Am kommenden Donnerstag beginnt der Stoppelmarkt. Für einen gepflegten Smalltalk auf der Westerheide ist es daher von Nutzen, wenn man schon vorab am 8. August acht lebenswichtige Fragen rund um das schönste Fest der Welt klären und nächste Woche damit prahlen kann.
1. Frage: War früher auf dem Pferdemarkt mehr los? Antwort: ja. Vor 200 Jahren war der Stoppelmarkt überregional eigentlich nur dafür bekannt. 1825 verzeichnete man den denkwürdigen Umschlag von 725 Pferden, 242 Stück Hornvieh und 1025 Schweinen. 1850 wurden sogar 1500 Pferde veräußert – diese Benchmark hat das Spektakel seither nicht mehr gerissen.
2. Frage: Seit wann gibt es Geisterbahnen auf dem Markt? Seit 1925. Vorher begnügte man sich mit scheinbar unheimlichen und aus heutiger Sicht politisch völlig unkorrekten Freak-Shows (1835 eine „junge, wohlgestaltete Indianerin mit Nasenring“) oder zeigte wilde Bären. Im gleichen Jahr war Schausteller Hammann aus London mit einem Krokodil auf der Westerheide.
3. Frage: Wie alt ist der Bahnhof? Antwort: Er wurde gerade erst kernsaniert und vor 125 Jahren als „Haltestelle Stoppelmarkt“ erstmals nachhaltig genutzt. Die OV jubelte: „Der Zudrang zum Stoppelmarkt 1900, besonders von auswärtigen Besuchern, war ein ungemein großer. Die eingelegten Extrazüge konnten den Verkehr kaum bewältigen!“
„Im August 1920 wurde der erste Kettenflieger auf dem Stoppelmarkt gesichtet. Seither ist er absolut nicht mehr wegzudenken.“
4. Frage: Haben die Leute früher nur gesoffen? Antwort: naja. Bis 1890 gab es eigentlich nur Aale, Schnaps und Hering. Musik war verboten, das Marktgeschehen um zehn zu Ende und ein Attraktionsangebot im heutigen Sinne unbekannt. 1910 etwa debattierte man stattdessen wochenlang die „Präsentation der Flugmaschine des Franzosen Latham“. Das war der Eindecker von Arthur Latham, der damit den Ärmelkanal überqueren wollte. Die Begeisterung über das Gerät mündete in ersten Gedankenspielen vom Bau eines Vechtaer Flugplatzes.
5. Frage: Seit wann gibt es das Kettenkarussell? Antwort: seit 105 Jahren. Im August 1920 wurde der erste Kettenflieger auf dem Stoppelmarkt gesichtet. Seither ist er absolut nicht mehr wegzudenken.
6. Frage: Seit wann gibt es den montäglichen Festredner? Antwort: seit 60 Jahren. Am 16.8.1965 hielt Ministerialdirektor Risse aus dem Bonner Wirtschaftsministerium die erste Montagsrede, die mit großer Begeisterung quittiert wurde.
7. Frage: Was ist denn nun mit der Gewerbeschau? Antwort: In 5 Tagen werden wir’s wissen. Vor 55 Jahren jedenfalls war dort der Teufel los: 1970 zeigte die Stadt auf der Wirtschaftsschau des Stoppelmarktes ein spektakuläres Modell von „Vechta im Jahre 2000“. Das Science-Fiction-Kleinstadtbild dominierte der damals höchst populäre „Füchteler See“. Allerhand.
8. Frage: Seit wann gibt es die „Wilde Maus“? Antwort: Die war zum ersten Mal 1995 auf dem Stoppelmarkt zu Gast. Auch schon wieder 30 Jahre her...
Zur Person
- Christian Bitter ist Chef der Werbeagentur Bitter & Co. in Calveslage.
- Er studierte Germanistik und war Leiter der Werbe-Redaktion der OV.