Das Nachrichtenportal vonMünsterländische Tageszeitung MT undOldenburgische Volkszeitung OV

Was Künstliche Intelligenz und Soldatenfliegen mit der Zukunft von Big Dutchman zu tun haben

Am 6. März wird der „Chief Operating Officer“ des Calveslager Stallausrüsters beim 1. Forum Wirtschaft der OM-Medien über den digitalen Stall sprechen.

Artikel teilen:
Die schwarze Soldatenfliege: Proteinlieferant der Zukunft? Foto: Big Dutchman

Die schwarze Soldatenfliege: Proteinlieferant der Zukunft? Foto: Big Dutchman

Wenn er auf das vergangene Geschäftsjahr 2024 blickt, dann sieht Bernd Meerpohl ein wenig unglücklich aus. Die Einführung eines weitgehend automatisierten Warenwirtschaftssystems, die auch den Umbau entsprechender Logistiklinien am Stammsitz von Big Dutchman in Vechta-Calveslage mit sich brachte, habe nicht so gut geklappt, wie er sich das vorgestellt habe, erzählt er. Zeitweise hätten die Auslieferungen an die Kunden Wochen hinterhergehinkt, so der Vorstandschef des Spezialisten für Stallausrüstungen. Aber: Der Auslieferungsstau sei jetzt aufgelöst, freut sich Meerpohl, der nach vorne blickt: „Wir haben ein extrem positives Jahr vor uns. Solch einen hohen Auftragsbestand hatten wir noch nie.“

Hat das Familienunternehmen Big Dutchman im Jahr 2024 noch rund 1,04 Milliarden Euro Umsatz gemacht, sollen es laut dem Vorstandschef im laufenden Jahr gleich 1,2 Milliarden Euro werden: „Ein Umsatz so hoch, wie er nie gewesen ist.“ Woher kommt dieser Schub? Meerpohl sieht „Nachholeffekte bei den Investitionen“ im Geflügelbereich. Besonders im Kernbereich der Produktwelt, den Ausrüstungen für Legehennen- und Masthühnerställe, die rund 70 Prozent des Umsatzes tragen, spürt das Unternehmen eine Trendwende nach „stagnierenden Jahren durch Corona“. Besonders die „Eierwirtschaft verdient gerade richtig viel Geld“, sagt Meerpohl, sodass auch die durch hohe Stahl- und Energiepreise getriebenen Investitionskosten die Branche offensichtlich nicht schrecken. „Die Nachfrage ist weltweit gut.“

Sehen Big Dutchman auf einem guten Weg: Vorstandschef Bernd Meerpohl (2. von rechts) mit den Ressortspezialisten Digitales (von links) Dr. Christian Lamping und Jörg Kleine-Klatte sowie Insektenfachmann Julius Hamelmann. Foto: KühnSehen Big Dutchman auf einem guten Weg: Vorstandschef Bernd Meerpohl (2. von rechts) mit den Ressortspezialisten Digitales (von links) Dr. Christian Lamping und Jörg Kleine-Klatte sowie Insektenfachmann Julius Hamelmann. Foto: Kühn

Wettbewerbsvorteil sind die Logistikcenter, die Big Dutchman auf fast allen Kontinenten betreibt

Eine Ausnahme bilde der Markt in China, der laut Meerpohl durch staatliche Subventionen für einheimische Unternehmen und niedrige Löhne bestimmt werde. Man spüre „jeden Tag den heißen Atem“ der chinesischen Konkurrenz, die „uns manchmal schon weh tut, besonders in Südostasien und im Mittleren Osten“. Andererseits: „Unsere Marktkenntnis in China nützt uns auch.“

Den Wettbewerb scheut Big Dutchman nicht. Ein großer Vorteil sei, „dass wir als Einzige in unserer Branche Logistikcenter auf fast allen Kontinenten haben“, sagt Meerpohl. Durch den lokalen Einkauf sei man sehr flexibel, könne schnell auf Kundenwünsche reagieren. Außerdem gelinge es so, „weltweit Feedback unserer Kunden einzusammeln“.

Um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten, setzt Big Dutchman auf das Erschließen neuer Geschäftsfelder wie Insektenzuchtanlagen und Gewächshausbau ebenso wie auf technische Innovationen im Bereich der Tierhaltungsanlagen. Rund 450 Expertinnen und Experten arbeiten deshalb bei Big Dutchman im Bereich Entwicklung.

„Heute heißt es KI, früher Automatisierung“, sagt Jörg Kleine-Klatte, „Head of Digitial Business“. Er hebt vor allem die elementare Rolle von Softwarelösungen in der Cloud hervor, mit der es Big Dutchman gelinge, „innerhalb weniger Wochen auf Anforderungen des Kunden zu reagieren“.

Ist der Chief Operation Officer“ von Big Dutchman und Vortragender beim 1. Forum Wirtschaft“ der OM-Medien: Dr. Thomas Dalstein. Foto: Big DutchmanIst der „Chief Operation Officer“ von Big Dutchman und Vortragender beim 1. „Forum Wirtschaft“ der OM-Medien: Dr. Thomas Dalstein. Foto: Big Dutchman

Welche Bedeutung die digitale Entwicklung für das gesamte Unternehmen hat, zeigt sich in der Person des für das operative Geschäft zuständigen Managers Dr. Thomas Dalstein, der bereits in den 1990er-Jahren über „neuronale Netze“ promoviert hat. Dalstein wird am 6. März beim inzwischen ausverkauften 1. OM-Forums Wirtschaft im Emsteker Ecopark unter der Überschrift „Der digitale Stall als Chance für Landwirte im Oldenburger Münsterland“ referieren.

KI hilft dem Landwirt bei der Überwachung seiner Tiere

Der „Erfolg des Produktes hängt von der Anwendungseinfachheit ab“, sagt Dr. Christian Lamping, der über KI im Stall promoviert hat. Der Kollege von Kleine-Klatte sieht den Nutzen von KI, insbesondere im „Monitoring“. „Früher beurteilte der Bauer zum Beispiel den Zustand seiner Tiere im Stall selbst, heute unterstützen ihn bei der Überwachung und der Verbesserung des Tierwohls Kamera, Messsysteme und KI.“ Kleine-Klatte sieht beim Einsatz aller Technik, sich als Entwickler „sehr viel intensiver in die Kunden zu versetzen“, denn der fordere eine vollständige „Vorhersehbarkeit von Prozessen“.

Julius Hamelmann von Better Insect Solutions (BIS), einer Tochter von Big Dutchman, erkennt in der Insektenhaltung ein weiteres Standbein in der Landwirtschaft. Seit 5 Jahren bewegt sich Big Dutchman in diesem Markt. Die „alternative Proteinproduktion“ in Anlagen für die Aufzucht der Soldatenfliege sei ein Zukunftsfeld. Längst werden die Proteine in der Futtermittelproduktion, in der Aquazucht oder im „Petfood“-Bereich eingesetzt. Künftig werden die Insektenproteine auch eine bedeutende Rolle in der Humanernährung spielen, ist Hamelmann überzeugt.

Dass alle Innovation auch Geld kostet, verhehlt Kleine-Klatte nicht: Ein gewisses Durchhaltevermögen sei erforderlich – auf Entwickler- wie auf Nutzerseite: „Man muss die Meile gehen.“ Im Oldenburger Münsterland sei die Mentalität, „etwas zu probieren“, auf jeden Fall vorhanden.

Unternehmer Meerpohl beklagt die „Verbotskultur“ in Deutschland

Politisch werde diese Mentalität aber nicht befördert, bemängeln Meerpohl und Kleine-Klatte unisono eine „Verbotskultur“. Kleine-Klatte möchte „mehr Sachverstand in der Politik“ und dass diese nicht übertrieben „reguliert“, sondern dass es „Leitplanken gibt, die helfen würden, Innovationen zu beschleunigen“.

Politik müsse „kreativen Raum geben, um Ideen entwickeln zu können“, sagt Bernd Meerpohl. Aktuell herrsche große Unsicherheit im landwirtschaftlichen Bereich: „Wenn unsere Kunden nicht wissen, wann und in was sie investieren sollen, dann gilt das auch für uns.“

Gut und kompakt informiert zum Feierabend: Abonnieren Sie jetzt kostenlos unseren neuen WhatsApp-Kanal und erhalten den Newsletter „N'Abend, Oldenburger Münsterland“. Und nicht vergessen, die Benachrichtigungen auf dem Glocken-Symbol zu aktivieren! Hier geht es direkt zum WhatsApp-Kanal

Hier klicken und om-online zum Start-Bildschirm hinzufügen

Was Künstliche Intelligenz und Soldatenfliegen mit der Zukunft von Big Dutchman zu tun haben - OM online