Mit den Modetrends für dieses Frühjahr und den Sommer ist das so eine Sache. Denn sie sind vor allem eines: bunt gemischt – und zum Teil widersprüchlich. Und: No-Gos gibt es eigentlich nicht mehr.
Luftige Schnitte und Lochmuster, wie bei diesem Kleid von Marc Cain, werden im kommenden Sommer häufiger zu sehen sein (Spitzenkleid ca. 449 Euro, Sandalen ca. 299 Euro, Strohhut ca. 150 Euro). Foto: Marc Cain/dpa-tmn
Das Deutsche Modeinstitut (DMI) macht das „visuelle Stimmungsbild“ der Mode für den Sommer 2023 zwischen Natürlichkeit und dem sogenannten Poptivismus aus. Es gehe zum einen um das „Vergnügen an Weniger und die neue Opulenz der Einfachheit“, heißt es in den Trend-Information des Instituts für Frühjahr und Sommer 2023. Andererseits gehe es um die Lust, sich richtig auszutoben.
Konkret zeigt sich das in vielen nebeneinanderstehen Trends, die auf den ersten Blick kaum vereinbar sind. Stücke aus Leinen oder Hanf sehen die DMI-Experten etwa ebenso im Trend, wie fließende und durchscheinende Materialien. Monochrome Looks in Signalfarben stehen auf der einen Seite, auf der anderen Seite pastellige Farbschattierungen. Außerdem angesagt: Zitrus- und Mango-Nuancen, tropische Pflanzendrucke und hyperplakative Graphics.
Für jeden ist in diesem Frühjahr etwas dabei
Man könnte auch sagen: Da ist für jeden was dabei. Und es gibt noch einen weiteren Metatrend: Langlebigkeit. Jagte früher ein Trend den anderen, bleiben diese mittlerweile auch mal mehrere Saisons erhalten, so Madeline Dangmann. Bestes Beispiel: „Y2K“. Das modische Comeback der 00er Jahre mit Cargohosen, Low Waist Jeans, Miniröcken, bauchfreien Tops und Plateauschuhen ist auch diesen Sommer noch nicht passé, so Dangmann. Ganz im Gegenteil.
Knöchel zeigen: Loafers lassen sich gut zu lässigen Hosen kombinieren. Hier ein Beispiel von Floris van Bommel (Loafer ca. 220 Euro). Foto: Floris van Bommel/dpa-tmn
Waren es bis vor kurzem vor allem die jungen Trendsetter der Generation Z, die den „Y2K“-Stil feierten, käme der nun vermehrt im Straßenbild an. In der kommenden Saison auch mit dem ein oder anderen Update. „Tube-Tops kommen jetzt diese Saison neu dazu oder auch Tube-Kleider“, sagt Dangmann. Also figurbetont geschnittene, trägerlose Stücke, meist aus elastischem Material, die - die englische Bezeichnung verrät es - an einen Schlauch erinnern. Und so sind es die einzelnen Stücke, die Details, die in diesem Frühjahr und Sommer den Unterschied machen. Das entspricht auch dem Wandel der Modewelt generell - und dem Fokus auf Themen wie Selbstliebe oder Nachhaltigkeit, den Dangmann ausmacht. Moderedakteurin.
Auf „Y2K“ bezogen bedeutet das etwa: Zur hippen Cargohose muss es nicht unbedingt das bauchfreie Top sein. Kombinieren lassen sich die tief sitzenden, lockeren Hosen mit seitlich aufgesetzten Taschen auch zum Longsleeve. „Und so kann man, wenn man sich zum Beispiel nur ein Kleidungsstück rausgreift, und das mit eher minimalistischen, klassischen Pieces styled, den Trend mitmachen“, so Dangmann. Und ihn eben „auch noch an sich anpassen“.
Es muss nicht immer der Mini sein: Maxi-Jeansröcke feiern derzeit ein Comeback. Hier ein Kombinationsbeispiel von s.Oliver (Jeansrock ca. 90 Euro). Foto: s.Oliver/dpa-tmn
Sommerstrick, Jeansröcke und – Leder
Das Prinzip funktioniert auch mit anderen angesagten Stücken. Sommerstrick etwa. Für „Glamour“-Moderedakteurin Dangmann ist der neben „Y2K“ das große Thema im Frühjahr und Sommer. Und zwar „ganz leicht, luftig gewebt, dass er eigentlich schon fast durchsichtig ist.“
Sommerstrick reiht sich ein in den derzeitigen Trend der transparenten Looks. Gleichzeitig lässt er sich mit einem Top darunter etwas angezogener stylen. Das funktioniert auch mit den grob gewebten Sommerstrick-Stücken mit Lochmuster, die ebenfalls in den aktuellen Kollektionen zu sehen sind.
Floraler Trend: 3D-Blüten sind die Hingucker der Saison. Hier ein Beispiel von &other stories (Blazer ca. 129 Euro, Top ca. 99 Euro, Hose ca. 99 Euro). Foto: &other stories/dpa-tmn
Zwei weitere Trends, die in diesem Frühjahr und Sommer eine Rolle spielen:
Oversized Jeanslooks Denimstücke sind gefragt - und zwar in weiten Schnitten. „Das bezieht sich dann wirklich auf jedes Kleidungsstück“, so Dangmann. Die Hosen sind weiter, die Röcke haben in dieser Saison nicht nur Mini-, sondern auch Maxilänge. Außerdem wird die weiter geschnittene Jeansjacke zum Jeanskleid ebenso wie zur Jeanshose kombiniert. Dieser Trend nennt sich „Denim on Denim“.
Leder, wohin man nur blickt Die Zeitschrift „Vogue“ nennt diesen Trend „Bikercore“. Das heißt: Leder ist „immer öfter im Kombi-Look“ zu sehen. Lederjacken werden zu Lederröcken kombiniert, Tops aus Leder zu Lederhosen. Und das alles gerne in „Motorradoptik“, beobachtet Madeline Dangmann. Für die Moderedakteurin vor allem ein Trend für kühlere Frühlingstage.
Spitze für die Füße – oder gleich die neuen Sneaker Und bei den Schuhen? Da sind die Sneakers einfach nicht mehr wegzudenken, sagt Claudia Schulz vom Deutschen Schuhinstitut. Aber es zeigt sich auch hier der Gegentrend. Die Schuhmode wird femininer. „Das heißt, wir haben wieder spitzere Schuhe“, so Schulz. „Wir haben vielleicht mal einen Sling mit einem kleineren Absatz drunter.“ Aber auch in der flachen Variante seien die Schuhe, die vorne an Pumps und hinten an Sandalen erinnern, gefragt.
Daneben angesagt: Pantoletten mit Blockabsatz, Sandaletten mit Plateausohle - und Loafer. Die Halbschuhe zum Reinschlüpfen gibt es mit dicken Sohlen oder in der flachen Variante. Letztere seien besonders im Trend und passten etwa zur Bermuda-Shorts, „auch mit Söckchen“, so Schulz. „Da bekommt das dann einen College-Look.“ Wählt man längere Hosen zu den Loafern, empfiehlt sie darauf zu achten, „dass man auch etwas vom Knöchel sieht.“ Denn wird der Loafer unter einer weit ausgestellten Hose getragen, könne er optisch schnell verschwinden.
Lässiger Look: Denimstücke kommen häufig im Doppelpack und in weiten Schnitten zum Einsatz, wie bei Replay (Jeansjacke ca. 219 Euro, Jeans ca. 229 Euro, Bluse offen). Foto: Replay/dpa-tmn