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Raus aus der Theorie – und rein in die Praxis

Der Wechsel ins Handwerk kann auch nach einem Studium noch sinnvoll sein. So gelingt der Wechsel vom Akademiker zum Praktiker.

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Mit dem Kopf und mit den Händen arbeiten: Simona Barthel, Maurice Kipping (Mitte) und Louis Rose sind angehenden KfZ-Mechatroniker. Foto: dpa/Schmidt

Mit dem Kopf und mit den Händen arbeiten: Simona Barthel, Maurice Kipping (Mitte) und Louis Rose sind angehenden KfZ-Mechatroniker. Foto: dpa/Schmidt

In vielen akademischen Berufen bleiben die Ergebnisse der Arbeit abstrakt, manchen Menschen fehlt womöglich die Praxis. Eine denkbare Option dann: raus aus dem akademischen Beruf – und eine Ausbildung im Handwerk starten. Hier ist Nachwuchs schließlich gefragt. Doch wie findet man heraus, ob das der richtige Schritt sein könnte – und wie geht man ihn am besten an?

Olaf Craney vom Deutschen Verband für Bildungs- und Berufsberatung kennt den Wunsch von Akademikern ins Handwerk zu wechseln. „Bei kreativen und sprachlich orientierten Studiengängen kommt das häufiger vor, weil nach dem Studium erst eine Orientierungsphase stattfindet“, sagt er. „Praktisch orientierte Studiengänge weisen das weniger auf.“

Körperliche und handwerkliche Kompetenzen erforderlich

Allerdings gilt ihm zufolge auch: „Es ist ein Unterschied, ob jemand ein Problem lösen möchte, indem er den akademischen Tätigkeitsraum verlässt oder ob die Motivation wirklich ist, ins Handwerk zu wollen.“ Nur wenn letzteres der Fall sei, rät er zu einem Wechsel.

Dafür müsste man dann allerdings auch bestimmte Kompetenzen und Voraussetzungen mitbringen. Neben technischem Verständnis, räumlicher Vorstellung, handwerklichem Geschick und einer guten Hand-Augen-Koordination sei etwa die körperliche Belastungsfähigkeit Voraussetzung für einen Handwerksberuf, so Craney. Wer hier unsicher ist, kann der persönlichen Eignung etwa im Rahmen von Kompetenzfeststellungsverfahren bei der Agentur für Arbeit auf den Grund gehen.

Wechselwunsch mit dem Umfeld besprechen

Craney rät, den Wunsch nach einem Wechsel ins Handwerk zudem mit dem Umfeld zu besprechen – und zu überlegen, ob man mit eventuell kritischen Ansichten in puncto Imageverlust leben kann. Wissen sollte man zudem: „Im Handwerk gibt es flache Hierarchien und regelmäßige Beförderungen sind nicht so häufig wie bei akademischen Laufbahnen“, so Craney. „Auf der anderen Seite wird man schnell Chef oder kann häufig mit niedrigem Startkapital einen eigenen Betrieb eröffnen.“

Außerdem eine Option für Akademikerinnen und Akademiker: duale und triale Studienangebote, bei denen Ausbildung und Studium oder Meisterqualifikation und Studium kombiniert werden. „Für diese Zielgruppe gibt es viele Möglichkeiten der Aus- und Fortbildung, die eine berufliche Karriere bis hin zur Betriebsleitung eröffnen“, so Born.

Wunsch in Bewerbung deutlich machen

Als mögliche Hürde bei der Ausbildung sieht er lediglich eine falsche Vorstellung über den Handwerksberuf: „Jemand, der gerne am Schreibtisch plant oder Schriftverkehr mag, dürfte vermutlich im Handwerk nicht glücklich werden.“ Und wie geht man nun vor, wenn man sich nach dem Studium auf einen Ausbildungsplatz im Handwerk bewerben möchte?

Volker Born empfiehlt Akademikerinnen und Akademikern, in der Bewerbung deutlich zu machen, dass das Handwerk nicht Plan B ist. Der Erkenntnisgewinn während des Studiums und die Orientierung hin zum Praktischen können hier als Argumente dienen. Wer darlegt, was ihn am Handwerk begeistert und beispielsweise in der Bewerbung angibt, dass man am Ende des Tages gerne auch sehen möchte, was man erarbeitet hat, lasse die Motivation gleich erkennen.

Ein Tipp von Olaf Craney: statt sich schriftlich zu bewerben, einmal persönlich im Betrieb vorbeischauen. „Der erste Eindruck ist wichtiger als die Bewerbungsunterlagen“, so der Experte.

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