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Randale in Cloppenburg

Gästebuch: Eine Rockband für Kinder heizte die Stadthalle auf. Einigen Eltern gefiel das nicht so gut.

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Man soll bitteschön dabei sein, „wenn Harald und der Punkpanda zusammen Lebkuchen mümmeln, wenn der Kuckuck und der Esel um die schönste Tanne streiten oder zehn kleine Weihnachtsmänner punkig durcheinander purzeln“.

Witzige Werbung. Das klingt ganz doll lustig und lockt die Kinder ja in ihrer Sprache. Kindgerecht eben. So sind sie, die Kleinen. Das Handy in der Hand. Bielefeld, ja Bielefeld, glauben ja einige Erwachsene, Bielefeld existiert gar nicht. Wo ist denn Bielefeld? Gibt's ja gar nicht, ätsch. Das war auch ganz doll lustig. Und deswegen erzählen die Erwachsenen ja auch immer wieder diese Geschichte.

Aber sie stimmt ja leider nicht. Bielefeld gibt es ja doch. In Ostwestfalen nämlich, hinter Osnabrück und dann über Paderborn. Die können sogar Fußball spielen. Und Musik machen. Und viel Lärm machen können die auch und Krawall und Rabatz und Randale. Das nennt man dann „Musik für Kinder“. Davon können jetzt auch Cloppenburgerinnen und Cloppenburger ganz doll mitreden. Früher hießen die Bands Rhythmiker (Beatles), rollende Steine (Rolling Stones) oder Karl, August, Franz Dieter, Michael und Franz (Dave, Dee, Dozy, Beaky, Mick & Tich). Sie performten „Yesterday“ oder „Satisfaction“ oder „Hold tight“ und kreierten damit Klassiker.

Heute gibt es Bands, die heißen „Randale“ und machen auch eben solche. Randale wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts aus der Studentensprache, in der es eigentlich „Randal treiben“ hieß, entwickelt und bezeichnet heute „Lärm“ oder „Krach“.

Manche jungen Eltern in Cloppenburg meinten wohl eher Jonas, Mia-Maria und Lotta aus der „Krachmacherstraße“, als sie sich jüngst auf den Weg in die Stadthalle machten, um ihren Kids mal etwas Gutes zu tun. Es rockt der Kindergarten. Sie dachten wohl weniger an Wilhelm Busch, der einst reimte „Musik wird störend oft empfunden, dieweil sie mit Geräusch verbunden“. Man wird ja nicht gleich Cloppenburgs Kulturtempel zertrümmern. Die Rockband aus Ostwestfalen jedenfalls haute raus, was die Dezibel hergaben – und das war ganz doll cool.

Natürlich verstand man sein eigenes und das der Kinder Wort nicht mehr, während die Band hämmerte. Aber unterhalten kann man sich ja schließlich zu Hause, wenn man will. Sinn der Sache war das ja auch nicht. Und im Übrigen: Wer spricht denn noch heutzutage? Das Miteinanderunterhalten wird ja maßlos überschätzt. Wer Randale bestellt, soll sie ja auch bekommen.

„Wollte das jemand wissen? Wohl nicht. Solch Angestaubtes von Altvorderen aus einem vergangenen Jahrhundert bitte nicht. Biedermann ade. Es lebe die Randale.“

Die Kinder von heute hören ja nicht mehr: Man kann denen dieses oder jenes sagen, ihnen etwas aufgeben, sie etwas fragen. Vergeblich. Sie hören nicht. Möglicherweise waren sie schon mal auf einem Konzert von Randale. Vielleicht sogar auf deren Kita-Tour? Wer nicht hören kann, muss fühlen. Zwei Smileys im Chat.

Manchen Eltern auf dem Cloppenburger Konzert war es dann doch etwas zu viel. Entweder hatten sie ihre Kopfhörer vergessen oder die Ohrmuscheln ihrer Kinder im Kinderzimmer liegen gelassen. Manche maulten sogar, es sei zu laut gewesen. Also wirklich. Solcherart Mängelrügen muss der Veranstalter doch ganz entschieden zurückweisen. Man möge sich bitte nicht so anstellen. Schließlich geht es darum, die Kids frühzeitig auf Rockkonzerte einzuschwören. Sie daran zu gewöhnen, dass Musik eben mit Geräusch verbunden ist, auch wenn man danach nicht mehr so gut hört, und von dem nur noch das, was man hören will. Waren wir etwa nicht auch mal jung, bitteschön?

Nur nebenbei: Mit 5 bis 6 Jahren können Kinder mit dem Spiel der Sopranblockflöte beginnen. Für die Altblockflöte kommen Kinder im Alter von 10 Jahren in Betracht. Wollte das jemand wissen? Wohl nicht. Solch Angestaubtes von Altvorderen aus einem vergangenen Jahrhundert bitte nicht. Biedermann ade. Es lebe die Randale!


Zur Person:

  • Otto Höffmann ist Rechtsanwalt in Cloppenburg.
  • Den Autor erreichen Sie unter der E-Mail-Adresse redaktion@om-medien.de.

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