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Erzähl’s dem Herzen mit Musik – oder was du dafür hältst

Kolumne: Sich mit Beethoven den Ärger von der Seele zu spielen, kann offenbar ähnlich wirken wie überschaubar gehaltvoller Deutschrap.

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„Musik ist die göttliche Art, wunderschöne poetische Dinge dem Herzen zu erzählen.“ Dieses Zitat wird Ludwig van Beethoven zugeschrieben. Was für eine treffende Umschreibung. Der Mann wusste einfach, wovon er erzählt. Kein Wunder, dass ich mich gelegentlich daheim ans Klavier setze, wenn ich gestresst bin, und mich mit ein paar kleinen Beethoven-Sonatinen wieder in einen passablen Gemütszustand versetze.

Das sind so Momente, in denen ich dankbar dafür bin, auch in der Pubertät weiter am Klavierunterricht festgehalten zu haben. Nicht unbedingt, weil ich immer unglaubliche Lust darauf gehabt hätte oder ständige Fortschritte zu merken waren, aber ich habe weitergemacht (und meine Eltern haben dankenswerterweise weitergezahlt).

„Ich möchte an dieser Stelle nicht wie ein verbitterter alter Mann über die Jugend meckern – wobei, doch.“

Zum Konzertpianisten hat es nicht gereicht. Aber zur Regulierung der eigenen aufgebrausten Gefühle reichen meine Künste dann doch noch. So ein Instrument ist schon etwas Tolles, wenn man es halbwegs beherrscht. Ob es jetzt ganz nach Beethoven bei mir wirklich „die göttliche Art, wunderschöne poetische Dinge dem Herzen zu erzählen“ ist, mag ich nicht beurteilen. Aber „Dinge“ sind es schon.

Und ja, selbstverständlich muss es bei mir nicht immer klassische Musik sein. Ich muss mich hier ja nicht pseudointellektueller geben, als ich es bin. Schließlich habe ich an dieser Stelle auch schon mehrfach mein Faible für Rolf Zuckowski erwähnt, was dann musikalisch möglicherweise nicht immer ganz so anspruchsvoll ist. Aber trotzdem schön.

Es geht ja auch anders. Ich möchte an dieser Stelle nicht wie ein verbitterter alter Mann über die Jugend meckern – wobei, doch, genau das muss jetzt raus: Wenn ich vor Fußballspielen mit meiner Mannschaft in der Kabine sitze und mal wieder den Altersschnitt massiv hochziehe (komisch, beim Kirchenchor ist es immer genau andersrum), bin ich regelmäßig irritiert, mit was für „Musik“ sich meine jungen Mitspieler offenbar vor einem Pflichtspiel beruhigen.

Da laufen irgendwelche Beats, die alle gleich klingen, während irgendein Mann Texte vor sich hinnuschelt, von denen ich nur wenig verstehe. Also einerseits, weil ich akustisch nichts verstehe, andererseits, weil ich nicht weiß, was diese Worte heißen sollen. Irgendwas hat es aber meist mit illegalen Substanzen oder Frauen zu tun. Erzählen diese Rapper vielleicht auf ihre Art dem Herzen „wunderschöne, poetische Dinge“? Wer weiß das schon?


Zur Person:

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