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Aus der Hauptstadt nach Garrel: Steffen Obst übernimmt BVG-Handballerinnen

Der Drittligist hat den Nachfolger von Grzegorz Goscinski gefunden. Wie der Neue über den BVG denkt und was er mit dem Team vorhat.

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Freuen sich auf die Zusammenarbeit beim BV Garrel: Franz-Josef_Kettmann (links), der neue Cheftrainer Steffen Obst und Torwarttrainerin Alexandra Kettmann. Foto: BV Garrel

Freuen sich auf die Zusammenarbeit beim BV Garrel: Franz-Josef_Kettmann (links), der neue Cheftrainer Steffen Obst und Torwarttrainerin Alexandra Kettmann. Foto: BV Garrel

Der Neue sitzt bereits auf gepackten Koffern. An Pfingsten wird Steffen Obst seine Heimat Berlin verlassen. Denn die Hauptstadt ist deutlich zu weit weg für die neue Aufgabe, die der 54-Jährige übernimmt: Obst ist der neue Trainer der Drittliga-Handballerinnen des BV Garrel. Er wird damit Nachfolger von Grzegorz Goscinski, dessen Aus bereits seit längerer Zeit feststand.

Der BVG und Obst – das ist auf den ersten Blick eine durchaus überraschende Zusammenarbeit. In erster Linie natürlich wegen der Entfernung. Die machte Obst, der einen Vertrag über zwei Jahre unterschrieben hat, nicht wirklich zu einem naheliegenden Goscinski-Nachfolger. Zumal sich die Garreler eigentlich stets in der näheren Umgebung nach einem Trainer umgesehen hatten, wenn sie auf der Suche waren. Das taten sie auch dieses Mal, allerdings erfolglos. „Wir haben bestimmt mit zehn Kandidaten Gespräche geführt“, erzählt Abteilungsleiter Franz-Josef Kettmann. Gepasst aber habe es nicht – mal von Garreler Seite, mal von Kandidatenseite. „Durch Zufall haben wir dann erfahren, dass Steffen frei ist“, fährt Kettmann fort. „Und dann haben wir Kontakt aufgenommen.“ Und der wurde schnell intensiver, weil auch Obst signalisierte, durchaus Lust auf eine Luftveränderung zu haben. Das Grundsätzliche also stimmte: Garrel suchte, Obst war bereit. Doch letztlich müssen auch die Feinheiten stimmen. „Auch da haben wir ein gutes Gefühl“, sagt Kettmann aus BVG-Sicht.

Zuletzt beim Frankfurter HC an der Seitenlinie

Obst, der mit sieben Jahren mit dem Handballspielen begann und schon als 14-Jähriger seinen ersten Trainerposten übernahm, entspricht dem Format, das der Drittligist sucht. Er bringt zum einen die nötige Erfahrung mit: So arbeitete Obst zum Beispiel für die Spreefüxxe Berlin und war Co-Trainer beim HC Leipzig in der zweiten Bundesliga. Mit den A-Juniorinnen des HCL feierte er im Jahr 2021 den Gewinn der Deutschen Meisterschaft. Zuletzt stand er beim Drittligisten Frankfurter HC an der Seitenlinie. Garrel war Obst, der sich zudem im Team des THW Kiel engagiert und sein Wissen in Handballcamps der „Zebras“ an Talente weitergibt, daher auch vor dem ersten Kontakt alles andere als fremd. Was aber entscheidender war aus BVG-Perspektive: „Uns ist wichtig, dass er viel Erfahrung damit hat, mit jungen Frauen zu arbeiten und sie weiterzuentwickeln“, sagt Kettmann. Denn genau das erwarte Obst beim BVG: eine junge Mannschaft, die, so der Abteilungsleiter noch nicht am Ende ihrer Entwicklung angekommen ist.

Davon hat sich auch Obst selbst schon ein Bild gemacht. Beim letzten Heimspiel der Garrelerinnen war er vor Ort und beobachtete sein neues Team. Er teilt die Einschätzung Kettmanns. „Die Mannschaft hat viel Potenzial. Aus ihr kann man noch etwas herausholen“, ist er überzeugt. Genau das zu schaffen, wird in der neuen Saison seine Aufgabe sein.

Obst setzt auf Tempohandball

Mit seiner neuen Mannschaft hat er am Dienstag eine erste, entspannte Einheit eingelegt. Vor allem aber ging es darum, sich mit seinen Spielerinnen auszutauschen, sich näher kennenzulernen, über gemeinsame Ideen zu sprechen. Und auch im Hinblick auf die Spielphilosophie sind der Coach und auch Kettmann sicher, dass beide Seiten gut harmonieren werden. „Ich glaube, dass mein persönlicher Stil – Tempohandball, erste und zweite Welle und eine aggressive, auf Ballgewinne orientierte Deckung – zu dieser jungen und dynamischen Mannschaft passt“, betont Obst, der zudem einige Szenen seines neuen Teams per Videostudium analysiert hat, und ergänzt: „Mit mir wird es kein langweiliges Positionsspiel geben.“ Obsts Ansichten überzeugten auch Kettmann, der den neuen Coach mehrfach in Berlin besuchte. Nach Pfingsten wird die Anreise deutlich kürzer ausfallen.

Bis dahin wird Obst sein Team, von dem er laut eigener Aussage „einen sehr guten ersten Eindruck gewonnen hat“, vor allem aus der Ferne betreuen und mit ihm in Kontakt bleiben. Ein paar körperliche Grundlagen legen die Garrelerinnen bereits im Mai, so richtig wird die Vorbereitung dann am 1. Juni starten. Während die genaue Staffeleinteilung für die neue Serie noch nicht feststeht, sieht es kadertechnisch beim BVG dagegen sehr gut aus. 16 Spielerinnen umfasst das Aufgebot derzeit, dazu gehören drei Torhüterinnen. „Wir halten die Augen weiter offen, ob sich noch etwas ergibt. Aber wenn wir noch etwas tun, dann muss eine neue Spielerin in die Struktur der Mannschaft passen. Das ist das Entscheidende“, sagt Obst, der mit Ausnahme seines Vorgängers Goscinski auf das gesamte Trainerteam des Vorjahres bauen kann. In die neue Serie könne man aber auch ruhigen Gewissens mit dem jetzigen Aufgebot starten.

Auf den Umzug aufs Land und seinen neuen Verein freut sich Obst bereits – selbst wenn der BV Garrel vom Namen her nicht unbedingt mit einem großen Klub wie dem HC Leipzig oder den Spreefüxxen Berlin mithalten kann. „Aber Größe ist nicht immer Qualität, und Größe ist nicht immer Wohlfühlen“, betont er. Beides hofft er in Garrel und beim BVG zu finden und es mit erfolgreicher Arbeit zurückzahlen zu können. Was er zusätzlich zu seiner Erfahrung aus Berlin mitbringen wird, ist eine ordentliche Portion Selbstvertrauen: „Ich traue uns zu, eine gute Rolle in der dritten Liga zu spielen.“

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