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"Summer sale": Ausbildungsplätze werden "last minute" besetzt

Kurz vor dem 1. August setzen Agentur für Arbeit und Ausbilder auf ein ungewöhnliches Format, um freie Lehrstellen zu vergeben. Bewerber informierten sich bei Anders (Vechta) und GS (Schneiderkrug).

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Arbeitsplatz der Müller: Christian Deeken und Laura Schröder (hinten) führten auch durch die Schaltwarte der Mischfutteranlage. Foto: Kühn

Arbeitsplatz der Müller: Christian Deeken und Laura Schröder (hinten) führten auch durch die Schaltwarte der Mischfutteranlage. Foto: Kühn

Es ist – jedenfalls vom Titel her – eine ungewöhnliche Aktion, für die sich in diesem Jahr der Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit Vechta mit dem Autohaus Anders in Vechta und der GS in Schneiderkrug zusammengetan haben. Der „Summer Sale“ sei „ein Versuch“, sagt Agenturchefin Tina Heliosch, bisher unversorgte Ausbildungsplatzsuchende und Unternehmen auf einer eher unkomplizierten Ebene zusammenzubringen. Manchmal, so Heliosch, sei es durchaus so, dass Berufsbilder kaum bekannt oder von jungen Menschen „falsch bewertet“ werden, eine Bewerbung deshalb unterbleibe. Dem könne man mit dem Format „Summer Sale“ begegnen, in dessen Rahmen sich die Betriebe Interessierten direkt vorstellen.

In der vergangenen Woche (19. Juli) ging es für eine Gruppe junger Leute zu Anders, wo Nachwuchs-Kaufleute im Einzelhandel sowie Kfz-Mechatroniker im Bereich Nutzfahrzeuge gesucht werden. Am Donnerstag (27. Juli) war nun eine weitere und die letzte Station des Formats GS in Schneiderkrug. Die Genossenschaft, in ihren Geschäftsfeldern längst nicht mehr auf den Agrarbereich beschränkt, sucht noch Auszubildende als Berufskraftfahrer und im Berufsbild Verfahrenstechnologie (Müller).

Unternehmensvorstellung: Bei GS wurden die Ausbildungsinteressierten von Laura Schröder (vorne) informiert. Foto: KühnUnternehmensvorstellung: Bei GS wurden die Ausbildungsinteressierten von Laura Schröder (vorne) informiert. Foto: Kühn

Bei GS empfingen Personalerin Laura Schröder und ihr Marketing-Kollege Thomas Schwarz eine Gruppe von sechs jungen Leuten, die unter anderen von Arbeitsvermittlerin Katharina Dobelmann für einen Besuch vorgeschlagen und begleitet wurden.

Schröder, die auch in Schulen und auf „Zukunftstagen“ Werbung für die Arbeit bei GS macht, stellte zunächst die Genossenschaft und ihre Geschäftsbereiche vor, in denen in diesem Jahr zwölf Auszubildende, zwei duale Studenten sowie eine Jahrespraktikantin am 1. August in den Beruf starten. In der GS gibt es derzeit bereits  17 Auszubildende und zwei duale Studenten.

GS sucht händeringend Berufskraftfahrer

Besonders auf das Berufsbild Berufskraftfahrer stellte Schröder in ihrer Vorstellung des Unternehmens ab. GS beschäftigt in seinen Gliederungen rund 70 Fahrer, die mit ihren Lkw Mischfutter im Silofahrzeug, Treibstoffe und Mineralöle im Tank- sowie Baustoffe und Stückgut im Transportfahrzeug mit Kran befördern und ausliefern. Einem Auszubildenden würde man sogar den Lkw-Führerschein bezahlen – wenn es denn einen Interessenten oder Interessentin gäbe. „Bislang hat sich aber niemand gefunden“, so Schröder.

Schwarz betonte, dass die Anzahl der von GS in einem Jahr angebotenen Lehrstellen durchaus variabel sei. Man bilde mit dem Ziel aus, den Nachwuchs auch zu übernehmen. „Eine Bewerbung tut nicht weh. Und dann werden wir gerne schauen, was können wir möglich machen“, verwies er nicht nur auf die aktuell noch nicht besetzten Ausbildungsplätze, sondern bereits auf das Jahr 2024.

Will nicht rumhängen“: Tom Peternell. Foto: KühnWill nicht „rumhängen“: Tom Peternell. Foto: Kühn

Bei einer kurzen Besichtigung von Mischfutterabfüllung, der dazugehörenden Schaltwarte und eines Lkw-Führerhauses erklärte der technische Fuhrparkleiter Christian Deeken den Job als Kraftfahrer bei GS. Fabian Hermes nutzte die Gelegenheit, in die Fahrerkabine zu klettern. Der 21 Jahre alte junge Mann kommt nach einem Autounfall aus einer längeren Krankheitsphase, hat seine Ausbildung im Sanitär- und Heizungsbereich abgebrochen. Der Kraftfahrer ist aber dann eher doch nicht das, was er machen möchte, glaubt er.

Drei junge Frauen haben den rund 2 Stunden dauernden Besuch in Schneiderkrug zu ihrer Information genutzt. Zwei von ihnen zeigen Interesse am Einzelhandelsbereich und an der Ausbildung in den inzwischen zehn Raiffeisenmärkten der GS. Die Genossenschaft bietet auch duales Studium an. Dafür interessiert sich Paula Bünger aus Molbergen.

"So können wir zeigen, was der Betrieb zu bieten hat."

Laura Schröder, GS-Personalabteilung

Paula hat gerade am Clemens-August-Gymnasium in Cloppenburg ihr Abitur gemacht und sieht ihren weiteren Berufsweg nicht in einem universitären Studium. „Ich bin eher am Praktischen interessiert“, sagt die 19-Jährige, „deshalb kann ich mir eine Kombination aus Studium und praktischer Arbeit sehr gut vorstellen.“ Ihr Besuch heute sei Teil ihrer Bemühungen, sich über das zu informieren, was vor Ort an Ausbildung möglich sei, und was GS als einer der größeren Betriebe in der Region beruflich möglich machen könne.

Schröder sieht das Format als weitere gute Möglichkeit, auf eine Ausbildung bei GS aufmerksam zu machen. „So können wir zeigen, was der Betrieb zu bieten hat.“ Zu viele Interessierte würden dem Format aber abträglich sein, glaubt sie, denn dann könne man nur schwer auf die Fragen der interessierten jungen Leute eingehen.

Die Agentur fördert auch länger dauernde Praktika finanziell über die Einstiegsqualifizierung, so Katharina Dobelmann, Arbeitsvermittlerin im Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit Vechta. Foto: KühnDie Agentur fördert auch länger dauernde Praktika finanziell über die "Einstiegsqualifizierung", so Katharina Dobelmann, Arbeitsvermittlerin im Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit Vechta. Foto: Kühn

Dobelmann ergänzte, dass die Agentur länger dauernde Praktika in Unternehmen mit einer Mindestdauer von 6 und einer Höchstdauer von 12 Monaten finanziell fördern kann. Diese „Einstiegsqualifizierung“ würde junge Menschen auch auf die Lehrzeit angerechnet.

Die Berufsberatung der Agentur für Arbeit Vechta wird am 10. August (Donnerstag) wieder ihren „Hotline-Tag“ anbieten. Dann stehen ausbildungsinteressierten jungen Menschen und ihren Eltern an allen drei Standorten Vechta, Cloppenburg und Friesoythe telefonisch Berufsberater zur Verfügung und geben Tipps, wie es noch in diesem Sommer mit einem erfolgreichen Start in die Ausbildung klappen kann.

Am Ende des Tages könnte sich der „Summer Sale“ für GS durchaus gelohnt haben. Tom Peternell hat gerade seine Zimmererlehre beendet und schaut sich nach einem anderen Beruf um. Der 21 Jahre alte Cloppenburger ist „gerne nach Schneiderkrug“ gekommen, kann sich durchaus vorstellen, auf einen Fahrersitz bei GS zu klettern, Berufskraftfahrer zu werden. Zuhause „rumhängen“, das sei nicht sein Ding.

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