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Wie ein Sevelter in Taiwan den 2. Platz für relevante Forschung holte

Der Wirtschaftsinformatiker Dr. Joschka Hüllmann hat sich mit dem Angebot von Nachrichtendiensten beschäftigt. Welcher Frage er dabei nachgegangen ist, erfahren Sie hier.

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Welche Auswirkungen haben Algorithmen und Künstliche Intelligenz auf Arbeit und Gesellschaft? Damit befasst sich unter anderem der Sevelter Dr. Joschka Hüllmann. Screenshot: Thomas Vorwerk

Welche Auswirkungen haben Algorithmen und Künstliche Intelligenz auf Arbeit und Gesellschaft? Damit befasst sich unter anderem der Sevelter Dr. Joschka Hüllmann. Screenshot: Thomas Vorwerk

Personalisierte Werbung kennt man im Internet. Wenn man sich nach einem neuen Küchengerät umschaut, dann bekommt man kurze Zeit später auf den unterschiedlichen Plattformen den entsprechenden Mixer angeboten. Aber was wäre, wenn Nachrichtenplattformen ebenfalls so verfahren würden und nur auf den Nutzer zugeschnittene Inhalte anbieten würden? Mit dieser Frage hat sich Dr. Joschka Hüllmann aus Sevelten beschäftigt, seine Arbeit dazu wurde jetzt auf einem Kongress in Taiwan ausgezeichnet.

Zusammen mit seinem ehemaligen Studenten Leonard Wilhelm Sensmeier hat der Wirtschaftsinformatiker geforscht und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass es zwar im Vergleich zu "Spiegel online" und den "Westfälischen Nachrichten", die als Referenz zu "Google News" und "Flipboard" herangezogen wurden, eine Abweichung von 12 Prozent gibt, dieser Unterschied aber noch nicht gravierend ist. "Unsere These war: Die Portale wollen ihre Nachrichten verkaufen und personalisieren sie deshalb", erklärt der 29-Jährige. Aber auch wenn dieses Ergebnis noch nicht besorgniserregend ist, will er am Ball bleiben. Das Programm könne weiter automatisiert und skaliert werden, um eine regelmäßige Überprüfung durchzuführen.

Abitur am CAG gemacht

Nach seinem Abitur am Clemens-August-Gymnasium in Cloppenburg hat Hüllmann ein duales Studium in Angriff genommen. Die Ausbildung zum Fachinformatiker erfolgte beim EWE-Konzern, das Studium der Wirtschaftsinformatik schloss sich an. Für den Master ist Hüllmann nach Münster gewechselt, und während der Bachelor-Studiengang noch eher unter schulischen Aspekten und anwendungsorientiert ablief, kam er im Anschluss mehr mit der Theorie und der wissenschaftlichen Arbeit in Kontakt. Und dabei blieb er. Nach der  Promotion in Münster folgte ein Wechsel zur Uni Osnabrück, und seit dem Frühjahr ist er als Assistenzprofessor an der Universität in Twente in den Niederlanden angestellt.

"Ich arbeite in Lehre und Forschung. Die Lehre erfolgt vor Ort, und für die Forschung geht es zu wissenschaftlichen Konferenzen, die überall auf der Welt stattfinden", erklärt Hüllmann. Amerika und Australien waren dabei bereits Ziele, nur das jüngste Treffen der Wissenschaftler musste online stattfinden, da in Taiwan die Corona-Regeln noch sehr streng sind. An einem Sonntagabend kam dann die E-Mail, dass Hüllmann und Sensmeier für die beste Studie auf dieser Konferenz nominiert seien. "Dabei haben wir dann den 2. Platz gemacht." Diese Bewertung ist umso höher einzustufen, weil längst nicht jede eingereichte Arbeit überhaupt zugelassen wird. "Von 1000 waren es rund 300, die herangezogen wurden und dort wurden wir Zweiter."

Geld gibt es dafür nicht. Im Gegenteil: "Man muss meistens sogar noch Geld bezahlen, um eine Studie zu veröffentlichen." Hüllmanns Arbeit bemisst sich am Ende aber daran, wie viele Forschungsergebnisse öffentlichkeitswirksam publiziert werden. In der Folge ist dies auch ein Gratmesser, wenn es darum geht, Forschungsgelder zu akquirieren. Für die eigene Karriere ist es allerdings auch entscheidend.

Forschungsmethode ist als sehr innovativ aufgefallen

In Taiwan ist der Bewertungskommission die Forschungsmethode als sehr innovativ aufgefallen. Außerdem war der Ansatz von großer Relevanz, denn sollten die angebotenen Nachrichten einem bestimmten Algorithmus folgen, wäre damit einer ideologischen Polarisierung Tür und Tor geöffnet. "Das hat Einfluss auf die Gesellschaft und die Meinungsvielfalt." Deshalb sei es auch wichtig, die Entwicklung kontinuierlich weiter zu beobachten, denn das Ergebnis sei immer nur eine Momentaufnahme. "Wir haben schon viel automatisiert und könnten entsprechend einfacher die Studie weiterverfolgen", so Hüllmann.

Was kommt als Nächstes? "Ich plane eine Studie für die Landwirtschaft, um zu sehen, wie Künstliche Intelligenz in diesem Bereich die Arbeitsweise verändert. Dafür werden gerade Forschungsgelder gesammelt." Mit seinem jüngsten Erfolgt dürfte er dafür gute Argumente haben.

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