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Wolfgang Niedecken liest und singt Bob Dylan

Der Sänger erlebt mit Bob Dylan eine ganz persönliche Reise. Nun lässt Wolfgang Niedecken bei seinen Auftritten andere Menschen daran teilhaben.

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Die Lesung trugt auch stark autobiografische und persönliche Züge rund um Wolfgang Niedecken und BAP: Zusammen mit dem Jazz-Pianisten Mike Herting präsentierte der BAP-Frontmann Niedecken unter dem Motto „Niedecken liest & singt Bob Dylan“. Foto: Heidkamp

Die Lesung trugt auch stark autobiografische und persönliche Züge rund um Wolfgang Niedecken und BAP: Zusammen mit dem Jazz-Pianisten Mike Herting präsentierte der BAP-Frontmann Niedecken unter dem Motto „Niedecken liest & singt Bob Dylan“. Foto: Heidkamp

Wohl kaum einem anderen deutschen Musiker wird eine ähnliche Nähe zu Bob Dylan nachgesagt wie Wolfgang Niedecken. Dessen Faible für den US-amerikanischen Sänger ist verbrieft, auch wenn es keine Liebe auf den ersten Blick war. Dass er ein großer Dylan-Fan und -Kenner ist, bewies Niedecken am Dienstagabend in der nahezu ausverkauften Stadthalle Cloppenburg mit seinem Programm "Niedecken liest & und singt Bob Dylan".

Den Anstoß zu diesem Programm gab 2017 ein Arte-Angebot, mit der Fernseh-Crew durch die Staaten zu reisen, um den Spuren des Sängers nachzuspüren. Seine Erlebnisse hat Niedecken in einem Buch und der CD „Dylanreise“ verarbeitet. In Cloppenburg präsentierte er ausgewählte Passagen aus dem Buch und die passenden Songs dazu – mal im englischen Original, mal mit ins Kölsche übersetzten Texten.

Ein literarisch-musikalisches Feuerwerk

Mit einer Tasse Tee (oder auch Kaffee?) in der Hand und Hut auf dem Kopf betrat der BAP-Sänger die Bühne in der Stadthalle. Begleitet wurde er von seinem langjährigen Freund, dem Pianisten, Arrangeur und Big-Band-Dirigenten Mike Herting. "Endlich sind wir in Cloppenburg. Hier waren wir noch nie", ruft er dem begeistert applaudierenden Publikum zu. Es folgte ein literarisch-musikalisches Feuerwerk, in dessen Mittelpunkt natürlich der Musikpoet, Sänger und Songwriter Bob Dylan stand.

Niedeckens "Dylanreise", auf die er sein Publikum mitnimmt, beginnt im New Yorker Greenwich Village, wo Dylan seine Karriere begann, und führt über Duluth, wo er als Robert Zimmerman 1941 geboren wurde, und dem nicht weit entfernten Hibbing, wo er aufwuchs, bis an die Westküste. Die Storys mit und über Dylan ergänzt Niedecken mit eigenen Erlebnissen, zu denen spontane Sessions zu Dylan Songs ebenso gehörten wie die 2 persönlichen Treffen mit dem Meister.

"Like a Rolling Stone" machte aus dem Bassisten den Sänger Niedecken 

So erzählt Niedecken vor dem Hintergrund dieser Reise, wie er selbst die Kunst Kunst sein ließ, um Musiker zu werden, wie ihn "Like A Rolling Stone" vom Bassisten zum Sänger machte, wie er von Dylan Mitte der 70er Jahre wieder abkam, ihn dann aber 1978 bei seinem ersten Auftritt in der Bundesrepublik in Dortmund live spielen sah. Bei seiner Reise, die ihn kreuz und quer durch die USA führt, spricht er mit vielen ehemaligen Weggefährten, Fotografen, Journalisten und Musikern, die ihm Auskunft über den Sänger und Menschen Bob Dylan geben.

Die Dylanreise ist aber auch eine Reise von Wolfgang Niedecken zu sich selbst, denn die Lesung trägt stark autobiografische und persönliche Züge. Niedeckens Schlaganfall im Jahre 2011 ist dabei ein Thema, ebenso seine Zeit als Zivildienstleistender in einem Altersheim, in der 1976 sein erster Song in kölscher Mundart entstand. "Leev Frau Herrmanns" ist ein berührendes Stück, das er damals als Geburtstagsständchen für eine 93-jährige Bewohnerin des Altenheims schrieb.

Auf Augenhöhe begleitet wird Niedecken bei der 3-stündigen Reise von Mike Herting am Klavier, der mehrfach berechtigten Szenenapplaus für sein grandioses Spiel erhielt. Beide bekamen für einen entspannten, lockeren Abend begeisterten Applaus der 450 Besucherinnen und Besucher, von denen die meisten wohl eingefleischte Dylan-Fans gewesen sein dürften. Über allem indes schwebte ein Niedecken- und BAP-Titel, der wohl den meisten Zuhörern irgendwann durch den Kopf schoss. Ja, es war eine Zeit, die "Verdamp lang her" ist.

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