Oliver Hüsing: "Mr. 90 Minuten" hat die Qual der Wahl
Der 29 Jahre alte Fußball-Profi aus Bühren blickt bei OM-Online auf sein drittes Zweitliga-Jahr mit dem 1. FC Heidenheim zurück. Und er fiebert einem Spiel in Höltinghausen entgegen.
Emotionen in Sandhausen: Oliver Hüsing feiert seinen Treffer zum 1:0. Foto: dpa / Weller
Es sind die letzten 90 Minuten der Saison – und danach ist Urlaub angesagt. Oliver Hüsing aus Bühren, Innenverteidiger in Diensten des Fußball-Zweitligisten 1. FC Heidenheim, freut sich auf die freien Tage. Auf Sommer, Sonne, Strand und Meer. Flüge und Hotel sind gebucht, mit Freundin Lea geht's nach Bali. Vorher allerdings strebt der 29 Jahre alte Abwehrspieler noch einen „guten Abschluss“ seiner dritten Saison in der 2. Liga an – und damit ist ein Sieg am Sonntag (15.30 Uhr) gegen den Karlsruher SC gemeint.
„Vielleicht geht's in der Tabelle ja noch ein oder zwei Plätze rauf“, sagt Oliver Hüsing im OM-Medien-Gespräch zum Saisonfinale. Heidenheim (49 Punkte) geht als Tabellenachter ins letzte Spiel. Hüsing und Co. können nicht mehr auf Rang neun zurückfallen. Und nach oben? Paderborn (6./51) und Nürnberg (7./51) sind noch in Reichweite, Heidenheim bräuchte für eine Verbesserung im Abschlussklassement aber neben einem eigenen Sieg auch Schützenhilfe von Darmstadt und/oder Schalke.
„Wenn es am Ende bei Platz acht bleibt, ist das okay, mehr aber auch nicht, das muss man so deutlich sagen. Hier schreit keiner ‚Juhu‘, wenn wir Achter werden“, so Hüsing. Das Erreichen der 50-Punkte-Marke wäre „ein bisschen mehr als okay“. Und Platz sechs? „Dann würde aus einer Saison, die okay wäre, eine gute Saison werden“, antwortet Hüsing auch mit Blick auf die Fernsehgelder-Tabelle.
Heidenheim und das fehlende Ausrufezeichen
Für Außenstehende habe Heidenheim wieder einmal eine solide Saison gespielt, erklärt Hüsing, aber rund um die Voith-Arena auf dem Schlossberg darf es inzwischen auch gerne etwas mehr sein. Hüsing hat in seinen drei Jahren an der Brenz die Beobachtung gemacht, dass die Ansprüche peu à peu gestiegen sind. Heidenheim, seit 2014 in der 2. Liga und 2020 in der Bundesliga-Relegation knapp an Werder Bremen gescheitert (0:0, 2:2), ist längst mehr als nur eine graue Maus im Mittelfeld.
Und wie sieht die persönliche Einordnung der Saison aus? „Auf der einen Seite muss man sagen, dass wir wieder sehr stabil waren. Wir waren nie unten dabei, nie in Abstiegsgefahr. Und große Klubs wie Düsseldorf oder Hannover haben wir hinter uns gelassen“, sagt Hüsing und gibt danach zu: „Zwischendurch hab' ich mir aber ein bisschen mehr erhofft.“
Im Schatten von Schalke, Werder, HSV, St. Pauli und Co. schnupperte Heidenheim auch mal Höhenluft, verabschiedete sich allerdings irgendwann aus dem Aufstiegsrennen. „Wir waren zweimal Dritter, lange auch Vierter und Fünfter, also echt in Schlagdistanz. Aber als es darauf ankam, haben wir ein Ausrufezeichen verpasst“, erklärt Hüsing und denkt dabei an die drei Auswärtsniederlagen im März und April in Darmstadt (2:3), St. Pauli (0:1) und Schalke (0:3). „Wir waren lange auf Augenhöhe, aber am Ende hat immer was gefehlt“, so Hüsing.
Daheim gab's dagegen in dieser Saison Siege gegen Darmstadt (2:1), Schalke (1:0), Werder (2:1) und Nürnberg (3:1), dazu ein Remis gegen den HSV (0:0). „Zur Wahrheit gehört aber auch, dass wir gegen einen Absteiger wie Aue keinen einzigen Punkt geholt haben. Das zeigt, dass es verdientermaßen nicht für ganz oben gereicht hat“, so Hüsing.
Voller Einsatz auch am Boden: Heidenheims Oliver Hüsing (Mitte) gegen Hamburgs Faride Alidou. Foto: dpa / Brandt
Er selbst hat 32 der 33 Partien absolviert – und immer durchgespielt. Heidenheims „Mr. 90 Minuten“ musste nur Anfang Februar gegen Hannover pausieren, eine Corona-Infektion hatte den 1,93-m-Hünen ausgebremst. Er kommt in dieser Saison auf drei Gelbe Karten und zwei Saisontore. „Das ist zu wenig“, erzählt Hüsing und meint die Tore: „Fünf, sechs waren möglich, die Chancen dafür hatte ich.“ Beim 3:1 in Sandhausen traf er zum 1:0, gegen Schalke erzielte er das Siegtor in der Nachspielzeit. „Das war mein emotionales Highlight in dieser Saison“, verrät Hüsing. Und sein Kerngeschäft, die Abwehrarbeit? Er hatte in dieser Saison „richtig viel Spaß“ daran, sich mit Torjägern wie Simon Terodde, Niclas Füllkrug, Marvin Ducksch, Guido Burgstaller oder Robert Glatzel zu messen. „Da erreicht die Motivation einfach das nächste Level“, meint Hüsing.
Hüsings Vertrag läuft aus, die Zukunft ist offen
Ob die Karlsruhe-Partie am Sonntagnachmittag, sein 78. Spiel in der 2. Bundesliga, auch sein letztes Match im Heidenheim-Trikot ist, ist völlig offen. Fakt ist: Der Dreijahresvertrag von Hüsing, der 2019 vom damaligen Drittligisten Hansa Rostock nach Heidenheim kam, läuft im Juni aus. Er ist damit ablösefrei.
Hüsing verrät, dass es „einige Optionen“ gibt. Ein Verbleib in Heidenheim ist eine davon, andere Zweitligisten haben ebenfalls ein Angebot abgegeben. Laut Medienberichten liebäugelt unter anderem Rostock mit einer Rückholaktion des Ex-Kapitäns, auch der KSC sei interessiert, heißt es. Hüsing hüllt sich in Schweigen, Details zur Qual der Wahl lässt er sich nicht entlocken, für ihn zählt jetzt erst mal nur der Saisonabschluss.
Zum anschließenden Urlaub gehört natürlich auch ein Heimatbesuch in Bühren. Einen Termin hat sich der heimatverbundene Fußball-Profi bereits rot im Kalender angestrichen. „4. Juni“, sagt Hüsing wie aus der Pistole geschossen. Dann tritt der BV Bühren zum CLP-Kreispokal-Finale beim SV Höltinghausen an. „Das lass' ich mir natürlich nicht entgehen“, erklärt Hüsing. Und spätestens dann dürfte auch klar sein, für welchen Klub er ab der Saison 2022/23 aufläuft.
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