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Wirte-Paar öffnet Samstag zum letzten Mal

Die Arbeit habe ihr immer Spaß gemacht, sagt Anne Moormann. Offen ist, ob der Dorfkrug länger geschlossen bleibt oder sich ein neuer Betreiber findet.

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Hören auf: Anne Moormann und Gerd Koop stehen am Samstag zum letzten Mal hinter der Theke. Foto: Meyer

Hören auf: Anne Moormann und Gerd Koop stehen am Samstag zum letzten Mal hinter der Theke. Foto: Meyer

Insgesamt 18 Jahre lang hat Anne Moormann den Dorfkrug in Hemmelte geführt. Am Samstag wird sie ihre Gaststätte zum letzten Mal öffnen. „Alles hat seine Zeit“, sagt die 67-Jährige. Und die ihre als Wirtin sei jetzt um.

In den 1990er Jahren stand Moormann erstmals hinter dem Kneipentresen. Es folgte ein Pächterwechsel, zwischendurch stand der Dorfkrug sogar leer. 2006 kehrte die Wirtin zusammen mit ihrem Partner Gerd Koop zurück. Das Paar errichtete einen neuen Clubraum und warf sich mutig in die Arbeit. Wie viel Grünkohl sie in den in den vergangenen 14 Jahren gekocht hat, weiß Anne Moormann nicht mehr. Ihre Küche war jedenfalls gefragt. Aus wirtschaftlichen Gründen habe sie sich nicht zum Aufhören entschlossen, betont sie. Doch mittlerweile werde ihr die Arbeit zu viel. Freie Wochenenden etwa kennen Moormann und Koop so gut wie gar nicht. Darauf würde sie sich schon freuen, sagt sie. Auch sei es zunehmend schwer geworden, Aushilfskräfte zu finden. Meistens waren die beiden auf sich allein gestellt.

Wie den Hemmelter Wirten geht es seit Jahren auch vielen ihrer Berufskollegen. In Niedersachsen sind laut dem Landesamt für Statistik von 2003 bis 2016 rund 40 Prozent der Gasthöfe verschwunden. Diese Entwicklung ist in ganz Deutschland zu beobachten. Über 4000 Schankwirtschaften seien zwischen 2011 und 2017 geschlossen worden, berichtet der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband Dehoga. Das ist ein Rückgang von über zwölf Prozent. Die Folge: Häuser stehen leer und die Dörfer verlieren einen wichtigen Treffpunkt.

Als Gründe für Kneipenschließungen werden oft ein verändertes Freizeitverhalten und vor allem die sozialen Medien genannt. Für die Entscheidung der Hemmelter spielen sie aber keine Rolle. Die Arbeit sei einfach zu anstrengend geworden, sagt Anne Moormann. Meist war es schon spätnachts, wenn der letzte Gast die Tür hinter sich schloss. Spaß gemacht habe es ihr aber trotzdem immer, betont die Wirtin. Mit der Gaststätte habe sie sich einen Lebenstraum verwirklicht. Nun möchte sie auch einmal Zeit für sich selbst haben. Gerd Koop sieht das genauso. Der 60-Jährige - im Hauptberuf ist er Handwerker - zeigt auf seine schwarze Zimmermannshose. „Die möchte ich künftig öfter anhaben“, sagt er und strahlt.

Den Gasthof hat Anne Moormann gepachtet. Einen Nachfolger gibt es bislang nicht. Er würde sich in ein „gemachtes Nest“ setzen, betont die scheidende Wirtin. Vor viel Arbeit dürfe ihm aber nicht bange sein. Was mit dem Gebäude geschehe, sei allerdings Sache des Besitzers.

Sang- und klanglos verabschiedet sich das Wirtepaar aber nicht aus dem Dorfkrug. Am Samstagabend feiert es gemeinsam mit seinen Gästen den Ausstand. Gerd Koop hat bis dahin sogar den sommerlichen Biergarten aufgebaut. Ob der dem angekündigten schlechten Wetter standhält, wird sich zeigen. Und dann sei erst einmal Ruhe, freut sich Anne Moormann.

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