Alles dicht?!
Die Generation Z zeigt's Ihnen – Immer mehr Kneipen, Bars und Tanzlokale schließen. Warum auch die Kommunalpolitik handeln sollte.
Steffen Oevermann | 28.08.2023
Die Generation Z zeigt's Ihnen – Immer mehr Kneipen, Bars und Tanzlokale schließen. Warum auch die Kommunalpolitik handeln sollte.
Steffen Oevermann | 28.08.2023
Die Überschrift lässt bewusst viel Raum zur Spekulation und ja, gewissermaßen geht es um Alkoholkonsum – aber anders, als Sie mit Sicherheit jetzt denken. Denn die Folgen desgleichen werden an dieser Stelle nicht diskutiert. Diese haben Sie, wenn Sie den Stoppelmarkt besucht haben sollten, sicherlich noch bestens in Erinnerung. Aber abseits des Stoppelmarktes, aller so höchst unterschiedlicher Schützenfeste und des Carnevals (als Dammer schreibe ich das natürlich mit C) werden die Möglichkeiten im Oldenburger Münsterland zunehmend weniger, einen „über den Durst zu trinken“ oder sich einfach nur in netter Atmosphäre außerhalb der eigenen vier Wände zu treffen. Zu spüren ist das auch in meiner Heimatstadt. Am Samstagabend war ich im „Brennbar Seven Days“ an dessen (vorläufig?) letztem Tag. Nach dem Aus der Brennbar vor einigen Jahren ein weiterer tiefer Einschnitt im Dammer Nachtleben. Ob Roxy, Memory oder Orange Club (dafür war ich tatsächlich zu jung) – in den letzten 10, 15 oder mehr Jahren schlossen viele "Ausflugslokale" ihre Türen. Aktuell gibt es in Damme damit abseits einer Shisha-Bar kaum noch eine regelmäßige Anlaufstation für das Dammer Partyvolk – das "Tuta" hat nur unregelmäßig seine Türen geöffnet. Wie es der einstige Dammer Kultwirt der Brennbar sagte: „Eine Stadt mit 17.000 Einwohnern hat quasi nichts mehr.“ Und damit ist Damme nicht allein. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes gab es 2011 noch 34.371 Kneipen und Schankwirtschaften, 1666 Bars sowie 2259 Discotheken und Tanzlokale in Deutschland. 10 Jahre später waren es 19.201 Kneipen und Schankwirtschaften, 1931 Bars (2016 existierten noch 2221) sowie 864 Discotheken und Tanzlokale. Die Folgen der Corona-Pandemie, die den Trend nochmals beschleunigt hat, sind da noch nicht einmal berücksichtigt. Auf dem Land ist dies noch viel deutlicher zu spüren. Neben den Bars und Tanzlokalen machen auch immer mehr kultige Dorfkneipen „dicht“. Ein großer Verlust für das kulturelle Leben in jedem noch so kleinen Ort. Dieser Verlust sollte auch in der Kommunalpolitik eine größere Rolle in der politischen Diskussion einnehmen – gerade wenn man für einen gewissen Bevölkerungsteil noch attraktiv bleiben möchte. Wenn ich zum Feiern nach Osnabrück, Oldenburg oder Bremen fahre, kann ich schließlich auch gleich da wohnen. Noch dazu, wenn man sich den öffentlichen Nahverkehr vor Augen führt. Ortszentren, die nur noch zu Wohnen und Amazon-Shopping einladen, zeichnen ein düsteres Szenario für die Zukunft im Oldenburger Münsterland. Eine einladende Gastronomie und ein lebendiges Nachtleben sind Teil einer funktionierenden Innenstadt und sollten ebenso bei der Innenstadtentwicklung berücksichtigt werden. Denn dies kann Amazon und Co. in Damme und in anderen Orten im Oldenburger Münsterland nicht bieten, da müssen wir schon selbst für sorgen."Ortszentren, die nur noch zu Wohnen und Amazon-Shopping einladen, zeichnen ein düsteres Szenario für die Zukunft im Oldenburger Münsterland."
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