Eine letzte Probe steht am Freitag auf dem Berliner Messegelände noch an, dann startet die CDU am Abend mit einer doppelten Premiere: Erstmals veranstalten die Christdemokraten einen digitalen Bundesparteitag – samt Wahl des neuen Vorsitzenden am Samstag.
Damit geht die CDU mit ihrem virtuellen Format eines Parteitags weiter als die CSU und die Grünen, die im vergangenen Jahr zwar die Online-Variante erprobten, aber eben ohne die Neubesetzung der Chefposten und ohne Wahl der gesamten Führungsriege.
Wenn die CDU hier digital neue Wege einschlägt, kommt der stellvertretenden Parteivorsitzenden Silvia Breher, die auch die direkt gewählte CDU-Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Cloppenburg-Vechta ist, eine Hauptrolle zu: Die Südoldenburgerin gehört dem 5-köpfigen Tagungspräsidium des digitalen Parteitags an. Und das bedeutet in diesem Fall: Die 47-jährige Breher aus Lindern ist im Team der Moderatoren des CDU-Kongresses, der nach den Regeln einer TV-Produktion ablaufen muss.
Lampenfieber gehört "natürlich" dazu
"Das ist wirklich etwas Besonderes", sagt Breher. Und deshalb habe sie "natürlich Lampenfieber". Denn alle ihre Kollegen im Tagungspräsidium seien Laien in diesem Bereich. Dem Gremium gehören Generalsekretär Paul Ziemiak (Tagungspräsident) sowie neben Breher als weitere Beisitzer die CDU-Politiker Tobias Hans, Hendrik Hoppenstedt und Yvonne Magwas an. Auch Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer wird auf der Tagungsbühne sitzen. Am Samstag dann ihr Nachfolger.
Zur Wahl stellen sich Ex-Unionsfraktionschef Friedrich Merz, NRW-Ministerpräsident Armin Laschet und der Außenpolitiker Norbert Röttgen.
Die 1001 Delegierten – darunter 10 aus den Kreisen Vechta und Cloppenburg – stimmen nach einer Vorstellungsrunde der 3 Bewerber digital ab. Doch: Wie es sich für einen Parteitag gehört, gibt es auch eine Aussprache der Delegierten zu den Reden der 3 Anwärter auf den Chefposten.
Es darf keinen Leerlauf geben
Und auch hier hat Breher die Moderation inne, im Wechsel mit ihrer Kollegin Magwas. Wichtig sei, dass es "keinen Leerlauf" gebe, erklärt Breher. Und das sei einer der wesentlichen Unterschiede zu einem Präsenzparteitag, wo jemand beispielsweise zu einem Mikrofon gehe.
Bei der digitalen Version aber sei alles bis ins Detail durchgeplant, "bis auf die Sekunde". Denn immer sei eine der 7 Kameras auf das Geschehen fokussiert. Hinzu kommen 4 Kameras des Senders "Phoenix" und 2 des ZDF. "Das wird spannend", sagt Breher. Am Freitag moderiert sie zudem die Ehrung bei der Vergabe des Preises für "innovative Parteiarbeit".
Die Dramaturgie folge einem 97-seitigen Drehplan, berichtet Breher. Darin sei festgelegt, wer wann wo an der Reihe ist, in welche Kamera zu blicken ist und alle weiteren Regieangaben. Auf dem Parteitag stehen neben den Grußworten und Reden auch Talks auf dem Programm.
Breher moderiert Aussprache der Delegierten
Auch technisch sei die digitale Premiere eine Herausforderung. Aber alles sei "sehr beeindruckend". Der Drehort ist ein in der Messehalle "Hub27" eingerichtetes Studio. Schwarze Vorhänge seien hier im Kreis aufgehängt, sagt Breher. Des Weiteren gebe es Büros mit Mitarbeitern.
Diese seien beispielsweise dafür zuständig, per Telefon oder E-Mail die Anfragen der Delegierten entgegenzunehmen, die sich wiederum im rein digitalen Plenarsaal befinden – also irgendwo vor einem Computer oder Tablet sitzen. Ob die Einwahl und die Kommunikation klappen, das ist auch 3 Mal geprobt worden.
Wenn sich ein Delegierter zu Wort melden will, wird er nach einer Zwischenstation über das Callcenter der Partei per Telefon oder Video live ins Studio geschaltet. Breher berichtet, sie selbst könne als Moderatorin nur auf einem "Kontrollbildschirm" alles mitbekommen. Für Fernsehzuschauer werde der Wortbeitrag aus den Reihen der Basis eingeblendet.
Wiederwahl als Parteivize steht auf dem Programm
Einmal steht für Breher aber auch ein Rollenwechsel an. Da nämlich auch das Präsidium und der Vorstand der Partei gewählt werden, hält sie für ihre Wiederwahl als stellvertretende Parteivorsitzende eine Bewerbungsrede. 2 Minuten hat sie dafür Zeit – am Samstag gegen Mittag.
Breher war im November 2019 auf dem CDU-Bundesparteitag in Leipzig zur stellvertretenden CDU-Vorsitzenden gewählt worden. Sie erhielt eine Zustimmung von 82 Prozent. In der 5-köpfigen Stellvertreterriege war ein Posten frei geworden, weil Ursula von der Leyen an die Spitze der EU-Kommission wechselte. Seither gehört Breher dem engeren Führungszirkel der CDU an. Sie ist dort das Gesicht für Familienpolitik.
Wen die Basis als neuen Vorsitzenden bestimmt, wer also die stärkste politische Kraft in Deutschland anführt und auch einen Anspruch auf die Kanzlerkandidatur erheben kann, darauf wartet die Republik seit etwa einem Jahr. Denn wegen der Corona-Pandemie musste der CDU-Wahlparteitag bereits 2 Mal verschoben werden.
Delegierte müssen auch per Post Stimme abgeben
Nun gibt es nach der Hängepartie also die digitale Lösung. Dabei gilt allerdings diese Besonderheit: Aus rechtlichen Gründen muss der neue Vorsitzende weiterhin mit einem schriftlichen Votum gewählt werden. Nach der digitalen Abstimmung verschicken die Delegierten also noch einen Wahlzettel mit der Stimmabgabe per Post. Das Ergebnis wird am 22. Januar bekannt gegeben.
Alle 3 Bewerber – Merz, Laschet und Röttgen – haben aber erklärt, das digitale Ergebnis der Vorwahl zu akzeptieren. So steht bereits am Samstag fest, wer neuer CDU-Vorsitzender wird, auf dem Parteitag mit einer Hauptrolle für Breher.