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Auf dem Land fehlen Hausärzte

Auch wenn die Quote im Landkreis Vechta noch gut ist, sind im Cloppenburger Raum bereits jetzt rund 20 Hausarztsitze frei. Was kann dagegen unternommen werden?

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Anreize schaffen: Dr. med. Stefan Krafeld spricht sich dafür aus, junge Hausärzte durch Förderungen zu motivieren, sich in ländlichen Regionen niederzulassen. Foto: privat

Anreize schaffen: Dr. med. Stefan Krafeld spricht sich dafür aus, junge Hausärzte durch Förderungen zu motivieren, sich in ländlichen Regionen niederzulassen. Foto: privat

Das Gesundheitssystem in Deutschland steht derzeit vor einigen Herausforderungen. Zum einen ist der demografische Wandel in der Gesellschaft spürbar. Auf der anderen Seite droht bei der hausärztlichen Versorgung gerade im ländlichen Raum und in Kleinstädten ein Mangel. Auch im Oldenburger Münsterland ist dies zum Teil bereits spürbar. Während sie an einigen Stellen noch gegeben ist, gibt es auch in unserer Region „weiße Flecken“, in denen Hausarztsitze frei sind.

„Im Landkreis Vechta ist die Hausarztquote noch in einem guten Bereich, im Landkreis Cloppenburg mit circa 20 freien Hausarztsitzen und in weiter nördlichen, wenig besiedelten Regionen fehlen hingegen Hausärzte“, berichtet Dr. med Stefan Krafeld, niedergelassener Hausarzt aus Lohne und Vorsitzender des Hausärzte-Bezirksverbandes Oldenburg. „Ein Problem ist es, (junge) Hausärzte zu motivieren, sich in ländlichen Regionen niederzulassen.“ Einen Grund sieht der Lohner Mediziner darin, dass die hausärztliche Tätigkeit etwas geringer vergütet wird als beispielsweise Fachärzte in Ballungszentren. In unterversorgten Gebieten fänden die Ärzte ein großes Patientenaufkommen vor.  „Die Mediziner liegen aufgrund des hohen Patientenaufkommens oftmals über dem wirtschaftlichen Durchschnitt“, erläutert Dr. Krafeld die wirtschaftliche Eigenverantwortung. Ein kleiner Schritt in die richtige Richtung ist seitens der Politik kürzlich gemacht worden, indem sie die hausärztliche Versorgung zum Teil entbudgetiert hat.

Attraktive Arbeitsbedingungen für junge Ärzte und Ärztinnen schaffen

Einen weiteren wichtigen Aspekt bei der Gewinnung junger Ärzte im ländlichen Raum sieht der Lohner Mediziner in der Verbesserung bzw. in der Attraktivität der Arbeitsbedingungen. „70 Prozent der Medizinstudenten sind weiblich. Viele angehende Ärzt*innen möchten Familie und Beruf miteinander vereinbaren, aufgrund dessen zukünftig ein höherer Bedarf an Teilzeitstellen vorliegen wird. „Mit diesem Modell kann man jedoch keine Praxis auf dem Land betreiben“, erläutert der Mediziner. Hier kann die Zukunft in Medizinischen Versorgungszentren liegen, in denen mehrere Ärzte tätig sind. „Für einen Arzt, der derzeit eine Praxis betreibt, werden künftig dann drei Mediziner benötigt“, so Dr. med. Krafeld.


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Ein Lösungsansatz könnte sein, der nachkommenden Ärzte-Generation attraktive Angebote in Bezug auf die Arbeitsbedingungen zu unterbreiten – Teilzeitstellen, Kinderbetreuung und attraktive Arbeitszeiten, aber auch grundsätzliche Reformen im Hinblick auf die wirtschaftliche Verantwortung sowie die administrativen Anforderungen an die Hausärzte. „Ärzte möchten ihrer eigentlichen Tätigkeit nachgehen und kein Praxismanager sein“, so der Mediziner. Hierfür hat die Politik bereits rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen, sodass Medizinische Versorgungszentren in unterversorgten Gebieten aufgebaut werden können. Dafür reiche nach Ansicht von Dr. Krafeld das Honorarsystem jedoch oftmals nicht aus. Zwar würden derartige Versorgungszentren häufig von Kommunen und Landkreisen oder Investoren betrieben, der Hausärzteverband ist allerdings der Auffassung, die Leitung in ärztlicher Hand beizubehalten, um so den Fokus auf das medizinisch Notwendige legen zu können.

Es müssen mehr Mediziner ausgebildet werden

Anreize schaffen zudem zusätzliche Programme und Förderungen für Medizinstudenten, sich nach ihrem Studium und der Ausbildung in ländlichen Regionen niederzulassen. So wie die European Medical School Oldenburg-Groningen, die neue Wege in der Medizinerausbildung geht, qualifizierte Mediziner*innen für die ländliche Region auszubilden.

„Wir wissen, dass in Zukunft mehr Teilzeitärzte praktizieren werden. Um dies patientengerecht auszugleichen, müssten wir mehr ausbilden“, erläutert Dr. Stefan Krafeld. „Es ist ein langwieriger Prozess, da die durchschnittliche Ausbildungszeit eines Hausarztes 11 Jahre beträgt. Wir müssen jetzt die Weichen stellen, um eine gute und stabile Versorgung in 20 Jahren zu gewährleisten. Kurzum: mehr Studienplätze, mehr Ausbildung, weniger administrative Tätigkeiten und Bürokratie. Denn viele Praxen stehen derzeit vor der großen Aufgabe, die Vorgaben der Regierung im Hinblick auf die Digitalisierung umzusetzen. Elektronische Rezepte, die digitale Patientenakte und elektronisch übermittelte Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung – all dies soll den Praxisalltag erleichtern. „In der Theorie mag das so sein, die Praxis sieht leider noch anders aus“, so Dr. Krafeld.

Er begrüßt die gesetzlich aufgelegte Digitalisierung in den Praxen, sieht sich aber wie viele seiner Kollegen vor einer Reihe von Hürden in der Umsetzung dieser Vorgaben. Wie in einigen anderen Bereichen, ist die Digitalisierung im Gesundheitswesen ein langwieriger Prozess. 


  • Mehr dazu, die Veränderungen der Praxisstrukturen in den nächsten Jahren und die Anforderungen an die Politik, die Arbeitsbedingungen der nachfolgenden Ärzte-Generation attraktiv zu gestalten, erfahren die Besucher am 6. November ab 17.30 Uhr beim OM-Forum-Gesundheit im OM-Medienhaus im Emsteker Ecopark.
  • Dieser Gesundheitsgipfel wird präsentiert von: der Schwester-Euthymia-Stiftung, dem DRK Kreisverband Cloppenburg, der Treuhand Weser-Ems, St.-Hedwig-Stiftung, der AOK in Niedersachsen, dem Marien-Hospital Friesoythe und weiteren Zukunftspartnern.
  • Tickets und weitere Infos: www.om-online.de/gesundheitsforum.

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