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Preisgekrönte Hauptrolle: Gebürtige Peheimerin Anne Ratte-Polle im Kino zu sehen

Völlig zerrieben zwischen Mutter, Tochter, Partner und Patientinnen: Neuer Film "Alle wollen geliebt werden" dreht sich um die Kunst, sich selbst nicht aus den Augen zu verlieren. (mit Video)

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Am Ende: Anne Ratte-Polle spielt die gestresse Phsychotherapeutin Ina, deren gut organisiertes Leben während einer Geburtstagsfeier zusammenbricht. Foto: Camino Filmverleih

Am Ende: Anne Ratte-Polle spielt die gestresse Phsychotherapeutin Ina, deren gut organisiertes Leben während einer Geburtstagsfeier zusammenbricht. Foto: Camino Filmverleih

Sie beschreibt sich gern selbst als Lehrerkind, das die Schule immer gehasst hat. Doch diese Jahre liegen längst hinter Anne Ratte-Polle, die in Cloppenburg geboren wurde und in Peheim aufgewachsen ist. Ihre wahre Bestimmung hat sie beim Theaterspielen gefunden und sich damit vom Druck und den Bewertungen des Schulsystems längst befreit. Inzwischen ist die 49-Jährige in Berlin sesshaft geworden und kann auf ellenlange Listen von Kino- und Fernsehfilmen, Theaterengagements, Hörspielen und Auszeichnungen verweisen.

Am vergangenen Mittwoch, genau zum Weltfrauentag, erschien ihr neuester Kinofilm: „Alle wollen geliebt werden“. In einer Mischung aus Komödie und Drama spielt sie eine Psychotherapeutin, die zwischen Mutter, Tochter, Partner und Patientinnen zerrieben zu werden droht. In der Rolle als Ina lebt Anne Ratte-Polle ein Leben, in dem für sie selbst kein Platz ist: In ihrer Praxis kümmert sie sich um die psychischen Leiden ihrer Klienten, zu Hause um die Probleme ihrer rebellischen Teenager-Tochter Elli (Lea Drinda) und ihres selbstbezogenen Partners Reto (Urs Jucker).

„Es war interessant, welche psychischen Herausforderungen und Gefahren dieser Beruf mit sich bringt. Das war für mich eine wunderbare Arbeitsgrundlage, um die Figur zu entwickeln.“Schauspielerin Anne Ratte-Polle über echte Psychotherapeuten.

Der Druck auf Ina, die ständig die Belange der anderen in den Vordergrund stellt und es immer allen recht machen will, wächst stetig. Anne Ratte-Polle hat sich vor den Dreharbeiten lange mit der Hauptfigur befasst: „Ina ist von außen eine moderne, emanzipierte Frau, eine selbständige, alleinerziehende Mutter. Alles läuft seinen Gang. Sie bemerkt gar nicht, dass sie eigentlich ein Leben im permanenten Dauerlauf lebt. Immer auf mehreren Baustellen gleichzeitig tanzend, alle Strippen in der Hand, versucht sie jedem genügend Aufmerksamkeit zu schenken und die Gemüter hier und da auch schon mal ein wenig zu lenken. Nur sich selber kann sie diese Aufmerksamkeit nicht schenken.

Immer die anderen im Auge, verliert sie sich selbst und braucht einen Auslöser, der ihre Welt zu Fall bringt und sie die Dinge ihres Lebens in einem neuen Licht sehen lässt“. Spannend fand es Ratte-Polle, dass sie die Figur der Hauptdarstellerin gemeinsam mit Regisseurin Katharina Woll entwickeln konnte. „Wir haben das Drehbuch gelesen und nochmals Dinge verändert, gestrafft und viele Details im Text, in der Figurenentwicklung und in den Beziehungsgeflechten diskutiert, besprochen und geprobt.“ So habe sie, berichtet die Schauspielerin, der vermeintlich modernen Ina die roten Haare verpasst und sogar Interviews mit echte Psychotherapeutinnen geführt. „Es war interessant, welche psychischen Herausforderungen und Gefahren dieser Beruf mit sich bringt. Das war für mich eine wunderbare Arbeitsgrundlage, um die Figur zu entwickeln – ihre Tiefe, ihre Komik, ihren Rhythmus, Körperlichkeit und ein paar Ticks zu finden.“ Ein interessantes „Nebenprodukt“ der Arbeit an diesem Film war für die Darstellerin die Möglichkeit zur Reflexion.

Erster Lohn vor der Filmpremiere: Der Preis für Schauspielkunst

Sie kenne durchaus den Drang, es allen recht machen zu wollen. „Auch mein Leben kommt mir manchmal vor, als wäre ich im permanenten Dauerlauf. Ein Termin jagt den nächsten. Manchmal mache ich mir einen Sport daraus, auszuprobieren, auf wievielen Hochzeiten ich gleichzeitig tanzen kann. Manchmal macht das auch durchaus Spaß. Es geht jedoch nur, wenn ich darauf achte, mich immer wieder neu zu sortieren und zur Ruhe zu kommen. Und das ist gerade in der heutigen Zeit oft nicht so einfach. Es ist wichtig, sich immer mal wieder selbst zu spüren“. Der erste Lohn der Mühen – der Film wurde noch während der Corona-Pandemie in Berlin gedreht – stellte sich bereits 2022 ein. Beim 18. Festival des deutschen Films im vergangenen September wurde Anne Ratte-Polle für ihre Rolle im Film „Alle wollen geliebt werden“ mit dem Preis für Schauspielkunst ausgezeichnet.

Der Film „Alle wollen geliebt werden“ wird unter anderem im Cinema Ostertor in Bremen gespielt.

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