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1895 zog die Post an die Lohner Lindenstraße

Die Entwicklung des Briefversands und des Telefonnetzes erlaubt Forschern tiefe Einblicke in die Lohner Stadtgeschichte. Das Postamt wechselte mehrfach seinen Standort.

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Historisches Motiv: So sah die Lindenstraße zu Zeiten der Kaiserlichen Post (links) aus. Foto: Stadtmedienarchiv

Historisches Motiv: So sah die Lindenstraße zu Zeiten der Kaiserlichen Post (links) aus. Foto: Stadtmedienarchiv

Vor 125 Jahren, 1895, gab es auf der Lohner Lindenstraße ein bedeutendes Bauereignis. Gottfried Kohorst (1868 bis 1932) baute an der Lindenstraße 10 ein Privathaus, in dem das Kaiserliche Postamt untergebracht werden sollte.

Die Anfänge der Post in Lohne liegen aber länger zurück - exakt 200 Jahre. Im Haus des Gastwirts und Kaufmanns Johann Hinrich Gieske, an der Ecke Brink- und Lindenstraße, wurde 1820 eine "Postablage" eingerichtet. Ankommende Briefe wurden hier ausgelegt oder ins Fenster gestellt. So sprach sich schnell in Lohne herum, für wen die Post zur Abholung sozusagen postlagernd bereitstand. Der erste Postbote im Ort für Briefe und Postsendungen ist 1860 nachgewiesen. Später wurden Landpoststellen eingerichtet und die Post stellte auch erstmals Landbriefträger ein.

Der Telegraf wurde im Herzogtum Oldenburg 1855 eingeführt. Bis die erste Station in Lohne den Betrieb aufnahm, dauerte es allerdings noch einige Jahre. Das zeigt die Ausarbeitung zur Lohner Postgeschichte von Karl-Heinz Heseding. Er kann die Installation anhand von historischen Dokumenten für das Jahr 1878 nachweisen. In den Unterlagen wurde die Nutzung genau erfasst: So wurden 1878 in Lohne an 373 inländische und 9 ausländische Adressaten Telegramme aufgegeben und 469 ankommende verzeichnet. Ein Eisendraht von 2 bis 3 Millimetern Stärke wurde anfangs über die Dächer, später an Telegrafenmasten gespannt. Für die Errichtung eines Ortsnetzes waren anfänglich mindestens 15 Teilnehmer erforderlich.

"Fräulein vom Amt" als Verbindung in die ganze Welt

Die Bedeutung der Lohner Firmen und Adressen - das "who is who" - spiegelt sich in der Reihenfolge der ersten 10 Anschlüsse in Lohne wider. Den Fernsprechanschluss 1 teilten sich die Cigarren-Fabrik F.A. Clodius und der "Verein Lohner Industrieller". Dann folgten die Korkenfabrik Beckmann und weitere Zigarrenfabriken, die Maschinenfabrik Trenkamp, der Auktionator Burhorst, die Weinhandlung Heitmann & Krogmann, die Maschinenfabrik Hölzen, der Lohner Bahnhof, die Dampfkorkenfabrik Bramlage & Co., die Deutsche Nationalbank und der Arzt Dr. Uptmoor.

1899 erhielt das Kaiserliche Postamt in Lohne eine Fernsprech-Umschaltstelle. Das "Fräulein vom Amt" ermöglichte an Schaltschränken die Verbindung in alle Welt - wobei man auf die Vermittlung eines Ferngesprächs mitunter mehrere Stunden warten durfte.

"Villa der Dollarprinzessinnen"

Im Jahr 1882 wurde das Hotel zur Post an der Lindenstraße errichtet, in dem auch die Poststelle einzog, die sich mittlerweile Kaiserliches Postamt nannte. 1895 wurde dann das eingangs erwähnte Postamt an der Lindenstraße erbaut. Das Gebäude ist in einer anderen Nutzung noch heute vorhanden. Das Postamt wurde dann 1930 in die sogenannte "Villa Meyer" an der Ecke Marktstraße/Bahnhofstraße verlegt. 

Im Volksmund wurde das Postamt "Villa der Dollarprinzessinnen" genannt. Es gehörte den Geschwistern des Lohner Likörfabrikanten Richard Heitmann, nämlich Dora und Maria, die nach einem Aufenthalt in Amerika ihren Wohnsitz wieder in Lohne angenommen hatten, dann aber die Villa verkauften und sich wieder in die USA begaben, angeblich, weil ihnen die Steuersätze in Deutschland ungewohnt hoch vorkamen.

Am 14. Oktober 1969 wurde an der heutigen Meyerhofstraße ein neues Postgebäude errichtet, da das alte nicht mehr zweckmäßig erschien. 1970 wurde die alte Villa abgerissen. Mit dem 8. September 2009 wurde die Poststelle an der Meyerhofstraße geschlossen. Der Betrieb wird heute als Partnerfiliale im Haus Römann an der Küstermeyerstraße geführt.

Neues Übergangsdomizil: Für fast 40 Jahre hatte die Post ihren Standort in der Villa Meyer. Foto: StadtmedienarchivNeues Übergangsdomizil: Für fast 40 Jahre hatte die Post ihren Standort in der Villa Meyer. Foto: Stadtmedienarchiv

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