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Hubertus Meyer-Burckhardt liest im Kulturbahnhof

Das Buch des Talkmasters ist ein Kompliment für seine Großmutter. 170 Zuhörern macht das gute Laune.

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Hubertus Meyer-Burckhardt war in Cloppenburg zu Gast. Foto: Heidkamp

Hubertus Meyer-Burckhardt war in Cloppenburg zu Gast. Foto: Heidkamp

Im Fernsehen ist Hubertus Meyer-Burckhardt als versierter Talkshow-Moderator, Produzent und Autor eine feste Größe. Dass der Grandseigneur des Talks aber ein genauso begnadeter Erzähler ist, bewies er vor ausverkauftem Haus auf Einladung des Bildungswerks Cloppenburg auf der Bühne des Kulturbahnhofs Cloppenburg.

Der Bestseller-Autor las vor 170 Besuchern unter anderem aus seinem autobiografischen Buch „Die Sonne scheint immer. Für die Wolken kann ich nichts“. Er hat es seiner geliebten Großmutter Christel Vollbrecht gewidmet, einer Frau voller Lebenslust und Humor. „Von ihr bin ich geprägt worden wie von keinem anderen Menschen“, beschreibt Meyer-Burckhardt seine Großmutter als eine Frau, die das Leben gefeiert und sich abends mehr in der Weinstube Boos aufgehalten habe, als in der Wohnung. Dabei umgab sie sich vorwiegend mit Menschen, die anders dachten als sie und liebte die Debatten mit ihnen.

Mit Mut und Humor

Das Buch ist eine Liebeserklärung an eine starke und lebenslustige Frau, die laut Meyer-Burckhardt auch die Unvernunft auf zwei Beinen war. Mit ihrem Lebensmotto „Mut & Humor“ bewältigte sie Herausforderungen mit Lebensfreude und Offenheit. Sie erlebte und überlebte zwei Weltkriege, sah eine Welt zerbrechen und verlor dennoch nicht ihre unbedingte Liebe zum Leben, mit Witz, Widerspruchsgeist und Charakter.

Sie war 16 Jahre alt, als der Erste Weltkrieg begann, sie war 40 Jahre, als der Zweite Weltkrieg startete. Sie erlebte die Weimarer Republik und überlebte den Hitler-Faschismus. Hab und Gut verlor sie durch Bomben. In der zweiten Hälfte der 50er Jahre wurde Deutschland wieder etwas lebenswerter und die Schaufenster waren wieder voll. Gerade darin spiegle sich ihre Zuversicht.

Sie war konservativ, ja fast kaisertreu, aber sie war gegen rechts. In der Weinstube traf sie einmal einen jungen Mann, der gesagt hat: „Frau Vollbrecht, wir müssen doch ein bisschen stolz auf unser Volk sein dürfen.“ Dem hat sie geantwortet: „Junger Mann, wenn Sie unbedingt auf Ihr Volk stolz sein möchten, empfehle ich Ihnen den Beruf des Imkers.“ Sie war eine freiheitsliebende Frau, die die Ehe nicht mochte, sich an die freie Liebe hätte gewöhnen können, „wenn ich später geboren worden wäre“. Sie hatte ein Männerbild, das heute ein bisschen hinterfragt werden dürfte: Ein Mann musste Motorrad fahren, ein Mann musste Alkohol trinken, durfte aber nie betrunken sein. Ein Mann musste rauchen und er musste wie John Wayne den Saloon, den Raum betreten können.

Als Freundin guter Witze liebte sie Heinz Erhardt. „Wenn einer viele Frauen sich nahm, so nennt man dieses polygam. Genügt ihm aber eine schon, ist dieser Zustand monoton.“ Auch dieses Gedicht hing, auf einem Zettel geschrieben, am Kühlschrank. „Meine Großmutter liebte diese Witze und da sage noch einer, deutscher Humor ist wie holländisches Parfum“, erhielt Meyer-Burckhardt tosenden Applaus.

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