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Warum Johannes Pille von Bad Friedrichshall nach Steinfeld wandert

"Mensch der Woche": Der 67-Jährige legte 596 Kilometer in die alte Heimat zu Fuß zurück. Auf 24 Tagesetappen bewältigte er mehr als 10.500 Höhenmeter. Ein unvergesslicher Trip.

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Am Ziel in Harpendorf: Johannes Pille mit seinem Rucksack und den Wanderstöcken. Foto: Dorgelo

Am Ziel in Harpendorf: Johannes Pille mit seinem Rucksack und den Wanderstöcken. Foto: Dorgelo

Insgesamt 24 Tagesetappen mit einer Distanz von 596 Kilometern und etwas mehr als 10.500 Höhenmeter: Das sind die beeindruckenden Daten einer außergewöhnlichen Wanderung, die Johannes Pille jetzt absolvierte. Zu Fuß meisterte er den Weg von Bad Friedrichshall in Baden-Württemberg in seine alte Heimat, die Bauerschaft Harpendorf in der Gemeinde Steinfeld. Ein einmaliger Trip, bei dem der Wanderer zahlreiche Eindrücke von Land und Leuten sammeln konnte.

Tätigkeit als Softwareentwickler

Johannes Pille kam 1955 in Steinfeld zur Welt und wuchs in der Bauerschaft Harpendorf auf. Dort sowie in Steinfeld und an der Realschule Lohne absolvierte er seine Schulbildung. Nach dem Schulabschluss folgte eine Lehre als Industriekaufmann bei Nordenia in Steinfeld, ehe er dort im Bereich der Elektronischen Datenverarbeitung (EDV) arbeitete. Auch in Berlin war er später 6 Jahre beruflich tätig. Seit 1985 war Johannes Pille im Raum Heilbronn als Softwareentwickler beschäftigt, bis er vor 4 Jahren in Rente ging. Beratend ist er bei seiner früheren Firma auch heute noch mit Freude tätig. Mit seiner Frau Carmen lebt der 67-Jährige in Bad Friedrichshall-Duttenberg.

Beim Wandern baumelt die Seele

Wandern ist schon seit vielen Jahren sein großes Hobby. Was fasziniert ihn daran?„Beim Wandern kann man die Seele baumeln lassen, es entschleunigt und hält fit. Es ist sehr abwechslungsreich und ich sehe viele schöne Landschaften.“ Früher war Johannes Pille häufig im Hochgebirge unterwegs, in den Alpen und Dolomiten. Auch jetzt unternimmt er noch Touren mit dem Schwäbischen Albverein.

Idee entstand schon vor Jahren

Und wie entstand die Idee zu der Wanderung von Bad Friedrichshall nach Harpendorf? „Die Idee zu dieser Tour kam mir schon vor Jahren auf einer Bergtour in den Dolomiten. Zuvor war ich schon mehrfach in meine alte Heimat geradelt – entlang an Weser, Elbe und Rhein. Nach meinem Renteneintritt kam dann ein Hauskauf mit viel Umbauarbeit dazwischen. Danach verhinderte die Corona-Pandemie 2 Jahre mein Vorhaben.“

Die Schuhe sind jetzt zwar ziemlich durch, haben aber gehalten und mich nicht im Stich gelassen.

Johannes Pille hatte nur ein Paar Schuhe dabei

Bevor die große Tour begann, musste intensiv geplant werden. Nachdem die angedachte Route fix und die Etappen festgelegt waren, ging es am 14. Mai los. Johannes Pille führte während der Wanderung ein Minimalgepäck im Rucksack mit sich. Inklusive Wasser und Tagesproviant betrug das Gewicht 10 Kilogramm. „Ich hatte 2 T-Shirts, eine kurze Hose, eine lange Hose sowie Unterwäsche und Socken dabei.“ Und nur ein Paar Schuhe. Johannes Pille wanderte auf Trail-Runner-Schuhen mit leichter Sohle und sehr guter Federung. „Die Schuhe sind jetzt zwar ziemlich durch, haben aber gehalten und mich nicht im Stich gelassen. “

Luftmatratze und Schlafsack kommen nicht zum Einsatz

Der Wanderer übernachtete in Hotels, Pensionen, Jugendherbergen und Naturfreundehäusern, die er in der Regel 2 bis 3 Tage vorher gebucht hatte. Dort wurde auch die Kleidung gewaschen. „Für alle Fälle hatte ich einen Schlafsack und Luftmatratze im Rucksack. Benutzen musste ich beides aber nicht“, sagt er mit einem Augenzwinkern.

Wandertempo: 4 Stundenkilometer

Mit dem Tempo von 4 Stundenkilometern durchschnittlich wanderte Johannes Pille, die Länge einer Tagesetappe betrug meist zwischen 20 und 25 Kilometer. „Ich bin aber auch bis zu 35 Kilometer gelaufen.“ In der Regel ging es gegen 8 Uhr los und nach 6 bis 7 Stunden Wanderung kam Johannes Pille nachmittags an seinem Quartier an. Schmerzende Füße belasteten den Wanderfreund nicht. Unterwegs musste mehrfach die Route geändert werden. Der Grund waren fehlenden Übernachtungsmöglichkeiten besonders in der Pfingstwoche. Zu etwa 90 Prozent war Johannes Pille auf Schotter- und Feldwegen sowie im Wald unterwegs, sein Weg führte aber auch an Bundesstraßen entlang und durch Städte.

Viele Gespräche unterwegs

„Endgültig führte mich die Tour durch den Odenwald, über Frankfurt in den Taunus und die Wetterau. Weiter ging es über Winterberg im Hochsauerland und das Eggegebirge auf den Hermanns-Höhenweg im Teutoburger Wald bis Bad Iburg. Die letzten Etappen gingen über Osnabrück und Neuenkirchen bis in die alte Heimat Harpendorf.“ Unterwegs kam Johannes Pille mit vielen Menschen ins Gespräch und traf unter anderem einen Wanderer, der das Ziel Barcelona hatte.

La-Ola und Grillparty zum Empfang

Ursprünglich wollte Johannes Pille in 31 Tagen die Wanderung absolvieren, am Ziel in Harpendorf war er aber schon nach 24 Tagen. Dort warteten bereits viele Familienmitglieder. „Ich wurde mit La-Ola-Wellen empfangen und abends gab es eine Grillparty“, berichtet der Wanderer. Die Tage in der Heimat nutzte er für Familienbesuche und zur Erholung. Auch ein Fischbrötchen am Dümmer durfte nicht fehlen. „Ich komme immer wieder sehr gerne nach Harpendorf und habe die alte Heimat nicht vergessen“, sagt Johannes Pille. Mittlerweile ist er mit der Bahn wieder nach Bad Friedrichshall zurückgekehrt, wo ebenfalls viele Freunde auf ihn warteten und ihn zu der Leistung beglückwünschten.

"Ich bin stolz, dass ich es geschafft habe. Das bleibt. Ich werde noch ganz oft daran denken."

Johannes Pille über sein Reisefazit

Welches Fazit zieht Johannes Pille von der Wanderung? „Es war ein ganz tolles Erlebnis, Deutschland ist ein wunderschönes Land, ich habe herrliche Landschaften erlebt.“ Und: „Ich bin stolz, dass ich es geschafft habe. Das bleibt. Ich werde noch ganz oft daran denken. Johannes Pille hat bereits die nächsten Ideen für aufregende Touren. So kann er sich eine Wanderung von Bad Friedrichshall zum Bodensee gut vorstellen. Ebenfalls eine Tour mit dem Faltboot auf der Mosel von Trier nach Koblenz. Fest steht: Über Langeweile im Ruhestand wird Johannes Pille sich auch künftig nicht zu beklagen haben.

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