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Auf der Flucht vor der Schnell-Gefährlich-Schlange

Kolumne: Dass meine Tochter viel Fantasie hat, wusste ich schon länger. Dass wir deshalb um unser Leben rasen müssen, war mir aber neu.

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„Schnell Papa, wir müssen uns beeilen!“, schallt es mir vom Fahrradsitz auf dem Gepäckträger entgegen. Okay, das ist neu. Normalerweise bin ich doch derjenige, der meiner Tochter etwas Dampf machen muss, damit wir morgens nicht zu spät zum Kindergarten kommen. „Loooos“, werde ich von hinten angeschrien, während zwei kleine Hände sich durch meine Jacke in den Rücken bohren.

„Ich schiebe dich an!“, kommt die Erklärung vom Nachwuchs. Ich war nie gut in Physik, tatsächlich glaube ich aber, dass meinem E-Bike relativ egal ist, ob ich während der Fahrt von einer anderen Person auf dem Rad nach vorne gedrückt werde. Naja, schaden kann es nicht. Aber warum müssen wir uns denn jetzt beeilen? Auch diesbezüglich werde ich postwendend aufgeklärt: „Die Schnell-Gefährlich-Schlange kommt!“

„Ich weiß ja, dass meine Tochter eine ausgeprägte Fantasie hat. Aber meist geht es da um Pferde, Einhörner oder Hasen beim Tierarzt.“

Die was? Davon habe ich ja noch nie gehört. Ich weiß ja, dass meine Tochter eine ausgeprägte Fantasie hat. Aber meist geht es da um Pferde, Einhörner oder Hasen beim Tierarzt. Bedrohlich war es eigentlich noch nie. Doch auch ohne allzu viel Details über das neueste Wesen im Kopf des Kindes zu kennen, kann ich mir aufgrund des Namens denken, dass diese Schlange wohl nicht nur schnell, sondern auch gefährlich ist.

Ich trete also ordentlich in die Pedale, was aufgrund der Drosselung des E-Bikes natürlich vollkommener Quatsch ist. Aber da wird mir auch erklärt, warum die Schlange so schnell ist. „Da ist sie! Mit ihrem Motorroller!“ Ich hinterfrage einfach mal nicht, wie zur Hölle eine Schlange ohne Arme und Beine auf so einem Gefährt unterwegs sein kann. Vermutlich macht sie das nur, um ihre Einkäufe besser transportieren zu können. „Schau, sie kommt vom Einkaufen. Sie hat Möhren gekauft. Gift-Möhren!“

Wir haben die Verfolgungsjagd überstanden

So langsam werde ich wirklich stutzig. Wo kommen so düstere Gedanken her? Peppa Wutz? Conni? Sendung mit der Maus? Egal, auf der Flucht ist keine Zeit zum Nachdenken. Endlich sind wir beim Kindergarten, steigen fix ab und schließen das Rad ab. Doch noch sind wir nicht in Sicherheit, denn das Töchterchen betont, dass die Schnell-Gefährlich-Schlange nicht nur den Türöffner betätigen, sondern auch Treppen steigen kann.

Mit letzter Kraft schaffen wir es, Jacke und Schuhe aus- und die Pantoffeln anzuziehen. Dann geht es fix in den Gruppenraum. Welch ein Glück, wir haben die Verfolgungsjagd überstanden. Nimm das, Schnell-Gefährlich-Schlange! „Sehr gut, Papa. Sie hat nur die Grüne Gruppe gefressen und ist jetzt satt“, freut sich meine Tochter. Tja, ein bisschen Schwund ist wohl immer.


Zur Person:

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