Das erlebt die Fußballspielerin Kira Witte gerade in den USA
Die 20-jährige Torhüterin aus Bühren lief 18-mal für das Uni-Team der Idaho Vandals auf - und kassierte in 13 Partien kein Gegentor. Auch sonst fühlt sie sich in den Vereinigten Staaten pudelwohl.
Dass Kira Witte aus Bühren eine exzellente Torhüterin ist, wissen in Norddeutschland viele Fußballexperten. In den vergangenen vier Jahren machte sie sich beim SV Werder Bremen einen Namen – erst in der B-Juniorinnen-Bundesliga, dann in der höchsten Spielklasse bei den Frauen. Seit Sommer 2022 wissen auch die Stürmerinnen in den USA, dass mit der 20-Jährigen nicht zu spaßen ist. 18-mal trug sie bislang das Trikot des Uni-Teams der Idaho Vandals, gleich 13-mal (!) kassierte sie keinen einzigen Gegentreffer. „Für mich und die Mannschaft lief es super, für die Universität war es die beste Saison seit vielen Jahren, Mit meinen Zu-Null-Spielen habe ich sogar einen Rekord aufgestellt“, sagt Witte. Das Sahnehäubchen: Kira Witte wurde in ihrer Liga „Big Sky“ als beste Torhüterin ausgezeichnet.
Bei der Fußballspielerin hatte in den vergangenen Jahren schon mehrfach eine Vermittlungsagentur angefragt, die sie für ein Sportstipendium in die USA locken wollte. „Ich habe zunächst aber immer abgelehnt, das war mir einfach zu weit weg.“ Diesen Sommer wurde sie dann aber schwach. In Vechta hatte Witte gerade ihr Abi gemacht, bei Werders Bundesliga-Frauen war sie als Nummer 3 nicht wirklich zufrieden. „Ich hatte Lust auf etwas Neues, wollte Fußball auf einem guten Level spielen und mal erfahren, wie es ist alleine zu leben.“
Die Agentur erstellte ein Highlight-Video und prompt kamen die ersten Anfragen von US-Universitäten. „Mit den Trainern der Uni in Idaho hatte ich die besten Gespräche“, sagt sie. Weil die Stadt Moscow mit rund 20.000 Einwohnern und etwa ebenso vielen Studenten eher klein ist, entschied sie sich für das Abenteuer ganz im Nordwesten der USA. „Ich komme ja aus einem Dorf, da wollte ich nicht unbedingt in eine Großstadt wie New York“, sagt sie im Video-Call mit OM-Online.
Besuch von den Brüdern: Brice (von links), Jonathan, Kira und Aaron Witte waren in diesen Tagen am Grand Canyon im US-Bundesstaat Arizona. Foto: Jonathan Witte
Seit einem halben Jahr studiert Kira Witte in Moscow nun Medical Science. „Ich möchte später in Deutschland ein Medizin-Studium absolvieren. Was ich gerade in den USA lerne, sind quasi die Grundlagen.“
Mindestens genauso wichtig ist für die 20-Jährige aber ihr geliebter Fußballsport. Mit den Idaho Vandals lief sie bis vor einigen Wochen in einer College-Liga auf. „In der Klasse mit 9 Teams haben wir es bis ins Finale geschafft, dort aber leider im Elfmeterschießen verloren.“ Nicht nur in der Organisation des Spielbetriebs unterscheide sich der US-Unifußball vom Fußball in Deutschland. „Hier geht es viel körperbetonter zu. Lange Bälle sind Trumpf, Kurzspiel ist weniger gefragt.“ Das Niveau in der College-Liga sei vergleichbar mit dem oberen Regionalliga- und unteren Zweitligabereich.
Weil die Wege in den USA weit sind, reisten die Vandals, die ihre Heimspiele in einer riesigen Halle austragen, zu den Auswärtspartien zumeist mit dem Flieger. Ein Spiel in den knapp 7 Flugstunden entfernten Bundesstaat Chicago war der weiteste Trip. „Auch sonst geht hier alles sehr professionell zu“, sagt Witte.
In ihrer Mannschaft, für die 18 bis 24 Jahre alte Idaho-Studentinnen kicken, ist Kira Witte die einzige Deutsche. Kein Wunder, dass sie von vielen „The German“ genannt wird. Dies ist jedoch nicht ihr einziger Spitzname. „Weil ich den englischen Begriff für Torhüter – Keeper – etwas anders ausspreche, werde ich auch ,Keepa' genannt“, sagt sie und schmunzelt.
Momentan hat Kira Witte Besuch von ihren drei Brüdern Brice, Aaron und Jonathan
Während der Saison blieb für Witte kaum Zeit für etwas anderes als Fußball und Studium. „Die Tage haben meistens um 5 Uhr morgens begonnen und spät am Abend geendet. Nur einmal in der Woche hatten wir frei.“ Nach dem Ende der Serie hatte Kira Witte dann endlich mal Zeit, ins Studentenleben einzutauchen – mit Partys, ausschlafen usw. Es überrascht nicht, dass sich die Bührenerin im Team und an der Uni pudelwohl fühlt. „Ich bin super aufgenommen worden, es gefällt mir hier sehr gut.“ Weil sie in den USA momentan ihren Traum lebt, bleibt sie auch ein Jahr länger als ursprünglich geplant. „Eigentlich wollte ich Mitte Mai nach Deutschland zurückkehren, ich habe aber schon bis Sommer 2024 verlängert.“
Apropos Deutschland. Derzeit hat Kira Witte Besuch von ihren drei Brüdern Brice, Jonathan und Aaron. „Weil sie nicht ins kalte Idaho kommen wollten, haben wir uns im wärmeren Kalifornien getroffen“, sagt sie mit einem Augenzwinkern. Las Vegas, Los Angeles, San Francisco und der Grand Canyon – die Geschwister kommen in diesen Tagen jede Menge rum.
In Sachen Fußball stehen für Kira Witte in den kommenden Monaten „nur“ fünf Testspiele auf dem Programm. Trotzdem freut sie sich darauf. „Im Vergleich zu meiner Zeit bei Werder Bremen darf ich hier viel mehr spielen.“ Weniger Spaß dürften die gegnerischen US-Stürmerinnen haben, die an den Paraden von Kira „Keepa“ Witte sicher einige Male verzweifeln werden.
Fakten:
Kira Wittes Fußballkarriere begann bei ihrem Heimatverein BV Bühren. Über den BV Cloppenburg kam sie als B-Juniorin zum SV Werder Bremen, wo sie in der Bundesliga Nord/Nordost spielte.
Im Frauenbereich absolvierte die 20-Jährige für Bremen zwei Bundesliga-Partien gegen Bayern München und TSG Hoffenheim. Zudem war Kira Witte für Werder einmal im DFB-Pokal im Einsatz (2:0 bei Fortuna Köln).
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