Das Nachrichtenportal vonMünsterländische Tageszeitung MT undOldenburgische Volkszeitung OV

Wie die Grundschule Petersdorf gegen die Pisa-Ergebnisse ankämpft

Lesen ist der Schlüssel für einen erfolgreichen Bildungsweg. Deshalb setzt die Schule auf viele verschiedene Aktionen, um den Kindern den Spaß am Buch und damit Lesekompetenz zu vermitteln.

Artikel teilen:
Genussvoll und selbstvergessen: Die 7-jährige Charlotte ist ganz in die Leselöwen-Freundschaftsgeschichten versunken. Foto: Pille

Genussvoll und selbstvergessen: Die 7-jährige Charlotte ist ganz in die Leselöwen-Freundschaftsgeschichten versunken. Foto: Pille

Die 7-jährige Charlotte hat es sich in der Hängematte mitten in der Turnhalle gemütlich gemacht und liest "Die besten Leselöwen-Freundschaftsgeschichten". Mit dabei ist, damit es auch schön heimelig ist, ihr Kuscheläffchen. Charlotte gibt so ein schönes Beispiel für ein Kind, das genussvoll und selbstvergessen liest. Davon allerdings gibt es immer weniger.

Und auch deshalb kämpft die Grundschule Petersdorf nach den Worten ihrer Leiterin Johanna Albers "vehement gegen die deprimierenden Pisa-Ergebnisse", die den deutschen Schülerinnen und Schülern eine Lesekompetenz auf dem bisher niedrigsten Niveau bescheinigt hatte. Schulschließungen und der häufige Wechsel zwischen Präsenz- und Distanzunterricht während der Corona-Pandemie hätten, so Albers, das Problem sicherlich noch einmal verstärkt.

Lesen als Schlüssel für ein selbst bestimmtes Leben

Grundlage für den Kampf um bessere Lesekompetenz sind auch die zentralen Befunde der Internationalen Grundschul-Lese- Untersuchung (IGLU) aus dem Jahr 2021. "Wir müssen da dringend am Ball bleiben, denn Lesen ist der Schlüssel zur Welt und die Grundlage dafür, eigenes Wissen und Potenzial zu entwickeln und an der Gesellschaft teilzunehmen", betont Albers. "Man kann gar nicht früh genug damit anfangen, denn je mehr bei Kindern die Lust am Lesen geweckt wird, umso leichter fällt ihnen auch der Schulalltag." Denn nur wer gut liest, könne sich selbstständig Wissen aneignen – egal in welchem Unterrichtsfach.

"Lesen ist zudem nicht nur der Schlüssel für einen erfolgreichen Bildungsweg, sondern auch in ein selbst bestimmtes Leben", ergänzt Grundschullehrerin Sigrid Speckmann, denn Lesen verbinde, vermittle Werte und stärke das Selbstbewusstsein. "Umso wichtiger ist es, dass wir Kinder in dieser Kernkompetenz von Anfang an stärken und fördern", so Albers. Eines der dafür entwickelten schulinternen Projekte ist der "Lesetag", bei dem am Donnerstag (21. Dezember) "an allen Ecken und Kanten" der Schule und der Turnhalle gelesen wurde.

Hausgeist Tomte Tummetott ist einer der Favoriten

In einer Ecke der Turnhalle haben es sich gleich 7 Schülerinnen und Schüler gemütlich gemacht, die Turnkästen und den Schmusebären als bequeme Rücken- und Nackenstütze. In einer anderen liegen Mädchen unter einer Art Zeltdach, auf der Entdeckungsreise in die aufregende, wunderbare und von keinem Horizont begrenzte Welt der Bücher. Einer der Favoriten an diesem Vormittag ist – passend zur Weihnachtszeit – "Tomte Tummetott" von Astrid Lindgren, die Kinderbuchreihe vom guten Hausgeist auf dem Bauernhof.

Lesecke: Auf Sportmatten und mit Schmusebären wird das Buch zur Entdeckungsreise. Foto: PilleLesecke: Auf Sportmatten und mit Schmusebären wird das Buch zur Entdeckungsreise. Foto: Pille

Unmissverständliche Zeichen der Bemühungen der Grundschule sind aber auch das tägliche Lesetraining. Das geht im 1. Schuljahr los, wenn die Buchstaben-Geheimzeichen plötzlich überall Sinn ergeben, die Welt größer wird und sich der kindliche Zugang zum Buch Stück für Stück ändert. Die Schule setzt ferner 3 Lesepatinnen ein, denen die Grundschülerinnen und Grundschüler später vorlesen und nimmt zudem jedes Jahr am bundesweiten Vorlesetag im November teil. Auch die Bücherei ist mit im Boot. Sie hat ihre Türen geöffnet für die Grundschüler, die in Kleingruppen zum Lesen kommen.

Schulleiterin wünscht sich mehr Lese-Engagement der Eltern

Darüber hinaus gibt es Vorlesezeiten innerhalb der Klassen und Lesetagebücher, die geführt werden müssen. Es gehe bei allem Bemühen nicht nur um Lesetechniken, sondern auch um die Entwicklung von Lesemotivation und die Kommunikation über Gelesenes, sagt Albers. "Das sind wichtige Indikatoren einer erfolgreichen Leseförderung."

Lesen im Zelt: Ausflug in die aufregende und wunderbare Welt der Bücher. Foto: PilleLesen im Zelt: Ausflug in die aufregende und wunderbare Welt der Bücher. Foto: Pille

Letztlich aber setzt der Versuch, Kinder zum Lesen zu bringen, noch vor dem ersten Schultag an. "Wir gehen auch in den Kindergarten und lesen vor", erzählt die Schulleiterin. Vor allem aber könnten Eltern einen wichtigen Part übernehmen, sagt Albers. So wünscht sie, dass die Eltern das abendliche Vorlesen als Ritual in der ruhigen Zeit des Schlafengehens so lange wie möglich erhalten – oder wieder einführen. Der Druck auf den Knopf des CD-Players sei allerdings oft bequemer, befürchtet die Schulleiterin. Im Grundschulalter dürften Vorlese-Geschichten gerne etwas länger, komplexer und fantastischer sein, denn sie sind die perfekte Basis für fröhliche Träume.

Jetzt OM-Plus für 0,99€ im ersten Monat testen. Erfahren Sie alles Relevante aus beiden Landkreisen im OM. Auf dem Desktop, mobil und in der News-App! Hier geht es entlang.

Hier klicken und om-online zum Start-Bildschirm hinzufügen

Wie die Grundschule Petersdorf gegen die Pisa-Ergebnisse ankämpft - OM online