Brockhaus gewinnt Holzbaupreis Niedersachsen 2020
Die Dinklager Firma war an der Erweiterung einer Oberschule in Braunschweig beteiligt. Diese zeichnet sich durch ihre modulare und nachhaltige Bauweise aus.
Frederik Böckmann | 15.12.2020
Die Dinklager Firma war an der Erweiterung einer Oberschule in Braunschweig beteiligt. Diese zeichnet sich durch ihre modulare und nachhaltige Bauweise aus.
Frederik Böckmann | 15.12.2020
Stolz auf die Auszeichnung: Firmenchef Andre Brockhaus (links) und Bauleiter Tim Stratmann. Foto: Böckmann
Andre Brockhaus und Tim Stratmann hatten es sich im Besprechungszimmer bequem gemacht. Via Videoschalte verfolgten der Chef der Firma Holzbau Brockhaus und der Bauleiter für schlüsselfertige Objekte die Preisverleihung des Holzbaupreises Niedersachsen 2020 in der Messe-Halle in Hannover. Drei verschiedene Wettbewerbsprojekte hatte das Dinklager Unternehmen bei der durch den Landesmarketingfond Holz und den Landesbeirat Holz vergebenen Auszeichnung in den verschiedenen Kategorien abgegeben. Ob und – wenn ja – für welche Holzbauwerke die Firma Brockhaus geehrt werden könnte, das wussten Andre Brockhaus und Tim Stratmann im Vorfeld nicht. Als dann schließlich als einer von zwei 1. Preisen das Projekt "Neue Oberschule Braunschweig" verkündet wurde, waren Brockhaus und Stratmann baff. Denn die Dinklager Firma war dort für den Holzbau zuständig. "Wir haben uns gefreut wie die kleinen Kinder", sagt Brockhaus und lächelt auch ein paar Tage später noch über das ganze Gesicht. Schmunzelnd erklärt er: "Wir hatten eher damit gerechnet, dass wir für eines unserer anderen beiden Projekte geehrt werden." Der Feuerwehr-Neubau in Eschede landete in der Kategorie "Engere Wahl". Außerdem hatte die Firma noch einen ovalen Bäckerei-Bau in Braunschweig eingereicht. Wodurch zeichnet sich jetzt der Bau der prämierten neuen Oberschule Braunschweig aus? Eine kurze Bauzeit, die modulare und schlüsselfertige Bauweise sowie das zurückbaubare und nachhaltige 3-geschossige Gebäude (für 12 Klassen à 30 Schülern) sind die wichtigsten Stichworte, erklären Brockhaus und Stratmann. Sämtliche Bauteile sind in der Werkstatt vorgefertigte Elemente, einschließlich der Installationen und fertiger Oberflächen. Die Geschoss-hohen Wände sind in Rahmenbauweise, die Geschossdecken als Rippenplatten hergestellt. Der Transport der leichten Flächenelemente erfolgte in kompakten Einheiten. In sehr kurzer Zeit seien die Bauteile dann am Bauort zu Raumeinheiten gefügt worden, erklärt Bauleiter Stratmann. "Gelungene Proportionen sowie ein sehr hoher Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen erfüllen den Anspruch an Gestaltung und Nachhaltigkeit überdurchschnittlich", urteilte die Jury. "Das Konzept, die Gebäude an ihrem heutigen Standort nur temporär zu nutzen, führte dazu, sogar die Bodenplatte in Holzbauweise auszuführen." Die Wahl nahezu aller Baumaterialien aus nachwachsenden Rohstoffen sowie der Nachweis der einfachen Translozierung der Gebäude (Gebäudeversetzung) erfülle den Anspruch an Nachhaltigkeit überdurchschnittlich. Auch die Raumakustik sei hervorragend, betont Tim Stratmann. Apropos Nachhaltigkeit: Für Andre Brockhaus hat spätestens die Flüchtlingskrise gezeigt, wie wichtig eine nachhaltige Bauweise sei. Modulare, schlüsselfertige Holzbauten hätten hier gegenüber Containergebäuden viele Vorteile. Sie seien schneller aufbaubar, kostengünstiger und würden vor allem besser aussehen. Die Jury des Holzbaupreises lobte die neue Oberschule Braunschweig etwa "für ihre gut gewählten Proportionen" und "die schlichte Eleganz". Warum die Behörden im Landkreis Vechta trotzdem eher gemauerte Gebäude oder Containervarianten etwa für Übergangsschulen oder Kindergärten bevorzugen, versteht er nicht. Er verspüre noch immer eine gewisse Lethargie für Holzbauten, ärgert sich Andre Brockhaus und betont gleichzeitig: "Dabei haben wir im Landkreis Vechta Holzbaufirmen, die herausragende Arbeit machen." Dies sei gewissermaßen auch frustrierend. Andere Regionen seien da wesentlich offener. Zurzeit baut seine Firma etwa einen Kindergarten in Norderstedt. Zurück zum Preis für den rund 1.000 Quadratmeter großen Bau der Oberschule Braunschweig. Andre Brockhaus sagt: "Ich bin mega-stolz auf meine Mitarbeiter." Verlassen konnte er sich bei dem Projekt auch auf weitere Unternehmen aus dem Landkreis Vechta. Für die Fundamente war das Bauunternehmen Mrotzek (Dinklage) zuständig, für den Metallbau Ludwig Tombrägel (Lohne). Die Baustoffe lieferten Bergmann (Steinfeld) und Bauxpert gr. Beilage (Vechta). Die Zusammenarbeit sei super gewesen. Die zuständige Ministerin Barbara Otte-Kinast betonte in ihrer Laudatio: „Der Holzbaupreis hat mehr denn je eine ganz besondere Bedeutung. In Zeiten des Klimawandels führt kein Weg mehr an der Nutzung des klimafreundlichen und nachhaltig bereitgestellten Rohstoffes Holzes vorbei." Sie sei erfreut, welch hohes Niveau der Holzbau in Niedersachsen erreicht habe. Aus insgesamt 49 Bewerbungen wurden jeweils 3 Preisträger ermittelt und 3 Anerkennungen an Bauherren, Architekten und Planer für besonders gelungene Holzbauten in Niedersachsen vergeben. 1. Preis: Erweiterung am Lessing Gymnasium & Neue Oberschule Braunschweig (Preisgeld 4500 Euro). Bauherrschaft: FB Hochbau- u. Gebäudemanagement Stadt BraunschweigBrockhaus ärgert sich über die Holzbau-Lethargie
Architektur: werk.um architekten GbR, Darmstadt
Tragwerksplanung: Ingenieurbüro für Statik und Bauwesen Christian Heil, Künzell
Holzbau: Brüggemann Holzbau, Neuenkirchen und Holzbau Brockhaus GmbH, Dinklage
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