Wie so viele Fußballer genießt Sebastian Sander gerade in vollen Zügen die Sommerpause. Mit dem SV Bevern ließ er es einige Tage lang in einer gemieteten Villa in Kroatien krachen, in Kürze steht noch ein Urlaub an. Wenn die Klubs dann Anfang Juli in die Vorbereitung starten, beginnt für den 32 Jahre alten Stürmer ein komplett neues Kapitel in seinem Sportlerleben: Denn „Sebi“ verlässt den Landesligisten in Richtung TuS Emstekerfeld (Bezirksliga). Blau-Gelb statt Schwarz-Gelb heißt es dann für ihn. Bei OM-Online blickt der Offensivspieler, der beim SVB mit 151 Toren in 206 Ligaspielen eine Top-Quote vorweisen kann, auf neun äußerst erfolgreiche Spielzeiten zurück.
Bevor Sebastian Sander seine Qualitäten auf den Fußballplätzen im Oldenburger Münsterland präsentieren konnte, dauerte es 15 Jahre. „Ich bin im Rheinland – genauer gesagt in der Nähe von Bad Münstereifel – aufgewachsen. Dann bin ich mit meiner Mutter, einer Hemmelterin, meinem Bruder Hendrik und meiner Schwester Lara nach Cloppenburg gezogen, weil sich unsere Eltern getrennt hatten“, sagt er. Familie Sander wohnte im Sternbusch nicht weit weg von der SCS-Anlage. Doch den Teenager zog es in der B-Jugend zum BV Cloppenburg, bevor zu den A-Junioren des SV Emstek wechselte.
Beim SVE kickte er einige Jahre lang im Herrenbereich, als im Frühjahr 2014 Alfred Beckermann und Jan Kreymborg vom SV Bevern zu Vertragsgesprächen in seiner Küche saßen. Das Obmann/Trainer-Gespann des damaligen Bezirksligisten überzeugte Sander. Es war der Beginn einer Erfolgsstory.
"Alles lief wie am Schnürchen, es war eine perfekt Saison.“
Sebastian Sander
Bereits in seiner zweiten Saison in Bevern schoss Sebastian Sander den SVB mit 37 (!) Treffern quasi im Alleingang in die Landesliga. „Die Bezirksliga-Meisterschaft war der erste Titel in meiner Karriere.“ Eine Klasse höher knüpfte er nahtlos an seine bisherigen Vorstellungen an. Sander war im Angriff stets gesetzt – und zahlte das Vertrauen seiner Trainer mit vielen Toren und Assists zurück. Direkt in der ersten Landesliga-Serie 2016/17 wurde Sander Torschützenkönig – mit 27 Treffern.
Zwei Spielzeiten später sicherten sich er und seine Teamkollegen dann einen Platz in der Geschichtsbüchern des SVB, als die Mannschaft um Dio Ypsilos, David Niemeyer, Christian Düker, Sascha Thale, Henning gr. Macke und Bernd Gerdes souverän den Titel holte. Teil dieses „Dream-Teams“ waren auch der beste Trainer, den „Sebi“ Sander nach eigener Aussage je hatte, sowie sein bester Mitspieler: Matthias Risse und Jakub „Kuba“ Bürkle. Nicht nur auf, sondern auch abseits des Platzes habe der SVB damals eine überragende Truppe gehabt, erinnert sich Sander. „Fast alle waren Mitte, Ende 20 – also im besten Fußballalter. Alles lief wie am Schnürchen, es war eine perfekt Saison.“
Überhaupt fühlte sich der EWE-Angestellte in all den Jahren beim SV Bevern pudelwohl. Derart wohl, dass er drei Jahre lang sogar in dem kleinen Ort in der Gemeinde Essen wohnte, bevor er 2022 nach Cloppenburg zog. „Ich habe mich im Verein immer zu Hause gefühlt, war nicht einen einzigen Tag unglücklich.“
2020 wäre Sander um ein Haar bei BW Lohne gelandet
Im Sommer 2020 hätte Sebastian Sander den Klub dann aber beinahe doch verlassen und wäre seinem besten Freund „Kuba“ Bürkle zu BW Lohne gefolgt. „Der Vertrag war schon unterschrieben. Aber aufgrund der Corona-Situation gab’s sehr viele Fragezeichen. Man wusste nicht, ob die Saison abgebrochen wird und Lohne überhaupt in die Oberliga aufsteigt. Landesliga konnte ich auch in Bevern spielen“, sagt der Torjäger, der ein abgeschlossenes Lehramtsstudium in Sportwissenschaft, Wirtschaft und Ethik vorweisen kann. Er bat BWL um die Auflösung der Vereinbarung, blieb beim SVB – und sollte diese Entscheidung nicht bereuen. Denn: Zwei Jahre später hatte Sander maßgeblichen Anteil daran, dass der SVB erstmals in der Vereinshistorie Bezirkspokalsieger wurde.
Vor einigen Wochen nun entschied sich Sebastian Sander für ein neues Fußball-Abenteuer, das in Emstekerfeld steigen soll. „Beim TuS wird nur zweimal pro Woche trainiert, das kann ich besser mit meinem Job, bei dem ich viel unterwegs bin, vereinbaren. Außerdem kenne ich dort viele Spieler, mit denen ich mich super verstehe. Ich hab’ richtig Bock auf die neue Aufgabe, werde die Zeit in Bevern aber natürlich nie vergessen.“