Angstlösende Heilmittel
Kolumne: Auf ein Wort – Die Themen unserer Zeit können einem manchmal die Luft zum Atmen nehmen. Der himmlische Notdienst kann da im Alltag helfen.
Marc Röbel Dr. | 30.01.2024
Kolumne: Auf ein Wort – Die Themen unserer Zeit können einem manchmal die Luft zum Atmen nehmen. Der himmlische Notdienst kann da im Alltag helfen.
Marc Röbel Dr. | 30.01.2024
Angststörungen, Panikattacken oder bestimmte Phobien sind Phänomene, die vielen Menschen nur allzu vertraut sind. Aber es gibt auch die Ängste, die nicht zum Themenfeld der Psychiatrie gehören; Lebensängste, die uns den Hals zuschnüren können. Die katholische Tradition kennt einen angstlösenden Brauch, der in diesen Tagen rund um „Lichtmess“ wieder in vielen Kirchen das liturgische Bild bestimmt: den Blasius-Segen. Der heilige Blasius gehört zu den 14 Nothelfern. Das kann man richtig und man kann es falsch verstehen. In Vierzehnheiligen, einem Wallfahrtsort in Oberfranken, werden diese 14 Nothelfer bis heute verehrt. Aber – Hand auf 's Herz – wer braucht heute noch einen himmlischen Notdienst? Er stammt ja aus einer ganz anderen Zeit. Damals waren die Menschen den Krankheiten und Seuchen, den Gewalten der Natur hilflos ausgeliefert. Aber wir heute? Wen rufen wir an bei Sturm und Halskrankheiten, bei Warzen und bei Kopfschmerzen, bei Viehseuchen und Blasenschwäche? Zugegeben: Auf den ersten Blick wirkt dieser himmlische Notdienst vielleicht volkstümlich und naiv. Da hat der junge Klosterhirte Hermann Leicht im September 1446 einige Visionen: Ihm erscheint das Jesuskind, umringt von 14 anderen kleinen Kindern, die zu ihm sprechen: „Wir sind die 14 Nothelfer und wollen hier eine Kapelle haben; auch gnädiglich hier rasten. Und du bist unser Diener. Und so wollen wir deine Diener wieder sein.“ Das war der Anfang des Nothelferkultes in Vierzehnheiligen. "Den Blasius-Segen empfangen, das ist weder Aberglaube noch Magie. Es ist eine geistliche Therapie im besten Sinn.“ Naive Volksfrömmigkeit? Wohl nur auf den ersten Blick. Man hat den heiligen Blasius auch den Fürsprecher für die Angstgeplagten genannt. Die Legende erzählt, dass der Arzt und Bischof Blasius mit seinem Gebet einen Jungen vor dem Erstickungstod bewahrt hat. Aber wir müssen gar nicht bei der legendären Fischgräte und den Halskrankheiten hängenbleiben, wenn wir den heiligen Blasius anrufen. Es können Themen unserer Zeit sein, die uns die Luft zum Atmen nehmen: von den Klimaveränderungen bis hin zum aufgeheizten politischen Klima in unserem Land. Oder jemand musste zu viel schlucken in seinem eigenen Leben: Kränkungen, Ärger und Verletzungen. Was uns kränkt, kann uns krank machen. Beim Blasius-Segen werden uns zwei gekreuzte Kerzen an den Hals gehalten. Dieser Brauch bewahrt nicht vor Corona und ist auch keine Garantie gegen Halsentzündungen. Aber es gibt Entzündungen unserer Seele; Ängste, die uns innerlich in die Enge führen. Den Blasius-Segen empfangen, das ist weder Aberglaube noch Magie. Es ist eine geistliche Therapie im besten Sinn: In Gottes ganz konkreter Liebe kann sich der Kloß im Hals, können sich innere Ängste lösen. Dieses alte Heilmittel gibt es ohne Rezept. Und es lässt uns neu einatmen, ausatmen und aufatmen. Erzählen Sie das ruhig auch Ihrem Arzt oder Apotheker…
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