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Hier duften Hölzer und kreischen Kreissägen

Holzbearbeitungsmechaniker arbeiten mit einem natürlichen Rohstoff – und bedienen dabei verschiedenste Maschinen.

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Kontrolle an der Nachschnittsäge: Auch das gehört laut Wolfram Dzwoniarek zum Job von Holzbearbeitungsmechanikern. Foto: dpa/Dittrich

Kontrolle an der Nachschnittsäge: Auch das gehört laut Wolfram Dzwoniarek zum Job von Holzbearbeitungsmechanikern. Foto: dpa/Dittrich

Aus rund wird eckig: Damit der Rohstoff Holz etwa in der Möbel-, Bau- oder Verpackungsindustrie zum Einsatz kommen kann, müssen Baumstämme entrindet, geschält und gesägt werden. Holzbearbeitungsmechaniker bedienen dafür allerlei Maschinen und Anlagen, halten sie in Stand und kontrollieren die Ergebnisse – je nach Arbeitsplatz beispielsweise Bretter, Balken oder auch Hackschnitzel.

Wolfram Dzwoniarek ist gelernter Sägewerker – so hieß der Ausbildungsberuf des Holzbearbeitungsmechanikers bis 1980 – und arbeitet bei der Schlesselmann GmbH in Asendorf, einem Hersteller von Paletten, Kisten und Palettenmöbeln. Im Job-Protokoll erklärt der 60-Jährige, warum für den Job manchmal Muskelkraft gefragt ist, heute vor allem aber technisches Verständnis.

Kennt sich mit unertschiedlichen Holzarten aus: Der gelernte Sägewerker Wolfram Dzwoniarek. Foto: dpaDittrichKennt sich mit unertschiedlichen Holzarten aus: Der gelernte Sägewerker Wolfram Dzwoniarek. Foto: dpa/Dittrich

So bin ich zu meinem Beruf gekommen:

Ursprünglich wollte ich Radio- und Fernsehtechniker werden. Dafür brauchte man aber einen Realschulabschluss. Ich habe einen qualifizierten Hauptschulabschluss. Außerdem gab es damals, 1978, Lehrstellenmangel. Also habe ich mir in einem einwöchigen Praktikum das Sägewerk in der Nähe meiner Eltern und die Arbeit dort angeguckt – und habe mich sofort dafür begeistert.

Erstmal hatte das etwas mit Holz zu tun. Mein Vater ist gelernter Tischler, der hat zu Hause immer gebastelt. Und zweitens gab es da viele Maschinen: Kreissägen, Rundholzanlagen, Säumeranlagen, die dazugehörigen Schärfanlagen. Für mich alles höchstinteressant. Das war damals eines der größten Sägewerke im Kreis und alles sehr modern.

Ich habe dort eine 3-jährige Ausbildung gemacht. Die Berufsschule fand im Blockunterricht statt: Anfang Januar bis Ende März ist man immer zur Schule nach Bad Wildungen gefahren. Schwerpunkte der Ausbildung sind: Welche Holzarten gibt es, wie kann ich sie einschneiden, wie kann ich das Rundholz dementsprechend ablängen und einteilen? Wie kann ich meine Werkzeuge schärfen? Was muss ich bedenken, wenn ich eine Maschine bediene? Das ist sehr, sehr vielseitig.

Nach meiner Ausbildung bin ich im Sägewerk geblieben – bis auf meine Bundeswehrzeit. Und dann hatte ich das Pech, dass 1989 das Sägewerk abgebrannt ist. Danach habe ich in der Möbelindustrie gearbeitet. Als die Firma insolvent gegangen ist, habe ich ein Jahr gar nichts mehr mit Holz gemacht, sondern im Sanitärdienst bei einer Heizungsfirma gearbeitet. In meiner jetzigen Firma bin ich seit fast 30 Jahren. Zwischenzeitlich habe ich auch die Ausbildereignungsprüfung abgelegt, darf also selbst ausbilden.

So sieht mein Arbeitsalltag aus:

Das kann ich am Morgen noch nicht wissen. Ich bin quasi der Facility Manager hier. Wo es klemmt, rücke ich es wieder gerade. Ich bin hier sehr vielseitig aufgestellt, mache auch die Sanitäranlagen, die Heizung. Und wir haben in der Palettenfertigung natürlich viele verschiedene Maschinen wie Deckelnagler oder Schablonen-Nagelmaschinen. Im Sägewerk haben wir beispielsweise Bandsägen und Säumeranlagen. Ich kann die Maschinen alle bedienen, aber ich kann sie auch reparieren.

Wenn irgendwo etwas nicht richtig läuft, werde ich dazu geholt und sehe zu, dass ich es wieder ans Laufen kriege. Manchmal sehe ich schon im Vorbeigehen, was verkehrt ist, manchmal muss man auch tiefer eingreifen, nachsehen welche Parameter verstellt wurden oder ob eine Lichtschranke nicht sauber läuft.

Gerade haben wir zwei Auszubildende. Einen Maschinenanlagenführer und einen Holzmechaniker, die bei uns an den Maschinen eingesetzt werden. Einmal am Tag gucke ich, was sie machen müssen und ob alles wirklich läuft. Und wenn irgendwo ein Problem auftritt, kommen sie zu mir. Handwerklich habe ich selbst aber eigentlich nichts mehr mit dem Holz zu tun.

Das sollte man für den Beruf mitbringen:

Früher musste man große Arme mitbringen, Muskeln. Und heutzutage auf jeden Fall Interesse an Maschinen und an Neuem. Technisches Verständnis wäre klasse. Heute läuft ja alles technisch und wenn man an einer Maschine ist, bei der ein Roboter zur Hand geht, und eine Fehlermeldung kommt, dann muss man die auch auslesen können. Das Körperliche ist im Sägewerk dagegen komplett raus. Nur wenn man jetzt bei der Herstellung von Holzpaletten an den Nagelmaschinen arbeitet, geht das auf die Arme, weil die Brettmagazine von Hand bestückt werden müssen.

Große Maschinen am Werk: Technisches Know-how spielt für die Arbeit von Holzbearbeitungsmechanikern eine wichtige Rolle. Foto: dpaDittrichGroße Maschinen am Werk: Technisches Know-how spielt für die Arbeit von Holzbearbeitungsmechanikern eine wichtige Rolle. Foto: dpa/Dittrich

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