Abend der Caritas: Über Demokratie und Politik reden
An der Katholischen Akademie Stapelfeld äußerten zwei Professoren ihre Bedenken zur aktuellen Politik in Deutschland.
Redaktion | 14.06.2025
An der Katholischen Akademie Stapelfeld äußerten zwei Professoren ihre Bedenken zur aktuellen Politik in Deutschland.
Redaktion | 14.06.2025
Zusammen mit 110 Gästen aus dem Oldenburger Land: Honorarprofessor Dr. Martin Pohlmann (von links), Professor Dr. Karl-Rudolf Korte, Weihbischof Wilfried Theising und Caritasdirektor Dr. Gerhard Tepe. Foto: Kattinger
Mit einer „Schwellenlust“ Dinge positiv zu verändern „in Zeiten des Gewissheitsschwundes“: Dazu hat der bundesweit bekannte Politikwissenschaftler Professor Dr. Karl-Rudolf Korte am Donnerstag (12. Juni) in der Katholischen Akademie Stapelfeld unter dem Thema „Quo vadis, Deutschland?“ ermutigt. Auch zum Feiern an Wahlabenden hat er die 110 Gäste des 18. „Abends der Caritas“ aufgerufen. Solche „Feste der Freiheit“ seien keineswegs selbstverständlich. Millionen hätten für die Demokratie ihr Leben gelassen, so der Redner, der regelmäßig Wahlen im ZDF, beim WDR sowie beim Sender Phoenix analysiert. Mehrfach müsse Deutschland „nachholen, etwas zu begreifen“, formulierte der Politikexperte teils heiter-ironisch, meist tiefernst. Für die „Pazifismus-Weltmeister“ stelle sich die Frage: „Wie wehrhaft wollen wir sein?“ Auf die Politik komme bei unpopulären Themen die Herausforderung zu: „Wie können wir mehrheitsfähig machen, was wir durchsetzen müssen?“ Deutlich geworden sei dies beim Heizungsgesetz, durch das den Bürgern das „Zu-Hause-Gefühl“ genommen worden und gleichzeitig viel Vertrauen geschwunden sei. Deutsche würden zunehmend gefordert, „eine Verzichtskompetenz zu entwickeln“ und zu fragen, wie wir mit weniger umgehen können? Viele würden sich in Deutschland am Jammern erfreuen, „sind verliebt in das, was nicht so gut läuft“. Manchmal sei man kurz davor, „Angst-Beauftragte zu ernennen“ nach dem Prinzip: „Fang schon mal an, dir Sorgen zu machen. Einzelheiten später.“ Den letzten Wahlkampf beschrieb der Redner als „zukunftsarm“ und „orientiert an den Tagesaktualitäten“. Die für die Staatsbürger relevanten Themen „billiger wohnen, billiger einkaufen und billiger tanken“ seien nicht vorgekommen. Viele Deutsche wählen paradox, beschrieb Korte. Einerseits sollen Entscheidungen schnell fallen, andererseits wollten alle überall mitreden. Bei Wahlen nicht zu unterschätzen sei das Prinzip des Group Thinkings: „Man möchte bei den Siegern sein“, so der Festredner. Gleichzeitig entschieden sich die Deutschen beim Urnengang nie für ein Experiment oder das Unbekannte. Eher werde das Kreuz „mittig und stabil“ gesetzt. Für eine „Intelligenz der Herzen“ plädierte Caritasdirektor Dr. Gerhard Tepe in seiner Begrüßung. Zwar sei Künstliche Intelligenz als Hilfsmittel wertvoll. Ersetzen könne sie Erstere jedoch nie. Tepe plädierte in Zeiten von Globalisierung und Digitalisierung gleichzeitig dafür, beispielsweise diejenigen nicht zu vergessen, die ihr Auto nicht per Smartphone abmelden könnten, weil sie gar keines besäßen. Tepe: „Wenn wir diese Menschen übersehen, werden sie zu Stammwählern der vermeintlichen Erlöser.“ Am 18. Abend der Caritas teilgenommen haben neben Weihbischof Wilfried Theising und der Parlamentarischen Staatssekretärin Silvia Breher (CDU) die niedersächsischen Landtagsabgeordneten Stephan Christ und Christoph Eilers sowie zahlreiche Bürgermeister und weitere Repräsentanten von Politik, Kirche, Wirtschaft und Verwaltung im Oldenburger Land und darüber hinaus.Vertrauen der Deutschen in Politik geschwächt
Wichtige Themen werden nicht umgesetzt
Menschen, die es nicht so gut haben, dürfen nicht vergessen werden
Außerdem dankte der Caritasdirektor den rund 14.000 Mitarbeitenden des katholischen Wohlfahrtsverbandes zwischen der Nordsee und den Dammer Bergen. „Diese Arbeit stärkt und ist gleichzeitig das Rückgrat unseres gesellschaftlichen Zusammenhalts.“
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