"Herr Schröder" plaudert über den Lehreralltag
Zwei Comedians überzeugen am Freitagabend bei der 16. Garreler Comedy-Night. Zu Gast waren dieses Mal "Deutschlands lustigster Seelsorger" und "Herr Schröder".
Yvonne Högemann | 05.03.2023
Zwei Comedians überzeugen am Freitagabend bei der 16. Garreler Comedy-Night. Zu Gast waren dieses Mal "Deutschlands lustigster Seelsorger" und "Herr Schröder".
Yvonne Högemann | 05.03.2023
Ausgefeilte Pointen und humorvolle Geschichten hatte Deutschlehrer und Comedian „Herr Schröder“ auf Lager. Foto: Högemann
Viele Lacher und ein begeistertes Publikum gab es am Freitagabend bei der 16. Garreler Comedy-Night. „Deutschlands lustigsten Seelsorger“ und „Herrn Schröder“ hatte der Kunst- und Kulturkreis dafür nach Garrel geholt. „Scheiße, wo bist du denn hier gelandet?“ steigt Lutz von Rosenberg Lipinsky in den Abend ein. „Das ist das Ende der Welt!“ Kurz sinniert der studierte Theologe über seine Fahrt nach Garrel und startet dann mit witziger Sondereinlage über seine Erfahrungen in der Pandemie. So habe er Hygienedemos zunächst als große Waschveranstaltung missverstanden. Superspreader sei außerdem der Begriff der Pandemie. „Mein Bruder hat vier Kinder, ich dachte, der wäre ein Superspreader“, nimmt er auch Privates auf die Schippe. Falsche Vorstellungen von Diktatur münzt „Deutschlands lustigster Seelsorger“ zum Einstieg in sein Programm „Demokratur oder: Die Wahl der Qual“ um. Vom Barhocker aus gibt der Hamburger seine Gedanken zum Besten und durchmischt dabei witzig Öffentliches mit Privatem. „Manche Diktaturen entstehen über Jahrzehnte – wie in der Türkei und bei mir zu Hause. Dann denkt mancher Mann „Fuck, ich habe gar nichts mehr zu sagen“, stellt er fest. „Dabei habe ich meine Frau doch selbst demokratisch gewählt.“ Lutz von Rosenberg Lipinsky sinniert über Asylrecht, Vorstellungen vom Deutsch-Sein und lästert über ein kompliziertes, doch schützenwertes Wahlrecht, das selbst das Bundesverfassungsgericht nicht mehr verstehe. Auch die Klimakatastrophe und die „Kleber“ lässt der Comedian in seinem Programm nicht aus. Zum Abschluss gibt er eine Gesangseinlage zu bekannten Hits von Helene Fischer und Mark Forster mit neuem Text: „Ahnungslos an die Macht“ und „Es wird nichts mehr sein wie es war, schickt sie weg, au revoir“, ertönt es im Saal. Strapaziert werden die Lachmuskeln auch beim zweiten Protagonisten des Abends, Johannes Schröder alias „Herr Schröder“. Wer dabei mehr oder weniger zufällig im Publikum sitzt, muss sich aber nicht zum Zuhören verpflichtet fühlen. „Als Lehrer bist du das gewöhnt, dass alles Mögliche passiert, während du redest“, konstatiert Herr Schröder, macht sich darum aber keine großen Gedanken. Das Publikum in Garrel lässt sich jedenfalls für den Abend mit Herrn Schröder gerne noch mal auf die Schulbank verfrachten, auch wenn der Deutschlehrer Problemklassen liebt, denn „die Braven wollen ja unterrichtet werden und da habe ich gar keinen Bock zu.“ Mit seinem Programm „Instagrammatik – Das streamende Klassenzimmer“ bombardiert der Comedian die Garreler mit ausgefeilten Pointen, humorvollen Geschichten und bekannten Szenen aus dem Schulalltag. Sportlehrer bezeichnet der gelernte Deutschlehrer als „geistige Kleingärtner mit Lehrerlaubnis“ und dem Sternzeichen „Keinbock“. Auch über Quereinsteiger sinniert er munter. Da gebe es den Kollegen von der Deutschen Bahn, der nun Englischlehrer ist. „Das kann er ja, senk ju vor träwelling wis Deutsche Bahn.“ Von Berufswegen kenne der zudem die 1. und 2. Klasse. Doch auch über seine Person verrät der Deutschlehrer einiges: Die Grundrechenarten konnte ich noch, doch dann ging’s in die Brüche. Gelobt werden die Referendare, sind sie doch die einzigen, die noch Unterrichtsvorbereitung betreiben. Der Medienwagen hat Netflix, die Schulbücher gibt’s als Podcast, der Lehrermangel wird durch Youtube-Tutorials ausgeglichen und sogar Klassenbücher werden digitalisiert, sodass man sie als Lehrer nicht mal mehr schön auf den Tisch knallen kann. Ausdiskutieren kann Schröder die Problematik auch nicht mit den Berufskollegen im Garreler Publikum, begeistert aber mit seiner Schlagfertigkeit. Am Ende resümiert „Herr Schröder“ schließlich: Die Schüler haben ihr Wissen eh per Smartphone in der Hosentasche. Da hilft es auch nicht, wenn das „Kultusmysterium“ den Tod als „stärkste Form der Dienstunfähigkeit“ anerkennt.Der Medienwagen hat Netflix, die Schulbücher gibt’s als Podcast
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