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Style für Männer: Warum Ketten die neuen Krawatten sind

Wer sich mit Modegeschichte beschäftigt, erkennt rasch: Kerle mit Kette sind eigentlich normaler als Herren ohne Schmuck. Doch: Was hat es mit dem "Statement Necklace" auf sich?

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Trend in Hollywood: Austin Butler bei der 95. Academy Awards Nominee Luncheon im Beverly Hilton Hotel. Foto: Chris Pizzello/Invision/AP/dpa

Trend in Hollywood: Austin Butler bei der 95. Academy Awards Nominee Luncheon im Beverly Hilton Hotel. Foto: Chris Pizzello/Invision/AP/dpa

Bei einer Filmpremiere in Los Angeles trug Freestyle-Skisportler Gus Kenworthy (31) neulich zum Smoking eine zarte Kette, „Elvis“-Darsteller Austin Butler (31) trug eine feine in Beverly Hills beim Oscar-Nominierten-Lunch. In der modischen Netflix-Serie „Emily in Paris“ trägt der Lover von Emily Cooper, ein Banker aus London, gern mal – statt einer Krawatte – eine glitzernde Halskette zu Hemd und Sakko. Zum Polo-Shirt hat Alfie, der von Lucien Laviscount (30) verkörpert wird, auch öfter eine Kette um.

Im Sommer ist die klassische Kette wieder angesagt

Popsänger Harry Styles (etwa kürzlich bei den Grammy Awards), Schauspieler Timothée Chalamet, viele Influencer, Hip-Hop- oder K-Pop-Stars, Internet-Promis wie die Elevator Boys, Tennisspieler Alexander Zverev und andere Sportler schmücken sich sowieso mit Ketten verschiedener Art. Auch im Sommer 2023 wird das Männerkettchen – lange klassistisch als Proll-Orden verachtet – wieder angesagt sein: Wenn der Ausschnitt tiefer oder der Oberkörper nackt ist, zieht glänzender Schmuck die Blicke auf sich.

Bekannt für seinen androgynen Look - und seine Ketten: Harry Styles bei der Verleihung der 65. Grammy Awards entgegen. Foto: Chris PizzelloInvisionAPdpa Bekannt für seinen androgynen Look - und seine Ketten: Harry Styles bei der Verleihung der 65. Grammy Awards entgegen. Foto: Chris Pizzello/Invision/AP/dpa 

Männer geben sich sexy und spielerisch

Der Männlichkeitsforscher Toni Tholen von der Universität Hildesheim sagt, Herrenketten kompensierten zum Teil den Attraktivitätsschwund formaler Männerbekleidung. „Vor allem der Anzug-mit-Krawatte-Look gilt heute meist als langweilig. Mit dem Modewechsel geht auch die neoliberale Aufforderung einher, bürokratisches, distanziertes, steifes Auftreten zu vermeiden und sich stattdessen sexy, interessant, spielerisch, nahbarer und ein wenig queer zu geben.“

Männer wollten jedoch weiterhin Souveränität und Entschiedenheit ausstrahlen, sagt der Literaturwissenschaftler. „Dazu setzen sie dann zum Beispiel ihre Brustbehaarung und den Bart als Männlichkeitsmarker ein – und trainierte, muskulöse Körper oder Tattoos.“ Tholen sieht Halsketten auch als eine neue Art von Schlips. 

Auch der deutsche Tennisprofi Alexander Zverev setzt auf Kette. Hier allerdings eher im Gangster-Hip-Hop-Stil. Foto: Harald Titteldpa Auch der deutsche Tennisprofi Alexander Zverev setzt auf Kette. Hier allerdings eher im Gangster-Hip-Hop-Stil. Foto: Harald Tittel/dpa 

2023 hip: Athleisure-Chic trifft auf Streetstyle

DMI-Chefanalyst Tillessen sagt, bei Ketten als neuen Krawatten ließen sich mindestens zwei verschiedene Typen unterscheiden: „Auf der einen Seite gibt es dicke Gangster-Goldketten, die häufig mit einer hypermaskulinen Macho-Attitüde getragen werden.“ Das boome derzeit, weil die Athleisure-Mode der letzten Jahre – von „athletic“ (sportlich) und „leisure wear“ (Freizeitkleidung) – stark von einer Hip-Hop-Attitüde geprägt sei. „Also wollen alle ein bisschen Street und Ghetto sein und kokettieren mit dem Neureichen und Prolligen.“

Auf der anderen Seite trügen Jungs und Männer feine Kettchen, auch Perlenketten. „Das ist Ausdruck des neuen, androgynen Männerbildes. Es breitet sich aus, weil zunehmend traditionelle Geschlechterrollen und Gender-Identitäten hinterfragt werden. Genderfluide Accessoires drücken das Bedürfnis aus, sich auch äußerlich von toxischer Männlichkeit oder sogenannten alten weißen Männern zu distanzieren.“

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