Dank Tevin Brown: Rasta zittert sich zum 97:95-Sieg gegen Hamburg
Was für ein Drama am 2. Advent! Rasta Vechta hat das BBL-Nordderby gegen die Towers Hamburg nach Verlängerung gewonnen. Überragend: Tevin Brown mit 46 Punkten.
Rasta in der Defense: TJ Bamba gegen Hamburgs Leonard Thorpe. Foto: Becker
Rasta Vechta hat das Nord-Derby in der 1. Basketball-Bundesliga gewonnen. Die Mannschaft von Trainer Christian Held setzte sich am Sonntagnachmittag gegen das Schlusslicht Towers Hamburg mit 97:95 (31:34, 81:81) nach Verlängerung durch. Überragender Akteur beim Sieger war Tevin Brown, der mit 46 Punkten einen neuen Klubrekord aufstellte. Für Hamburg, das letztmals am 20. April gewonnen hat, war es saison- und wettbewerbsübergreifend die 23. Niederlage in Folge.
Das Personal: Bei Rasta Vechta feierte Tibor Pleiß sein BBL-Comeback nach über 13 Jahren. Der 36 Jahre alte Center, der mit Anadolu Efes Istanbul zweimal die EuroLeague gewonnen hat, ist seit Mittwoch in Vechta. Die Guards Tommy Kuhse und Lloyd Pandi sowie Linus Trettin fehlten erneut verletzt. Die Towers Hamburg, die am Freitagabend im EuroCup mit dem 72:99 bei Baxi Manresa (Spanien) die 17. Niederlage im 17. Pflichtspiel der Saison kassiert hatten, boten derweil erstmals Ross Williams auf. Der 1,78 m große US-Guard wurde am Donnerstagabend verpflichtet und ist seit Freitagvormittag in der Hansestadt. Er kam von Basket Brno - und das mit der Empfehlung, der Topscorer der 1. Liga Tschechiens gewesen zu sein (21,6 Punkte pro Spiel). „Er ist ein Point Guard mit Scorer-Mentalität“, sagte Towers-Coach Benka Barloschky über seinen neuen Hoffnungsträger.
Der Spielverlauf
Das 1. Viertel: Die ersten zehn BBL-Minuten nach der Länderspielpause verliefen sehr zäh und fehlerhaft. Beide Teams hatten große Probleme in der Offense, die Quoten waren schwach. Rasta hatte zwar stets die Nase vorne (7:4, 13:8, 18:14), konnte sich aber nie richtig absetzen. Das lag vor allem an Ross Williams, der mit neun Punkten im ersten Viertel seine Offensiv-Qualitäten zeigte. Und Pleiß? Zwei Punkte an der Freiwurflinie, ein Rebound, eine starke Defense gegen Martin Breunig, ein vergebener Dreier – das war die erste Bilanz nach 3:06 Minuten. Nach dem ersten Viertel führte Rasta mit 20:19.
Überragender Akteur: Tevin Brown (links) erzielte 46 Punkte für Rasta Vechta. Foto: Becker
Das 2. Viertel: Auch der Start ins zweite Viertel war nichts für Feinschmecker. Rastas Spiel war weiter fehlerhaft. Beim Stand von 22:25 nahm Coach Christian Held seine erste Auszeit, es gab einiges zu besprechen. Danach wurde es minimal besser, der Dreier von Tevin Brown zum 29:28 kam einer Erlösung gleich (zuvor 1/9 von jenseits der 6,75-m-Linie). Aber: Der kleine Rückschlag folgte prompt, beim 29:32 nahm Held seine nächste Auszeit. Keine Frage: Der Re-Start nach zuvor zwei Siegen in Serie (gegen Sassari und in Rostock) war schwere Kost. Zur Pause lag Rasta mit 31:34 zurück. Ein ganz neues Gefühl für die Gastgeber: In den letzten neun Spielen hatte Rasta zur Pause geführt.
Die Statistik zur Pause: Topscorer der ersten Halbzeit war Rastas Guard Alonzo Verge mit 13 Punkten, gefolgt von Hamburgs Neuzugang Ross Williams (11). Um das Niveau der ersten Halbzeit zu beschreiben, reicht ein Blick auf die Dreier-Quoten: Rastas Bilanz lag bei 2/11, Hamburgs Ausbeute bei 0/15. Ebenfalls schwach bei Rasta: Es gab bereits zwölf Ballverluste, einige davon waren haarsträubend. Immerhin: Die Freiwurf-Quote, im bisherigen Saisonverlauf ein Rasta-Problem, war richtig stark. 11/11 - die Rasta-Fans trauten ihren Augen nicht.
Der Klubchef im Fanclub: Stefan Niemeyer am Ende der ersten Halbzeit gegen Hamburg. Foto: Becker
Rasta Vechta - Towers Hamburg n.V. 97:95
Punkte Rasta Vechta: TJ Bamba, Luc van Slooten, Dominik Dolic, Joschka Ferner, Tevin Brown, Alonzo Verge, Philipp Herkenhoff, Lars Thiemann, Tibor Pleiß, Malcolm Dandridge, Roy Krupnikas, Booker Coplin.
Punkte Towers Hamburg: Leo Thorpe, Osaro Rich, Zsombor Maronka, Janne Müller, Jared Grey, Martin Breunig, Jan Niklas Wimberg, Devon Daniels, Kenneth Ogbe, Ross Williams, Benedikt Turudic, Zacharie Perrin.
Halbzeit: 31:34
Viertel: 20:19, 11:15, 29:22, 21:25
Verlängerung: 16:14
Zuschauer: 3140 (ausverkauft)
Das 3. Viertel: Dass es an diesem Nachmittag keinen Schönheitspreis mehr zu gewinnen gibt, war klar. Es konnte nur über den Kampf gehen. Und das beherzigte Rasta, die Gastgeber verteidigten im dritten Viertel deutlich besser - und vorne übernahm Tevin Brown. Seine Dreier zum 48:44 und 51:44, seine Punkte 11 bis 16, ließen die Stimmung erstmals so richtig hochkochen. Aber: wie gewonnen, so zerronnen. Hamburg traf im 21. Versuch (!) seinen ersten Dreier – und kurz danach hieß es 51:51. Rastas Antwort: Dreier Brown zum 54:51, Dreier Brown zum 57:54, Dreier Brown zum 60:54. Rasta ging danach mit einer 60:56-Führung in das letzte Viertel.
Klein gegen Groß: Rastas Guard Alonzo Verge (links) gegen Hamburgs Center Zacharie Perrin. Foto: Becker
Das 4. Viertel: Die Brown-Gala ging sofort weiter: Tip-In zum 62:56, Korbleger zum 64:56, Dunking zum 68:59, seine Punkte 26 bis 31. Aber: Hamburg ließ nicht locker, Rasta konnte sich nicht richtig absetzen, beim 70:65 und 72:71 war es wieder eng. Die nächsten Punkte von Brown (zum 74:71) und ein Dreier von Luc van Slooten (zum 77:73) kamen dann genau richtig. Beim 77:76 zitterte Rasta noch mal – aber nicht Tibor Pleiß. Der Routinier traf zwei Freiwürfe zum 80:76. Das Ende? Nein, Hamburgs Williams machte seine Punkte 19 bis 20, nur noch 80:78, nur noch 6,1 Sekunden. Auszeit Vechta. Und dann passierte das, was nicht passieren durfte. Rasta holte einen Rebound nach einem verworfenen Williams-Freiwurf nicht - die Towers glichen quasi mit der Schlusssirene zum 81:81 aus. Verlängerung!
Die Verlängerung: Auch die Overtime begann schlecht für Rasta. Vorne gab's zwei Ballverluste von Booker Coplin - und hinten kassierten die Gastgeber fünf Punkte zum 81:86. Die weiteren Etappen des Dramas aus Rasta-Sicht: 83:88, 88:88 (alle fünf Punkte von Brown), 88:90, 90:90, 92:90, 92:92, 96:92 (sechs Freiwurf-Punkte in Serie von Brown). 5,1 Sekunden vor dem Ende hieß es dann nur noch 96:95, ehe Brown an der Freiwurflinie seinen 46. Punkt zum 97:95-Endstand machte.
Der Ausblick: Für Rasta Vechta folgen nun drei Auswärtsspiele in Serie – am kommenden Samstag bei Vizemeister Ratiopharm Ulm, am 22. Dezember bei den MHP Riesen Ludwigsburg sowie am 27. Dezember bei den Löwen Braunschweig. Das nächste Heimspiel im Rasta-Dome steigt am 29. Dezember (Montag, 20.00 Uhr) – und zwar gegen die EWE Baskets Oldenburg.
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