OM-Region muss noch Hausaufgaben erledigen
Treuhand-Geschäftsführer rät zu bezahlbarem Wohnraum, mehr Studienmöglichkeiten und Anreizen für Rückkehrer.
Bernd Götting | 05.03.2025
Treuhand-Geschäftsführer rät zu bezahlbarem Wohnraum, mehr Studienmöglichkeiten und Anreizen für Rückkehrer.
Bernd Götting | 05.03.2025
Kennt im „OM“ viele Firmen und deren Inhaber persönlich: Treuhand-Geschäftsführer Bernard Witte. Foto: Treuhand Weser-Ems, Kira Aden
Wenn es in der mittelständischen Wirtschaft des „OM“ gut laufen soll, dann müssen sich Selbständige, Unternehmer und Entscheider ganz auf ihre Kernkompetenzen und die erfolgreiche Führung ihrer Unternehmen konzentrieren können. Diese Empfehlung spricht Bernard Witte, Sprecher der Geschäftsführung der Treuhand Weser-Ems Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in Oldenburg aus. Der aus Essen/Oldenburg stammende Wirtschaftsprüfer und Steuerberater kennt im Oldenburger Münsterland viele Unternehmen und deren Inhaber persönlich und weiß um die Herausforderungen, vor denen die Betriebe stehen. „Zahlen und regionale wirtschaftliche Zusammenhänge faszinieren mich seit jeher – sie bieten viel Potenzial, die Region, ihre Menschen und Unternehmen voranzubringen“, sagt Witte, der auch einer der Geschäftsführer der Treuhand Weser-Ems ist. Die Gesellschaft – übrigens nicht zu verwechseln mit der Treuhandanstalt – ist aus einer Firma entstanden, die vor vielen Jahren noch zu einer Regionalbank gehörte und die Kreditwürdigkeit von Kunden überprüfte. Doch das ist lange her. Heute ist Treuhand Weser-Ems Wirtschaftsprüfungsgesellschaft ein Unternehmen mit 270 Mitarbeitern. Der kleinere Mittelstand wird hier klassisch von Steuerberatern oder Wirtschaftsprüfern betreut, größere Unternehmen können sich zudem in den Bereichen Recht, IT oder Human Resources beraten lassen. 4.200 Mandanten vertrauen der Treuhand Weser-Ems, sie stammen in erster Linie aus dem Oldenburger Münsterland, dem Emsland, Ostfriesland und dem Raum Oldenburg. „Wir werden in erster Linie vom inhabergeführten Mittelstand beauftragt und haben vielfältige Kompetenzen“, so Bernard Witte. „Wenn's drauf ankommt, treffen hochkarätige Probleme der Mandanten bei uns auf qualifizierte Lösungen.“ Mit Blick auf die vergangenen 10 Jahre fallen dem Treuhand-Sprecher viele Veränderungen ein, die mittlerweile zum Standard im Tagesgeschäft der Steuerberater gehören. Bankdaten werden digital transferiert, Belege kommen über eine DATEV-Software herein und auch das Finanzamt habe die Faxgeräte längst abgestellt. „Papier ist die absolute Ausnahme geworden," so der Steuerexperte. Und alles warte auf den großen Durchbruch von Künstlicher Intelligenz (KI). In einigen Bereichen werde bereits KI zur Unterstützung der Arbeit in der Steuerkanzlei eingesetzt. Deren Einsatz werde allerdings richtig interessante Effekte erzeugen - wenn alle relevanten Auskunfteien ihr Wissen preisgeben würden. Der immer schneller werdende Galopp bei der Digitalisierung laufe seit einigen Jahren parallel mit einer wuchernden Bürokratie. Von der Politik befördert und Ministerien umgesetzt, würden die Kosten und der Aufwand eben dieser Bürokratie auf die Steuerzahler abgewälzt, bedauert Bernard Witte - obwohl auch der Staat von der Digitalisierung klar profitiere. Vielen Mandanten könne eine digitale Buchhaltung und geeignete Software helfen, die bürokratischen Anforderungen zu erfüllen. Der regionale Mittelstand ist schon weitgehend digitalisiert und könnte bei Buchhaltung und Steuer teure Fachkräfte im eigenen Unternehmen einsparen. Um zukunftsfähig und langfristig erfolgreich zu sein, sollten Unternehmen im Oldenburger Münsterland nach Meinung von Witte ihre Arbeitsprozesse weitmöglich digitalisieren sowie Dokumentation und Deklaration optimieren. Ginge es nach ihm, so der Treuhand-Sprecher, müsse die Zusammenarbeit zwischen den Unternehmen und den Finanzämtern noch enger sein. „Eigentlich sollte es jährliche Betriebsprüfungen geben," so Witte, der seit über 15 Jahren Unternehmen überwiegend aus der Bau- und Energiewirtschaft berät. Das klinge zwar nicht sehr populär, würde aber den bürokratischen Aufwand für Firmen verringern, finanzielle Sicherheit und eine unbelastete Perspektive für Firmen schaffen. Festgestellte Fehler könnten so zeitnah korrigiert werden und Steuernachzahlungen summieren sich nicht. Eine Nachzahlung für 1 Jahr tue nicht so weh wie z. B. für 4 Jahre. Berater wie die Treuhand Weser-Ems Wirtschaftsprüfungsgesellschaft könnten die heimische Wirtschaft bei der Digitalisierung unterstützen und den Inhabern den Freiraum schaffen, sich um ihr Kerngeschäft zu kümmern. „Wir machen dann den Rest“, bringt es Witte auf eine einfache Formel. Regelmäßige Beratungsgespräche würden einen realistischen Blick in die Zukunft ermöglichen, fundierte Empfehlungen für Investitionen mit sich bringen sowie hilfreiche Ratschläge für die Gestaltung von Finanzierungen. Zusätzlich könnten exportorientierte Unternehmen kompetente Beratung für Auslandsaktivitäten von HLB Partnern erhalten, einem weltweiten Netzwerk unabhängiger Wirtschaftsprüfungs-, Steuerberatungs- und Unternehmensberatungsgesellschaften, dem auch die Treuhand Weser-Ems angehöre. Um die Zukunft der Region Oldenburger Münsterland ist dem Essener Bernard WittePapier ist die absolute Ausnahme geworden
Der Staat wälzt Aufwand für Bürokratie auf Steuerzahler ab
Wie wäre es mit jährlichen Steuerprüfungen?
Mehr um Rückkehrer bemühen
grundsätzlich nicht bange, denn er sieht gute Eigenschaften wie die Lebensqualität, die
familiengeführten Unternehmen sowie die gute Verkehrsinfrastruktur. Allerdings hätten der Staat und auch die Kräfte in der Region noch einige „Hausaufgaben“ zu erledigen. Um die richtigen Leute in die wichtigen Jobs zu bringen, müsse der Lohn passen und ausreichend bezahlbarer Wohnraum vorhanden sein. Lohnnebenkosten und Bürokratisierung dürften im bisherigen Maße nicht weiterwachsen. Als wichtig sieht Witte Maßnahmen an, die sich um Rückkehrer bemühen, also um Menschen, die mit der Ausbildung, dem Studium und in ihrer Karriere in anderen Bundesländern oder im Ausland „hängengeblieben“ sind. Um der Abwanderung junger Menschen vorzubeugen, sollte kurzfristig über Studiengänge nachgedacht werden, die in der Region angeboten würden und für die Wirtschaft hier direkt nutzbar seien. „Es hilft wirklich, offen gegenüber Veränderungen zu bleiben, Inhalte neu zu denken und gemeinsam umzusetzen“, so Bernard Witte.
Gut und kompakt informiert zum Feierabend: Abonnieren Sie jetzt kostenlos unseren neuen WhatsApp-Kanal und erhalten den Newsletter „N'Abend, Oldenburger Münsterland“. Und nicht vergessen, die Benachrichtigungen auf dem Glocken-Symbol zu aktivieren! Hier geht es direkt zum WhatsApp-Kanal.