Müsste man Lisa Henkels berufliche Ziele in einem Satz beschreiben, so könnte er wie folgt lauten: Sie weiß, was sie möchte. Denn die 26-jährige Essenerin ist seit ihrer Ausbildung zur Industriekauffrau in nur wenigen Jahren einen beeindruckenden Weg gegangen. Dabei war sie auch nie bange vor dem, was kommen könnte. „Ich mag Herausforderungen und würde mich selbst als zielstrebig bezeichnen“, sagt sie.
Aus privaten Gründen zog es die junge Frau von Alzenau (Unterfranken) ins Oldenburger Münsterland. „Ich hatte die Chance, im Logistikzentrum eines bekannten Internetversandhandels mit zwei weiteren Kollegen eine Schicht mit 30 Mitarbeiterinnen zu leiten. Während der Ausbildung habe ich gemerkt, dass mir der Bereich Logistik liegt. Letztendlich sind aufgrund der Corona-Pandemie und der großen Nachfrage aus 30 dann 130 Mitarbeiterinnen geworden.“
„Mit gerade einmal Anfang 20 war das eine große Herausforderung und ich musste in die Position hineinwachsen. Es war eine spannende und sehr lehrreiche Zeit“, reflektiert die junge Frau. Dort hat sie schnell gelernt Menschen einzuschätzen. „Wo liegen die Fähigkeiten des einen, und wo die des anderen?“ „Wo setze ich die Personen für welche Aufgaben ein?“ „Wie bekommt man am schnellsten und effizientesten heraus, was die Menschen können oder was sie noch brauchen?“ Das war ein Lernprozess, den Lisa Henkel aber mittlerweile durch die Erfahrung der letzten Jahre verinnerlicht hat. Ihr liegt der Umgang mit den Menschen. „Das war ein großer Vorteil, denn eine Vertrauensbasis zu den Mitarbeitern und Kollegen ist sehr wichtig. Es bedeutet ein respektvolles und hilfsbereites Miteinander“, hat sie im Laufe der Jahre immer wieder festgestellt.
Diese Tatsache hilft ihr auch in ihrer jetzigen Position als Teamkoordinatorin auf dem Lager bei der Wernsing Feinkost GmbH. Lisa Henkel wollte beruflich weiterkommen; und so führte sie ihr Weg vor 2,5 Jahren in das Addruper Unternehmen. Die Position, in der Lisa Henkel heute tätig ist, ist für sie geschaffen worden – eine Win-win-Situation: Lisa Henkel konnte ihren Wunsch nach „mehr“ verwirklichen, und die Wernsing Feinkost GmbH freute sich über eine engagierte, willensstarke und taffe Kollegin, die einen neuen Blickwinkel und neue Ideen mitgebracht hat. „Das war anfangs natürlich sehr spannend“, erinnert sie sich.
„Männer sind oft sehr direkt und gerade heraus.“
Mittlerweile freut sich Lisa Henkel über die Wertschätzung und das Vertrauen der Kollegen, das sie sich in den vergangenen Jahren aufgebaut hat. Ihrer Abteilung gehören 150 Kollegen an; Arbeitspläne schreiben, Urlaube planen, Prozesse angleichen und optimieren und vieles mehr, Lisa Henkels Arbeitsalltag ist abwechslungsreich.
Auf zwei Veränderungen musste sie sich bei ihrem Wechsel in die Wernsing GmbH einstellen: Wie in jedem Unternehmen musste sie sich an neue Arbeitsprozesse gewöhnen, zum anderen aber auch an die Tatsache, dass sie in ihrer Abteilung die einzige Frau ist. „Ich hatte jedoch nie das Gefühl, ein Fremdkörper zu sein. Männer sind sehr direkt und gerade heraus“, auch das hat sie schnell verinnerlicht. Hier kommt Lisa Henkel zugute, dass sie selbstbewusst und strukturiert ist.
Situationen sachlich beenden und im Guten auseinandergehen
Gerade wenn es darum geht, bestehende Prozesse zu verändern oder zu optimieren, muss sie hin und wieder Überzeugungsarbeit leisten. Und von diesen Prozessen hat sie in den vergangenen 2,5 Jahren bereits einige umgesetzt. „Der Mensch ist zwar ein Gewohnheitstier, aber dennoch sind die Projekte mit der Zeit positiv angenommen worden. Außerdem ist es mir wichtig, die Mitarbeiter mitzunehmen, offen mit ihnen zu kommunizieren und transparent zu vermitteln“, sagt sie.
Ihr ist bewusst, dass es nicht bei jedem Projekt 100 Prozent Zustimmung gibt. „Ich versuche, meine Kollegen nicht zu drängen, sondern sie von den Vorteilen zu überzeugen. An erster Stelle steht für mich die Zufriedenheit der Kollegen“, sagt sie. „Natürlich sind wir nicht immer derselben Meinung oder der Ton wird hin und wieder etwas strenger, aber solche Situationen und Gespräche werden immer konstruktiv gelöst“, sagt sie. Hier kommt Lisa Henkel ihr sachlicher Blick auf die Dinge zugute. „Aus allem lernt man und da gehören auch unangenehme Gespräche dazu. Mir ist es aber wichtig, dass man eine Situation sachlich abschließt und im Guten auseinandergeht.“
„Ich glaube, ich kann Menschen gut einschätzen und weiß, wie man mit ihnen umgehen muss, um sie zu fordern und zu fördern.“
„Mach das, wo du meinst, dass es richtig ist“, das hat Lisa Henkel von zu Hause mitbekommen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass der jungen Frau schon früh klar war, irgendwann in leitender Position arbeiten zu wollen. „Ich glaube, ich kann Menschen gut einschätzen und weiß, wie man mit ihnen umgehen muss, um sie zu fordern und zu fördern“, sagt sie.
Ihre Position bedeutet Verantwortung, das war und ist Lisa Henkel immer klar. Den damit einhergehenden Herausforderungen stellt sie sich selbstbewusst. „Ich wollte immer weiterkommen und ich weiß, dass ich dafür auch etwas leisten muss“, sagt sie. So steht für die 26-Jährige ab dem Sommer auch wieder „Schulbank drücken“ auf der Tagesordnung. Sie hat sich entschieden, einen 3-monatigen Schnellkurs zur Wirtschaftsfachwirtin zu besuchen, um ihr Wissen zu erweitern und auszubauen. Denn sie weiß: Der Weg ist für sie noch nicht zu Ende. Sie möchte beruflich gerne noch weiter kommen. „Ich bin noch jung und auffassungsfähig und wenn ich für etwas brenne, dann setze ich mich dafür zu 100 Prozent ein“, sagt sie. Das weiß auch ihr Team. „Hier spielen Vertrauen und Wertschätzung eine große Rolle – in beide Richtungen!“
Als Ausgleich zu ihrem Job macht die junge Frau aus Essen viel Sport. „Der eine oder andere weiß, dass ich bei Schokolade schwach werde“, sagt sie schmunzelnd. „So hat der Sport zwei Effekte, ich kann abschalten und muss kein schlechtes Gewissen haben, wenn ich in die Süßigkeitenschüssel greife.”
Hintergrund:
- Die OM-Medien zeichnen 2025 zum vierten Mal eine Entscheiderin aus dem Oldenburger Münsterland, die in besonderer Weise die gesellschaftliche Entwicklung vorantreibt, mit dem Award „OM-Zukunftsmacherin“ aus.
- In der Berichterstattung vorab stellen wir in diesem Jahr auch Frauen vor, die sich auch ehrenamtlich engagieren.
- Unterstützt wird das Projekt OM-Zukunftsmacherin von den Firmen Südbeck, Grimme, Bergmann, Wernsing, Zerhusen und der LzO.
- Gekürt wird die Preisträgerin von einer Jury. Ihr gehören Silvia Breher (Parlamentarische Staatssekretärin und CDU-Bundestagsabgeordnete, Lindern), Christine Grimme (Grimme Gruppe, Damme), Dr. Jutta Middendorf-Bergmann (Ludwig Bergmann GmbH, Goldenstedt) und Annette Vetter (Leiterin Bereich Personal, Landessparkasse zu Oldenburg) an. Für OM-Medien ist die stellvertretende Chefredakteurin Anke Hibbeler dabei.
- Die Auszeichnung findet am 19. Juni (Donnerstag) im OM-Medienhaus in Emstek statt. 2022 vergab die Jury den Award an Sarah Dhem aus Lastrup; 2023 an Marion Schouten aus Cloppenburg; 2024 an Stephanie Barlage aus Dinklage.
- Alles zur Vorgeschichte, zur Jury und zu Vernetzungsmöglichkeiten finden Sie hier.