Filigrane Kunst mit der Motorsäge: So erweckt Martin Gier Holz zum Leben
Holzkünstler Martin Gier aus Lohne fertigt mit Motorsägen Skulpturen und Figuren aus heimischem Gehölzen. Promenade hat den Künstler einmal in seinem Atelier besucht.
Holz ist seine Passion: Martin Gier aus Lohne ist gelernter Tischler und Landschaftsgärtner. Foto: Hartmann
Zugegeben, am Eingang seines Ateliers sieht es etwas rustikal aus. „Aber ich weiß, wo alles steht“, lacht Martin Gier zur Begrüßung. Im Eingang steht ein fast 3 Meter hoher Eichenstamm, roh und noch mit Baumrinde, und wartet auf seine Weiterverarbeitung und -gestaltung. „Eine Auftragsarbeit“, erzählt Gier, „zusammen mit dem Kunden haben wir ihr den Namen ‚Frau mit Hut‘ gegeben.“
Mit Fantasie - und einer Motorsäge
Wenn einem die Fantasie fehlt, kann man es sich noch nicht so recht vorstellen, dass daraus eine wunderschöne Holzskulptur entsteht. Martin Gier kann es sich vorstellen. Seit mehr als 20 Jahren ist er als Holzkünstler aktiv, fertigt einzigartige Skulpturen, die in besonderen Räumen, Arztpraxen oder Ausstellungsräumen ihre volle Wirkung entfalten. Alle Skulpturen aus seiner Werkstatt sind grundsätzlich zum Aufstellen in Innenräumen gedacht, sie können aber, um sie im Freien aufzustellen, nachträglich behandelt werden.
Den Weg zur Kunst fand Martin Gier während einer Reise nach Neuseeland. Foto: Hartmann
Sie sind filigran, einzigartig, mystisch und ziehen die Aufmerksamkeit auf sich. Und das, obwohl Martin Gier ihnen zunächst mit groben Maschinen zu Leibe rückt: Alles beginnt mit der Motorsäge, denn damit kann der Lohner umgehen. Eine Ausbildung zum Tischler und eine Ausbildung zum Landschaftsgärtner legten den Grundstein für diese Fertigkeit. Der Weg in seine Kunst ist ihm unter anderem durch seine Studienreisen nach Australien, Neuseeland und Schweden vorgezeigt worden. Vor allem die Ureinwohner Maori waren ihm die besten Vorbilder im Umgang mit der Natur und der Mystik. „Hier habe ich den Zugang zu meiner Kreativität gefunden“, erinnert sich Martin Gier.
Das Holz für all seine Arbeiten kommt von hier, alle Kunstwerke entstehen aus einheimischen, unbehandelten Hölzern, darauf legt Martin Gier größtmöglichen Wert. Manchmal sind es verendete Obstbäume, manchmal umgestürzte Eichen. Selbst losziehen, um Holz zu finden, braucht der Künstler nicht, viele Stämme bekommt er einfach zur Verfügung gestellt.
"Ich bin kein intellektuell Abgehobener und möchte auch nicht so gesehen werden"
Martin Gier, Holzkünstler
Seine Werke sind ausdrucksstark und kreativ, der Künstler selbst weiß, was er kann, aber er ist eher bescheiden und bodenständig. So rüber zu kommen, sei ihm sehr wichtig, sagt er. „Wenn ich in Ausstellungseröffnungen angekündigt werde, bin ich Martin Gier, Holzkünstler, aus Lohne – nicht mehr und nicht weniger. Ich bin kein intellektuell Abgehobener und möchte auch nicht so gesehen werden.“ Obwohl er viele Stunden wöchentlich in seiner Werkstatt verbringt, hat Martin Gier zudem einen zweiten Beruf mit Festanstellung. Er ist bei der staatlichen Moorverwaltung Niedersachsen angestellt und kümmert sich um die Renaturierung der Moore in der Region. „Ein sehr aktuelles und spannendes Thema“, wie er selbst bekennt. Auch hier findet er mitunter interessante Hölzer, die ihn zur Bearbeitung inspirieren.
Von kleineren Figuren und Schalen bis zu 6 Meter hohen Skulpturen finden sich in der Ausstellung am Lohner Industriering viele interessante Einzelstücke, die Martin Gier nach eigenen Ideen gefertigt hat. Einen besonderen Platz hat eine große Eichenarbeit gefunden, die das Logo seines Lieblingsvereins zeigt: Martin Gier ist seit vielen Jahren Fan und Mitglied von Borussia Mönchengladbach und hat das Logo, die Gladbacher Raute, aus einem großen Eichenstamm gestaltet. Die Arbeit soll irgendwann in der Geschäftsstelle des Bundesligisten vom Niederrhein stehen, so ist es mit dem Präsidium vereinbart.
Die Holzskulpturen brauchen Platz zum Wirken
Sie heißen „Amelie“, „CoRo“ oder „Schönheit“, sind aus Kirsche, Platane oder Eiche: Die Holzskulpturen, die Martin Gier fertigt, brauchen immer Platz zum Wirken. Man schaut sie an und ist beeindruckt. Es scheint, als wollten sie einem von ihren Erlebnissen erzählen. Die Arbeit mit dem Naturprodukt hat Martin Gier inspiriert, sein Atelier „Holzerlebnisse“ zu nennen. „Die Borke, das Splintholz, der Kern – alles ist bei jedem Stamm anders. Die Arbeit damit finde ich faszinierend.“
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Zurück zur „Frau mit Hut“: Martin Gier schätzt, dass er hier rund 100 Stunden Arbeit investieren muss - vom ersten groben Anschnitt bis zum Einölen. Darauf freut er sich schon. Wenn die Ideen kommen und die Kreativität fließt, vergesse er in der Arbeit mit dem Holz alles drumherum, gesteht der 58-Jährige: „Und wenn es nicht so ist, warte ich auf die Eingebung und fange unterdessen etwas anderes an.“ Unter Druck entstehe nichts Besonderes, diese Einstellung habe ihn bisher gut geleitet. Die „Frau mit Hut“ ist eine Auftragsarbeit und wird irgendwann im Haus ihres Besitzers einen exponierten Platz finden – sicherlich als großer, besonderer Blickfang.
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