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OM-Zukunftsmacherin 2023: Deshalb liebt Janina Fiswick ihren Beruf

Vor 3 Jahren, mitten in der Pandemie, übernahm die 32-Jährige den Friseursalon Stukenborg in Vechta. Die Zeit war rückblickend nicht einfach, sagt sie, aber bereut hat sie den Schritt nicht.

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Hat den Schritt in die Selbstständigkeit mitten in der Pandemie gewagt: Seit 3 Jahren ist Janina Fiswick die Inhaberin des Friseursalons Stukenborg in Vechta. Foto: C. Meyer

Hat den Schritt in die Selbstständigkeit mitten in der Pandemie gewagt: Seit 3 Jahren ist Janina Fiswick die Inhaberin des Friseursalons Stukenborg in Vechta. Foto: C. Meyer

Eigentlich habe sie ja damals gar nicht Friseurin werden wollen, sagt Janina Fiswick und lacht. Ihre Mutter sei bereits Friseurin und sie wollte nicht das gleiche machen. Stattdessen habe sie lieber Kosmetikerin werden wollen. Aber: Die Kosten für die Ausbildung habe man selbst tragen müssen und die meisten Kosmetikerinnen machten sich zeitnah selbstständig, sagt Fiswick. Das habe sie mit 18 Jahren noch nicht für sich gesehen. Sie machte also zunächst ein Praktikum im Salon Stukenborg. Das hat ihr so gut gefallen, dass sie dort dann doch die Ausbildung zur Friseurin absolvierte. „Seitdem bin ich hier.“

15 Jahre sind vergangen und mittlerweile ist die heute 32-Jährige die Chefin des Salons mit seinen 11 Mitarbeiterinnen. Vor 3 Jahren übernahm die Dinklagerin das Geschäft – mitten in der Corona-Pandemie. Im Dezember 2019 sei ihre Vorgängerin, Agnes Stukenborg, auf sie zugekommen und habe sie gefragt, ob sie sich vorstellen könne, den Salon zu übernehmen. Sie sei schon so lange da, kenne alles und sei ein „Teamplayer“ berichtet Janina Fiswick über die Gründe, die ihr Stukenborg damals aufzählte. „Wenn das jemand schafft, dann du“, habe Stukenborg damals zu ihrer jungen Kollegin gesagt. Das sei schon ein schönes Gefühl gewesen, so etwas zu hören, gibt Fiswick zu, „und, dass sie mir das zutraut“.

Arbeitet gerne als Friseurin: Janina Fiswick. Foto: C. MeyerArbeitet gerne als Friseurin: Janina Fiswick. Foto: C. Meyer

Pandemie sorgte für Existenzängste

Noch während sie sich mit dem Thema näher befasste, brach Corona aus, der erste Lockdown kam im Frühjahr über Deutschland. Ein halbes Jahr nahm sie sich Zeit für ihre Entscheidung. Die Pandemie habe ihr durchaus Bauchschmerzen bereitet und die Entscheidung für die Übernahme verzögert, verrät Janina Fiswick. Sie habe sich dann aber gedacht: „Jetzt oder nie. So eine Chance bekommst du nicht wieder.“ Seit August 2020 führt sie nun also den Friseursalon an der Oyther Straße.


Alle Informationen zur Zukunftsmacherin 2023 finden Sie auf unserer Themenseite.


Was Corona anging, dachte sie im Sommer 2020 noch, „das wird schon wieder besser“. Doch nur wenige Monate später kam der nächste große Lockdown. 11 Wochen lang war der Salon geschlossen. „Man wusste nicht, was passiert. Das war nicht schön“, sagt Janina Fiswick. Sie habe schließlich eineVerantwortung ihren Mitarbeiterinnen gegenüber. So viele Gedanken gingen der frisch gebackenen Chefin durch den Kopf: Wann kann ich wieder öffnen? Kann ich den Laden noch lange halten? Wie kann ich ihn überhaupt öffnen, wenn es soweit ist? Die Friseurin hatte Existenzängste. Als es so weit war, war das aufgrund der ganzen Regeln zwar nicht einfach, aber: „Es hat alles geklappt.“ Die Kundinnen und Kunden seien dem Salon treu geblieben, die Mitarbeiterinnen hätten immer hinter ihrer Chefin gestanden. „Ich hab ihnen viel zu verdanken“, sagt Fiswick.

Vor dem Salon: Janina Fiswick hat hier schon ihre Ausbildung absolviert. Foto: C. MeyerVor dem Salon: Janina Fiswick hat hier schon ihre Ausbildung absolviert. Foto: C. Meyer

Hat sie die Entscheidung, den Salon übernommen zu haben, je bereut? Nein. „Wie kann ich das beste aus der Situation machen?“, habe sie sich stets gefragt. Sie habe nur an die Zukunft, ans Weitermachen, an ihre Kolleginnen gedacht. Die Verantwortung habe sie angetrieben. Es wäre zu schade gewesen, „so einen großen, tollen Salon zu schließen“, sagt Janina Fiswick. Sie sei eine Optimistin und den Kopf in den Sand zu stecken, „bringt mir nichts“.

Fiswick kann sich keinen anderen Beruf für sich vorstellen

Doch nach der Corona-Krise folgte die Energie-Krise. „Wenn man die Pandemie packt, schafft man auch alles andere“, sagt sie selbstbewusst. Eine spürbare Konsequenz war, dass sie die Preise im Salon erhöhte. Damit gehe sie auch offen bei ihren Kundinnen und Kunden um, sagt sie. Einige fragten auch explizit, ob die Mitarbeiterinnen von der Preiserhöhung zumindest profitierten. Die Antwort: Ja. Ihre Kolleginnen erhalten 10 Prozent mehr Gehalt. „Die müssen auch einkaufen“, stellt Fiswick simpel fest. Für sie sei es ein Zeichen der Wertschätzung und sie möchte ihren Mitarbeiterinnen etwas wiedergeben. „Ich möchte, dass die Mädels weiter gerne zur Arbeit gehen“, sagt sie. Das Handwerk generell habe es aktuell ohnehin schwer, Angestellte zu finden. Ihre Kolleginnen arbeiteten größtenteils wie sie schon lange im Salon. „Wir sind wie eine große Familie.“

Dafür, dass sie ursprünglich gar nicht Friseurin werden wollte, merkt man ihr die Leidenschaft für den Beruf beim Gespräch dann aber doch deutlich an. Ihr mache die Arbeit Spaß, sagt sie. „Wer seinen Job liebt, geht gerne zur Arbeit.“ Wer das nicht tut, ist im falschen Beruf, findet sie. Für sich könnte sich Janina Fiswick gar keinen anderen Beruf mehr vorstellen. Was macht sie denn besonders gerne? Sie überlegt, doch die Entscheidung fällt ihr schwer. Sie mache einfach alles gerne. Sie liebe es, Haare hochzustecken, nennt sie ein Beispiel. Außerdem mache sie gerne Bräute glücklich. „Ich liebe das“, schwärmt sie. Kreativ sein, etwas Neues ausprobieren und dann das Ergebnis und das „Strahlen der Kundin zu sehen“ – das sei „unbeschreiblich“.

Sie wirbt deshalb für ihren Beruf, für das Handwerk an sich. „Ohne uns geht es nicht“, sagt Janina Fiswick mit Blick auf den Fachkräftemangel. Es ist kein Geheimnis, dass auch Friseursalons Schwierigkeiten haben, Auszubildende zu finden. Man müsse nicht studieren, um Erfolg zu haben, sagt Fiswick. Es gebe im Handwerk viele Weiterbildungsmaßnahmen. Während der Pandemie hätten einige Friseursalons geschlossen und der Trend wird vermutlich vorerst anhalten. Janina Fiswick aber blickt zuversichtlich in die Zukunft: „Weitermachen“, ist die Devise. Bei ihr sollen sich weiterhin alle wohlfühlen.

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