaggerter Hafen nutzt nichts, wenn die Gewässer umzu immer mehr Untiefen haben“, meint das Vorstandsmitglied vom WSC Soeste, Frank Schoone. Ein Hafen ohne Boote zieht kaum Touristen an. Die Versandung hat für Schoone mehrere Hauptursachen: Die Begradigungen und Eindeichungen. Durch die stetigen Emsvertiefung für die Meyer-Werft läuft die Tide stärker auf und ab und bringt große Mengen Schlick mit, der sich bei jedem Tidehochwasser ablagert. „Baggern hilft erstmals, ist jedoch ein Herumdoktern an Symptomen“, meint Schoone. „Das Problem ist lange bekannt, es ist Zeit zum Handeln“, schreibt Clarissa Theesfeld. Das weiß auch Barßels Bürgermeister Nils Anhuth. „Wir haben für dieses Jahr im Haushalt Mittel für kleine Entsandungsmaßnahmen eingestellt. Für die schlimmsten Stellen. Ansonsten sind für größere Maßnahmen bei uns keine Gelder vorhanden“, sagt Anhuth. Nun hofft Barßels Oberhaupt ebenso wie auch die Barßeler Touristik auf Hilfe aus der Bundeshauptstadt.
Geschäftsführer sieht "prekäre Lage"
Haushalt hält Mittel für kleine Entsandung bereit
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