Das "Wir, vier"-Benefiz-Chorkonzert der Männerchöre aus dem Städtequartett Damme, Diepholz, Lohne und Vechta bot eine Reise durch Genres und Sprachen – und das für einen guten Zweck.
Die vier Chöre des Städtequartetts: (von links) der MGV Vechtaer Liederkranz von 1891, der Männerchor Diepholz von 1899, der MGV Concordia Lohne von 1857 und der MGV Harmonia Damme von 1821. Foto: E. Wenzel
Während die letzten Personen sich noch auf ihren Plätzen in der Realschule Lohne einrichten, ertönt ein kräftiges "Seid willkommen" von den Stufen der Aula. Der Sängergruß von Paul Zoll leitet das 15. „Wir, vier“-Benefiz-Chorkonzert der Männerchöre aus dem Städtequartett Damme, Diepholz, Lohne und Vechta ein. Bei der Veranstaltung am vergangenen Sonntag sammelten die Chöre Geld für den Verein „Hilfe für krebskranke Kinder und Jugendliche Lohne“. Dieser spendet laut des Vorsitzenden, Dirk Christ, bis zu 40.000 Euro im Jahr an Betroffene.
Eine erste Unterstützung kam von der Stadt Lohne. Im Namen der Bürgermeisterin und Schirmherrin Henrike Voet konnte ihr Allgemeiner Vertreter Gert Kühling bekannt geben, dass die Stadt 1000 Euro beisteuert. Als ehemaliges Mitglied des MGV Oythe sei Kühling aber auch über den guten Zweck hinaus froh, dass die Veranstaltung nach 2 Jahren Verschiebung nun stattfinden konnte.
Bewegender Auftritt: Der Männerchor Diepholz von 1899 begleitete den ukrainischen Sänger Artem Holovko bei einem ukrainischen Liebeslied. Foto: E. Wenzel
Auch die Sänger waren spürbar froh, dass das Warten ein Ende haben sollte. Seien es Liebes-, Friedens-, Heimat-, Wein- oder Seemannslieder – die Männer sangen mit einer Freude, die sofort auf das Publikum übersprang. Mit unterhaltsam intonierten Interpretationen der Lieder "Der Frater Kellermann", "Entschuldigung" und "Wochenend und Sonnenschein" machte der Gastgeberchor MGV Concordia Lohne von 1857 den Anfang. Während des Auftritts bekam das Publikum auch einen ersten Eindruck der neuen Dirigentin des Chors, Barbara Thalhammer, – mit Energie und Enthusiasmus leitete sie die Lohner durch ihren Auftritt.
Mit einem Udo-Jürgens-Medley gestaltete der Männerchor Diepholz von 1899 den Übergang in eine etwas ernstere Stimmung. Das Medley ersetzte die eigentlich geplanten Gershwin-Melodien. Das 2. Lied der Diepholzer fasste ihre Botschaft am vergangenen Sonntag zusammen: „Ich glaube, diese Welt müsste weit genug für uns alle sein.“
Die Diepholzer hatten nämlich einen besonderen Programmpunkt mitgebracht: das ukrainische Liebeslied "Marusja ras, dwa, tri", vorgetragen von dem Solisten Artem Holovko. Der 17-Jährige ist im März mit seiner Mutter und Schwester nach Deutschland gekommen und nun Mitglied des Diepholzer Chores. Das stimmungsvolle Stück wurde von der in Lemförde lebenden Ukrainerin Svitlana Vilinchuk auf dem Klavier begleitet.
Lohnes neue Dirigentin begeistert mit bayerischen Liedern
Mit einem langen Applaus wurde die Pause eingeleitet. Danach stand ein Punkt im Programm, der Fragen aufwarf – "Barbara Thalhammer: Überraschung". Als die aus Bayern zugezogene Organistin der Pfarrei St.-Gertrud aber anfing zu dichten und zu singen, war klar, was gemeint war: pure Unterhaltung. Auf Akkordeon, Klavier und als Gedicht: die Musikerin hat sich – laut eigenen Angaben in der Nacht zuvor – hingesetzt und klassisch bayerische Lieder zu Lohner Liedern umgeschrieben. So sang der Saal mit, als es hieß: "In Lohne steht kein Hofbräuhaus".
Die in der Aula aufgekommene Energie nahm der MGV Harmonia Damme von 1821 auf und lieferte einen stürmischen Auftritt ab. Als der jüngste Chor des Abends steckten die Sänger einiges an Power in "Always look on the bright side of life", "Ein Bier" und "Bring mi noch een Beer her". Dazu hatten die Dammer einen Extra-Beitrag vorbereitet: "De Hamborger Veermaster".
Zum Abschluss kam dann aber noch einmal Gemeinschaftsgefühl auf. Der MGV Vechtaer Liederkranz von 1891 schloss den Abend mit klassischen Liedern ab – einstimmig, aber erfahren. Die rund 15 Mitglieder kamen selbst ins Schunkeln, als sie "Heute geht es an Bord", "Freiheit" und "Möge die Straße" intonierten. Mindestens der Text "Keine Frau ist so schön wie die Freiheit und kein Mann ist so schön wie sein Geld" hallte von einigen Zuschauern zu den Vechtaern zurück.
"Wir, vier"-Konzert findet 2023 vorerst unter Vorbehalt in Vechta statt
Als es zu der Einladung zum nächsten "Wir, vier"-Chorkonzert kommen sollte, mussten die Vechtaer die Worte "unter Vorbehalt" hinzufügen. Begründet wurde das mit Zahlen, die ein generelles Problem bei den Männerchören widerspiegeln: Vor 6 Jahren habe der Liederkranz noch 40 Mitglieder gehabt, jetzt seien es noch rund 15 – das jüngste Mitglied ist 74 Jahre alt. Es müsse 2023 entschieden werden, ob ein Ausrichten möglich ist.
Dann kam es aber noch einmal zum Dank und Abschied. Der Hausmeister der Realschule Lohne, Werner Wieferich, war in diesem Jahr das letzte Mal bei dem Chorkonzert dabei, er geht in den Ruhestand.