Das Nachrichtenportal vonMünsterländische Tageszeitung MT undOldenburgische Volkszeitung OV

Der OM-Medien Handball-Talk: Leidenschaft und große Gefühle im Fokus

Beim 3. OM-Medien Sport-Talk sorgten die Spieler und Trainer der vier besten Handball-Klubs der Region für einen unterhaltsamen Abend. Es ging um Sissi-Filme, erfolgreiche Reels und eine Waage.

Artikel teilen:
Die Hauptdarsteller: Die Talkgäste (von links) Markus Gabler, Julian Nachtigal, Svenja Ruhöfer, „Axy“ Akacsos, Julia Thoben-Göken, Marvin Muche, Simon Schreiner, Tom Engelhardt und Moderator Carsten Boning. Foto: Mentrup

Die Hauptdarsteller: Die Talkgäste (von links) Markus Gabler, Julian Nachtigal, Svenja Ruhöfer, „Axy“ Akacsos, Julia Thoben-Göken, Marvin Muche, Simon Schreiner, Tom Engelhardt und Moderator Carsten Boning. Foto: Mentrup

Jetzt sitzt er hier im Rampenlicht. Dabei war er doch „eigentlich schon Handball-Rentner“, wie er sagt. „Vor drei Wochen saß ich mit meiner Frau noch da und habe Sissi geguckt“, erzählt Barna-Zsolt Akacsos. Dann kam die Anfrage des TV Cloppenburg und plötzlich ist der 58-Jährige – mittlerweile längst Opa – wieder mittendrin im Handball-Geschäft. Dass er den TVC vor dem Abstieg aus der Regionalliga retten kann, muss der 34-malige rumänische Nationalspieler erst noch zeigen. Dass er die dafür notwendigen Entertainerqualitäten mitbringt, das bewies er am Montagabend eindrucksvoll. Als gut gelaunter Gast beim 3. OM-Medien Sport-Talk in Emstek. Thema diesmal: der Spitzenhandball in der Region.

Acht Gäste hatte OM-Medien-Sportchef Carsten Boning als Moderator auf die Bühne geladen. Die 130 Zuhörer im Foyer des Medienhauses hörten gebannt zu. Die zwei Stunden vergingen quasi wie im Flug. Es ging um Handball, aber es ging auch um große Gefühle. Etwa als Svenja Ruhöfer vom Drittligisten SFN Vechta den Tränen nah über ihre Verletzungen sprach („Drei schwere Hand-OPs in anderthalb Jahren, das macht was mit einem“). Oder als „Axy“ Akacsos von seiner Rückkehr in die Halle berichtete, bei der er von den Fans gefeiert wurde: „Das war sehr berührend. Ich hätte nie gedacht, dass ich so beliebt war in Cloppenburg.“ Für „keine andere Mannschaft“ hätte er seinen Ruhestand aufgegeben. Jetzt ist es sein „Traum, Cloppenburg zu retten und dann zu sagen: So, geht euren Weg weiter.“

Volles Haus: Rund 130 Gäste hörten zwei Stunden lang interessiert zu. Foto: MentrupVolles Haus: Rund 130 Gäste hörten zwei Stunden lang interessiert zu. Foto: Mentrup

Helfen soll dabei der junge Tom Engelhardt. Der (zurzeit verletzte) Linksaußen kam direkt vom Schießtraining bei der Polizei nach Emstek und schwärmte von der Cloppenburger Handballtradition: „Das ist so ein Kult in Cloppenburg. Viele kommen gar nicht nur, um Handball zu gucken, sondern um zusammen ein Bier zu trinken.“ Dass er als TVC-Eigengewächs selbst einmal in die Fußstapfen seines Vorbilds Ole Harms treten kann, ist für ihn ein – allerdings weit entfernter – Traum: „Da fehlt noch viel.“

Svenja Ruhöfer ist ein Fan der klaren Worte

Ähnlich angespannt wie beim TVC ist die sportliche Lage bei den Frauen von SFN Vechta. „Wir kriegen 34,5 Gegentore im Schnitt. Da ist es schwierig, Spiele zu gewinnen“, sagte Trainer Simon Schreiner, dessen kleiner Sohn Jari (13 Monate) der jüngste Gast im Publikum war. Abwehr funktioniere „über Leidenschaft“, betonte Schreiner: „Blöd gesagt muss man auch mal einem auf die Rübe hauen“. Eine, die jede Menge Leidenschaft mitbringt, ist Svenja Ruhöfer. Die 29-Jährige hatte zuletzt mit kritischen Worten für viel Gesprächsstoff gesorgt. „Man kann nicht immer die Welt schönreden“, sagte sie nun: „Ich bin ein Fan davon, Sachen anzusprechen. Wenn man sich zu lange auf einer Sache ausruht, führt das nicht zum Erfolg“, glaubt die Garrelerin.

Für Staunen im Publikum sorgte Ruhöfers Reichweite in den sozialen Medien. 2500 Follower bei Instagram, 850.000 Reel-Aufrufe in den letzten 14 Tagen. Svenja Ruhöfer ist davon selbst beeindruckt. „Das ist der Wahnsinn. Manche Reels haben 200.000 Aufrufe. Der Signal-Iduna-Park (Dortmunds Fußballstadion) hat 85.000 Plätze. Das ist fast dreimal der Signal-Iduna-Park.“ Die Videos seien für sie auch ein Ventil, um „Emotionen rauszulassen“, etwa während ihrer schweren Verletzungszeit: „Ich habe die Handball-Göttin schon verflucht. Was das mental mit einem macht, das wünsche ich niemandem.“

Starker Auftritt: Vechtas Damen kamen wie der TV Dinklage in Mannschaftsstärke ins OM-Medien-Haus. Foto: MentrupStarker Auftritt: Vechtas Damen kamen wie der TV Dinklage in Mannschaftsstärke ins OM-Medien-Haus. Foto: Mentrup

BV Garrel schreibt den Aufstieg als Ziel aus

Für Julia Thoben-Göken, Torfrau beim Regionalliga-Spitzenreiter BV Garrel, wären solche Social-Media-Aktivitäten nichts. Die 25-jährige Landwirtin, die laut Trainer Marvin Muche zusammen mit Teamkollegin Mareen Rump das beste Torwartduo der Liga bildet, war kurzfristig für die verletzte Sarah Weiland eingesprungen und bekannte: „Agrar-Influencer – das wäre nicht mein Ding.“ Die Torfrau – nebenbei „Bierwart“ beim BVG – verriet auch, wie sie im Tor gelandet ist, obwohl sie zunächst im Feld gespielt hatte. „Ich habe irgendwann gemerkt: Das ist nicht mehr das Gelbe vom Ei.“ Zum Lauf in der Regionalliga (16:0 Punkte) sagte sie wenig überraschend: „Das macht schon Spaß gerade.“

Auch ihr Trainer Marvin Muche ist „super zufrieden“, wie er sagte. „Wir haben eine Welle erwischt. Die reiten wir jetzt weiter.“ Den Abgang der überragenden Melanie Fragge zum VfL Oldenburg II habe man im Kollektiv kompensiert. „Wir haben jede Woche fünf, sechs Torschützen mit jeweils drei, vier Toren – und es sind nicht immer die gleichen“, sagte Muche. Er gab aber auch zu, dass das Niveau in der Regionalliga etwas nachgelassen habe. „Die Liga war letztes Jahr in der Spitze sehr stark. Das hat sich ein Stück weit gedreht. Die Liga ist nicht zwingend stärker geworden“, so Muche. Der Aufstieg in die 3. Liga sei nun „absolut das Ziel“. Aber: „Mit den Aufstiegsspielen ist das ein ganz langer Weg.“

Ist lieber Torhüterin statt Influencerin: BV Garrels Julia Thoben-Göken. Foto: MentrupIst lieber Torhüterin statt Influencerin: BV Garrels Julia Thoben-Göken. Foto: Mentrup

Gabler will am Dinklager Weg weiter festhalten

Genau wie Vechtas Frauen liefen auch die Oberliga-Männer des TV Dinklage in Mannschaftsstärke in Emstek auf und zeigten so Geschlossenheit. Für TVD-Trainer Markus Gabler muss die Oberliga nicht zwingend das Ende des „Dinklager Wegs“ sein. „Wenn wir eine perfekte Saison spielen und an uns arbeiten, ist alles möglich. Wir wollen in dieser Liga bleiben und gucken, was passieren kann“, sagte Gabler. Vom eigenen Konzept werde man nicht abweichen: „Wir werden das Hobby weiterführen und keine Professionalität reinbringen“, versprach Gabler. Man wolle „Spieler aus unserem Verein und der Umgebung ausbilden und dann gucken, wie hoch wir kommen“. Bezahlspieler von außerhalb zu holen, könne er „meinen Jungs gar nicht antun. Dann geht die ganze Chemie in der Mannschaft kaputt.“

Begleitet wurde Gabler von seinem Kapitän Julian Nachtigal. Der 29-Jährige verkörpert den „Dinklager Weg“ idealtypisch. „Ich war damals auf seinem Kindpissen, als er geboren wurde. Der ist in der Halle groß geworden, der lebt den Verein“, sagte Gabler und lobte Nachtigal als „absoluten Teamplayer“. Wie sehr dies zutrifft, zeigt sich aktuell am Fall Hendrik Jahn. Der junge Holdorfer ist gerade dabei, Julian Nachtigal auf der Rückraum-Mitte abzulösen. Für ihn Platz zu machen, falle ihm „nicht schwer“, bekannte Nachtigal: „Hendrik macht’s überragend. Da muss man auch mal ans Team denken und zurückstecken.“

Zurück aus der Handball-Rente: Barna-Zsolt Akacsos, neuer Trainer des Herren-Regionalligisten TV Cloppenburg. Foto: MentrupZurück aus der Handball-Rente: Barna-Zsolt Akacsos, neuer Trainer des Herren-Regionalligisten TV Cloppenburg. Foto: Mentrup

Nachtigal freut sich, „dass Handball in der Stadt immer mehr Priorität kriegt“. Auch Gabler sprach von „Aufbruchstimmung“. Dazu gehöre, dass zu jedem Auswärtsspiel ein Bus fahre und dass der „Block K“ (wie Chaos) in der Halle für Stimmung sorge. Gabler: „Das sind Leute, die es geil finden, Randale zu machen, im positiven Sinne.“

Für Heiterkeit sorgte noch einmal die Anekdote von der Waage, die Gabler einst seinem Torwart Arne Frese nach Hause schicken ließ. „Ich habe ihm ja nur eine geschenkt, weil er keine hatte“, verteidigte sich Gabler.

Akacsos freute sich derweil, als Carsten Boning ihn zu vorgerückter Stunde mit seinem Spitznamen ansprach („Endlich hast du mich Axy genannt“). Ansonsten muss sich der reaktivierte Handball-Rentner erst wieder einfinden in der Szene. Als er Tom Engelhardt kürzlich nach vier Jahren wiedergesehen habe, habe er gedacht: „Alter, ist der gewachsen.“ Und Hendrik Jahn hat er noch gar nicht spielen sehen – Stichwort Sissi. Immerhin: Musikalisch ist der 58-Jährige auf der Höhe der Zeit. Angesprochen auf Engelhardts Besuch bei einem Nina-Chuba-Konzert verriet er: „Meine Enkelin hört das sehr gerne. Da muss ich mitsingen, sonst bin ich der böse Opa.“


Weitere Artikel zum OM-Medien Sport-Talk

Jetzt OM-Plus für 0,99€ im ersten Monat testen. Erfahren Sie alles Relevante aus beiden Landkreisen im OM. Auf dem Desktop, mobil und in der News-App! Hier geht es entlang.

Hier klicken und om-online zum Start-Bildschirm hinzufügen

Der OM-Medien Handball-Talk: Leidenschaft und große Gefühle im Fokus - OM online