Im Dammer Museum geht es um Amerika
Leiter Wolfgang Friemerding arbeitet an der elften Sonderausstellung. Diese befasst sich mit dem Thema Auswanderung.
Klaus-Peter Lammert | 05.05.2020
Leiter Wolfgang Friemerding arbeitet an der elften Sonderausstellung. Diese befasst sich mit dem Thema Auswanderung.
Klaus-Peter Lammert | 05.05.2020
Noch verschlossen: Auf der Tür zur Sonderausstellungshalle im Dammer Stadtmuseum ist der Titel der Sonderausstellung zu lesen, die Wolfgang Friemerding derzeit vorbereitet. Foto: Lammert
Die Tür der früheren Frachtgüterhalle des Dammer Bahnhofs, dem heutigen Stadtmuseum, ist für die Öffentlichkeit eigentlich fest geschlossen. Hinter ihr arbeitet Wolfgang Friemerding, der Leiter des Museums, im wahrsten Sinne des Wortes seit Wochen hinter verschlossenen Türen an der neuen Sonderausstellung mit dem Titel "US-Wanderung aus Damme im 19. Jahrhundert". Diese dann elfte Sonderausstellung befasst sich mit der Auswanderung aus dem Amt Damme - dazu gehörten die Kirchspiele Damme, Holdorf und Neuenkirchen - in die USA zwischen 1830 und 1890. Warum nun dieses Thema? "Es war mir immer klar, dass die Auswanderung das Thema einer Sonderausstellung werden wird, da sie für die Dammer Geschichte ein solch einschneidendes Ereignis über einen sehr langen Zeitraum war, weil es sich um eine Massenauswanderung handelte", sagt Friemerding. Er belegt es mit Zahlen. Rund ein Drittel der Bevölkerung hatte das Amt Damme zwischen 1830 und 1890 verlassen. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts zählte das Amt etwa 9000 Bürger, 1890 noch rund 6000. Die Masse derer, die ihr Glück in der neuen Welt suchten, waren Heuerleute. "Bis zu 70 Prozent der Bevölkerung waren damals Heuerleute", sagt Friemerding. Heuerleute erhielten von Bauern für die Eigenbewirtschaftung eines kleines Stück Land, dessen Erträge in der Regel nicht zum Leben reichten. Im Gegenzug mussten sie Hand- und Spanndienste leisten. Das Heuerlingswesen entwickelte sich im hiesigen Raum auch deshalb so außerordentlich, weil es verboten war, die Bauernhöfe unter mehreren Erben aufzuteilen. In den USA erhielten die Auswanderer nach Worten des Museumsleiters das Angebot, 64 Hektar Fläche zu übernehmen. Allerdings: Sie mussten das Land urbar machen und die Gebäude errichten. Das sei den meisten zu viel Fläche gewesen. Viele hätten sich mit weniger Land zufrieden gegeben. Allzu viel verrät Friemerding, der seit zwei Jahren an dieser elften Sonderausstellung seit 1992 arbeitet, nicht über das, was der Besucher zu sehen bekommt. Aber ein bisschen lässt er sich dann doch entlocken. Die Ausstellung befasst sich mit den Themen "Ursache für die Auswanderung", "Die Überfahrt in die USA", Die Aus- und Einreisebedingungen", "Die Siedlungsgründungen und -gründer" und "Besondere Auswanderer-Biographien". Zu den Ortsgründern, auf die die Sonderausstellung explizit eingeht, gehört der 1793 in Damme-Sierhausen geborene Franz Joseph Stallo. Er gründete 1831 im Bundesstaat Ohio einen Ort namens Stallotown, das heutige Minster. In diesen Raum zog es viele Auswanderer aus dem Amt Damme. "Er ist das Paradebeispiel eines Ortsgründers", erklärt Friemerding. Und der schon 1833 an der Cholera gestorbene Stallo trug wesentlich zur Auswanderung bei, weil er im Amt Damme dafür warb. Ebenfalls im Blickpunkt stehen die beiden Ortsgründer Heinrich Ronnebaum und Heinrich Plaspohl sowie zwei weitere Dammer, die in den USA ganz besondere Karrieren gemacht haben. Um wen es sich handelt, will Friemerding noch nicht verraten. Seine Handschrift trägt die Sonderausstellung nicht nur im übertragenen, sondern auch im wahrsten Sinne des Wortes. Er hat 25 handgeschriebene und bebilderte Tafeln mit Informationen über die einzelnen Themen erarbeitet. Seit Anfang März ist er damit befasst. In den kommenden Tagen rechnet er noch mit zehn großformatigen Großabbildungen. Die messen bis zu zwei mal zwei Meter. Das Digitaldruckzentrum Oldenburg erstellt sie. Aber auch ortsansässige Handwerker sind beteilit. So hat Zimmermeister Bernard Wehming etwas aus einem Auswandererschiff nachgebaut. Sind sie Großabbildungen angeliefert, steht der Eröffnung der Ausstellung nichts mehr im Wege. Theoretisch jedenfalls. Wann der genaue Termin ist, vermag der Museumsleiter mit Blick auf die Corona-Pandemie und die Beschränkungen im öffentlichen Leben nicht zu sagen. Für ihn ist aber klar, dass er keine Ausstellungseröffnung im allerkleinsten Kreis machen möchte. Und so steht für ihn fest: "Wir könnten Ende Mai eröffnen. Wir werden es aber erst, wenn die Kontaktbeschränkungen weitgehend aufgehoben sind." Bislang gab es im Dammer Stadtmuseum zehn Sonderausstellungen. Die zehnte über „Höhepunkte aus 25 Jahren“ endete am 16. März 2020. Die vorherigen Sonderausstellungen waren:Dammer suchen nach dem amerikanischen Traum
"Bis zu 70 Prozent der Bevölkerung waren damals Heuerleute." Wolfgang Friemerding, Leiter des Museums Damme
Ausstellung befasst sich mit diversen Teilthemen
Franz Joseph Stallo spielte eine besondere Rolle
Große Bilder werden in den nächsten Tagen aufgebaut
Fakten
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