Vechtas Bürgermeister Kristian Kater und CDU-Kreisvorsitzender André Hüttemeyer tragen zum Schutz ihrer Familien bei. Eine unrechtmäßige Bevorzugung lehnen die Politiker strikt ab.
Frischer Eintrag im Impfausweis: Vechtas Bürgermeister Kristian Kater hat die Chance genutzt und sich bei seinem Hausarzt gegen das Coronavirus impfen lassen. Foto: Stadt Vechta
Wussten Sie schon, dass Kristian Kater und André Hüttemeyer etwas gemeinsam haben? Nun, das Parteibuch ist es ganz sicher nicht. Dafür liegen die Positionen der prominenten Politiker aus dem Landkreis Vechta zu weit auseinander. Dennoch ist die Antwort auf einem Papier in ihrer Westentasche zu finden. Es ist das Impfbuch – mit einem ganz frischen Eintrag. Die beiden Herren verfügen seit wenigen Tagen über einen Schutz vor dem Coronavirus.
Ihre führende Position in der Kommunalpolitik ist nicht der Grund, warum der Bürgermeister der Stadt Vechta und der Vorsitzende des CDU-Kreisverbands Vechta nun über den Impfschutz verfügen, während viele Millionen Menschen in Deutschland immer noch warten müssen. Sie sind berücksichtigt worden, weil werdende Väter einen frühzeitigen Anspruch auf die Impfung haben.
"Meine Frau erwartet unser 4. gemeinsames Kind", verrät Bürgermeister Kater (SPD) freudestrahlend. Dass er deswegen geimpft werden könne, sei ihm zunächst gar nicht bekannt gewesen. Erst während eines routinemäßigen Check-ups beim Hausarzt habe er erfahren, dass Kontaktpersonen von Schwangeren in der zweiten Priorität aufgeführt sind, also genauso wie Senioren zwischen 70 und 80 Jahren, Menschen mit Vorerkrankungen sowie Personal in Kindertagesstätten und Grundschulen.
Mehr Sicherheit in der Pandemie: CDU-Kreisvorsitzender André Hüttemeyer aus Erlte hat sich vor der Geburt seines zweiten Kindes im Impfzentrum in Lohne impfen lassen. Foto: Hüttemeyer
Bislang ist eine Corona-Impfung bei Schwangeren nur in Ausnahmefällen zugelassen, da es noch keine ausreichenden Studien über mögliche Risiken oder Nebenwirkungen für solche Umstände geben soll. Um die Frauen und ihre ungeborenen Babys dennoch vor einer Infektion zu schützen, haben laut bundesweiter Verordnung bis zu 2 Kontaktpersonen einen Anspruch auf die Impfung.
Mediziner sprechen von einem Kokon
In solchen Fällen sprechen Mediziner von einem Kokon. Menschen aus dem nahen Umfeld werden gezielt geimpft, damit sie die Schwangere möglichst nicht anstecken und sozusagen einen Kokon, also ein natürliches, schützendes Gehäuse, bilden. Wer die engen Kontaktpersonen sind, kann die Frau selbst bestimmen. Meistens ist es der Partner oder eine andere Person aus dem eigenen Haushalt.
Für Kater ist es selbstverständlich, sich impfen zu lassen: "Dadurch kann ich meine Frau und unser ungeborenes Kind schützen. Darüber musste ich keine Sekunde lang nachdenken", berichtet der 37-jährige Familienvater. Er habe sich auf die Warteliste setzen lassen und sei glücklicherweise sehr schnell an der Reihe gewesen. Zu dem Zeitpunkt sei die Praxis seines Hausarztes erst seit ein paar Tagen in der Lage gewesen, selber zu impfen.
"Ich habe erst damit gehadert, dass man jemand anderem die Impfdosis 'wegnimmt'. Schließlich bin ich ein junger, gesunder und fitter Mann."
André Hüttemeyer, Familienvater und Vorsitzender des CDU-Kreisverbands Vechta
André Hüttemeyer hat sich 2 Wochen vor der Geburt seiner zweiten Tochter im Impfzentrum Lohne impfen lassen. Den Schritt habe er mit seiner Ehefrau vorher intensiv besprochen, wie der 30-Jährige berichtet: "Ich habe erst damit gehadert, dass man jemand anderem die Impfdosis 'wegnimmt'. Schließlich bin ich ein junger, gesunder und fitter Mann." Doch es habe natürlich einen Grund, warum werdende Väter in der zweiten Gruppe aufgeführt seien. Es diene dem Schutz junger Familien.
Dass in Deutschland bereits zahlreiche, teilweise auch prominente Personen geimpft wurden, obwohl sie noch gar nicht an der Reihe waren, missfällt dem CDU-Kreisvorsitzenden aus Erlte: "Wenn man nicht anspruchsberechtigt ist, sollte man sich aufgrund seiner öffentlichen Position nicht bevorzugen." Es werde dadurch ein falsches Zeichen gesendet. So könne der Eindruck entstehen, dass "die da oben" privilegiert seien. Deswegen müsse die Impfreihenfolge klar eingehalten werden.
"Wenn Personen des öffentlichen Lebens bevorzugt werden, richtet das großen Schaden an und verletzt das Vertrauen in den Staat und seine Institutionen."
Kristian Kater, Familienvater und Bürgermeister der Stadt Vechta
Diese Auffassung vertritt auch der Vechtaer Verwaltungschef: "Wenn Personen des öffentlichen Lebens bevorzugt werden, richtet das großen Schaden an und verletzt das Vertrauen in den Staat und seine Institutionen. Und das können wir gerade jetzt nicht brauchen", sagt Kater. Und weiter: "Es gibt viele Menschen, die gesundheitlich oder auch wirtschaftlich sehr unter Corona und den Folgen leiden. Für diese Menschen ist das ein Schlag ins Gesicht."
Wenn es nicht um den Schutz seiner Familie ginge, hätte er wie alle anderen Bürger auf seinen regulären Impftermin gewartet. Für seine Aufgabe als Bürgermeister ändere sich durch die Impfung nicht viel. "Ich halte mich natürlich weiter an die Abstands- und Hygieneregeln, da nicht ausgeschlossen ist, dass ich nach wie vor Überträger der Krankheit sein kann. Also wird ein Großteil der Arbeit weiterhin in Videokonferenzen und am PC stattfinden."
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