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Kein Schnickschnack, nur harte Fakten

Sponsoren-Abend von Rasta Vechta: Ohne Zuschauer sinkt der Etat des Basketball-Bundesligisten um rund 42 Prozent auf 2,15 Millionen Euro.

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Willkommen im Rasta-Dome: Rastas Klubchef Stefan Niemeyer (links) und Neu-Coach Thomas Päch, der in einer Fragerunde auf dem Podium erste Sympathiepunkte sammelte. Foto: Bente

Willkommen im Rasta-Dome: Rastas Klubchef Stefan Niemeyer (links) und Neu-Coach Thomas Päch, der in einer Fragerunde auf dem Podium erste Sympathiepunkte sammelte. Foto: Bente

Das Ambiente im Rasta-Dome war minimalistisch. Dort, wo sonst die Basketball-Action die Massen begeistert und die Marleys durch die Luft wirbeln, standen diesmal nur 120 Stühle, verteilt auf zehn Reihen. Kein Catering, kein Drumherum, nur ein orange-farbener Teppich vor der Bühne und eine Deko mit zwei Kunstblumen, zwei Fähnchen und drei Bällen. Der Sponsoren-Abend von Rasta Vechta fand am Dienstag unter besonderen Umständen sowie unter gewohnten Hygiene- und Abstandsregeln statt. „Es ist anders als sonst, aber die beste Möglichkeit, um wichtige Informationen weiterzugeben“, sagte Rastas Marketing-Manager Raphael Dornieden in seiner Begrüßung.

Vor 115 Gästen, darunter 90 Sponsoren-Vertreter sowie Neu-Coach Thomas Päch, stimmte Klubchef Stefan Niemeyer die Förderer auf Rastas fünfte BBL-Saison ein. Rastas Geschäftsführer und Hauptsponsor hatte klare Botschaften und jede Menge Zahlen dabei. Ja, es gibt noch viele Unwägbarkeiten und offene Fragen, so Niemeyer. Ja, die Corona-See ist stürmisch. Rasta sei aber bereit für die großen Herausforderungen. „Für uns ist es unglaublich wichtig, dass wir über diese Saison kommen. Und ich bin mir sicher, dass wir das schaffen“, sagte Niemeyer. Rasta wolle auch 2020/21 ein „Identifikationspunkt für Fans, Partner und Sponsoren“ sein, ein „würdiger Repräsentant des Oldenburger Münsterlandes“.

"Ohne Zuschauer wird es schwierig, ein konkurrenzfähiges Team zusammenzustellen"Rastas Klubchef Stefan Niemeyer.

Niemeyer legte aber auch den Finger in die Wunde: „Ohne Zuschauer wird es schwierig, ein konkurrenzfähiges Team zusammenzustellen.“ Und er betonte mit Blick auf die nähere Zukunft: „Wir sind auf unsere Sponsoren angewiesen.“ Niemeyer gab zudem diverse Einblicke in die Finanzen des Klubs und erklärte: „Wir wollen transparent sein.“

Etat Saison 2019/20: Der Etat für die vergangene Spielzeit lag inklusive Champions League bei 3,9 Millionen Euro. Rekord in Rastas Historie. Alle elf BBL-Heimspiele waren mit 3140 Zuschauern ausverkauft, im Europacup lag der Schnitt bei 2476 Fans. Zum Zeitpunkt der Corona-Pause waren rund 1500 Einzelkarten noch im Verkauf.

Rückforderungen/Verzicht: Coronabedingt fielen fünf der 16 BBL-Heimspiele aus, daraus ergaben sich mögliche Rückforderungen in Höhe von 820 000 Euro, 470 000 Euro entfielen auf das Sponsoring, 350 000 Euro auf das Ticketing. Zum Stichtag 1. Juli lagen Rasta folgende Verzichtserklärungen vor: Einzelkarten im Wert von 16 242 Euro (798 von 2500 Tickets), Dauerkarten im Wert von 242 281 Euro (1968 von 2448 Tickets) und Sponsoring im Wert von 438 930 Euro. Im Ticketing gingen Rückforderungen in Höhe von 36 133 Euro ein, im Sponsoring waren es 8000 Euro. Niemeyer sprach von einer „einzigartigen Solidarität“ und bedankte sich für den „beispiellosen Zusammenhalt“ und die „herausragende Unterstützung“. Aktuell sind noch mögliche Rückforderungen von 78 411 Euro offen. Klar ist aber auch: Rückforderungen sind gesetzlich noch länger möglich, daher bildete Rasta im Rahmen seines Krisenmanagements eine Rückstellung von 100 000 Euro.

Finanzplan 20/21, Einnahmen: Die große Frage lautet: Gibt es Einnahmen aus dem Ticketing oder nicht? Rasta kalkuliert erst mal ohne Zuschauer. „Alles andere wäre nicht seriös“, so Niemeyer. 2019/20 hatte Rasta Ticketeinnahmen in Höhe von 1,15 Millionen Euro (100 Prozent Auslastung pro Spiel inklusive 200 Personen im VIP-Raum). Rasta hofft nun auf Sponsoring-Einnahmen in einer Höhe von 1,9 Millionen Euro; das wäre ein Minus von 400 000 Euro gegenüber der Vorsaison (2,3). Inklusive des Liga-Sponsorings von 250 000 Euro käme Rasta auf 2,15 Millionen Euro – ein Minus von rund 42 Prozent gegenüber der BBL-Saison 19/20.

Finanzplan 20/21, Ausgaben: Es wird nur ausgegeben, was da ist. Heißt: 2,15 Millionen Euro stehen zur Verfügung. Die Kosten für die drei Gebäude (Geschäftsstelle, Dome, Gym) sind mit 300 000 Euro ebenso konstant wie die Kosten für die Spielerwohnungen (120 000 Euro) und diverse Abschreibungen für Fahrzeuge, Technik etc. (250 000 Euro). Beim Punkt „Gehalt Profiteam“ kommt der Rotstift besonders dick zum Einsatz – geplant ist eine Reduzierung von 1,5 Millionen Euro brutto auf 500 000 Euro. „Die Spieler müssen sich darauf einstellen, dass sie weniger verdienen“, so Niemeyer: „Und vielleicht haben wir künftig nur sieben oder acht statt elf Profis im Kader.“ Im Bereich der Jugendtrainer (4 Stellen) sowie der Hauptamtlichkeit auf der Geschäftsstelle und im Umfeld des Profiteams (7) liegt Rasta unverändert weiter deutlich über den Lizenzvorgaben der BBL.

Kleine Bühne, 110 Gäste: Eine Szene vom Sponsoren-Abend von Rasta Vechta. Foto: BenteKleine Bühne, 110 Gäste: Eine Szene vom Sponsoren-Abend von Rasta Vechta. Foto: Bente

Nothilfe-Paket vom Staat: Vom 200-Millionen-Euro-Hilfspaket des Bundes sollen auch die BBL-Klubs profitieren. „In welchem Umfang ist noch offen“, so Niemeyer. Fakt ist: 800 000 Euro sind maximal als Ausgleich für fehlende Zuschauergelder von April bis Dezember möglich. Niemeyer hofft insgeheim auf 500 000 Euro, die zusätzlich in den Kader fließen würden.

Saisonstart 2020/21: Mitte Oktober soll die neue Saison starten, die Liga arbeitet gerade an den letzten Details. Zudem ist in Kooperation mit den Kollegen aus dem Handball und dem Eishockey ein Leitfaden erstellt worden, der dem Bundesgesundheitsministerium vorgelegt wurde und in dessen Fokus die Rückkehr der Fans steht. Eine Hallenauslastung von 30 oder 40 Prozent wäre auch für Rasta ein guter Anfang, so Niemeyer, wenngleich dann „kreative Lösungen“ für den Ticketverkauf gefunden werden müssten.

Verzicht auf Europapokal: „Ich bin sehr froh, dass wir so entschieden haben“, sagte Niemeyer mit Blick auf den Rückzug aus der Champions League: „Es wären allein 200 000 Euro Reisekosten gewesen. Es geht einfach nicht.“ Rasta ist in guter Gesellschaft: Auch Teams wie Ludwigsburg, Oldenburg, Crailsheim oder Frankfurt können bzw. wollen sich den Europapokal 2020/21 nicht leisten.

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