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Wenn wir aus Fehlern lernen...

Kolumne: Batke dichtet

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Fehler darf man machen, und wer frei von ihnen ist, werfe den ersten Stein. Man sollte nur zu ihnen stehen und sie gegebenenfalls korrigieren. Gerade im journalistischen Alltag lauern Fallstricke an fast jeder Ecke. Nehmen wir das Beispiel Quantensprung. Früher dachte ich ganz umgangssprachlich und intellektuell unverdorben: Mann, was kann der mit seinen Quanten für Sprünge machen!

Später, ich glaube es war die Zeit, als der jamaikanische Flitzer Usain Bolt Bestmarke um Bestmarke pulverisierte, schrieb ich in einer Bewertung von einem „Quantensprung in der Leichtathletik-Geschichte“. Ein aufmerksamer Leser wiederum teilte mir mit, dass der Quantensprung in seiner ursprünglichen Bedeutung im streng wissenschaftlichen Sinn „nur eine geringfügige Auswirkung“ beschreibe und daher eigentlich das Gegenteil von einem ungewöhnlich großen Fortschritt sei. Nun, er war Physiklehrer – Widerspruch zwecklos. Ich habe den Begriff „Quantensprung“ fortan nicht mehr verwendet; erst hier und heute wieder, wenn man so will auch ein Quantensprung.

Ergehen wir uns besser nicht in Haarspalterei. Obwohl – ein Herr am Telefon hatte seinerzeit natürlich Recht, als er ein „r“ für sich reklamierte. Ich hätte von Pzyjaciolki geschrieben, tatsächlich aber hieße es Przyjaciolki. Ich hätte ja schließlich auch etwas dagegen, würde ich von Btke anstatt Batke lesen. Ich streute Asche auf mein Haupt und entschuldigte mich ebenso wortreich wie artig. Natürlich könnte ich auch noch die Geschichte von Oleg Alexejewitsch Protopopow und Ljudmila Jewgenjewna Beloussowa erzählen; okay, ein anderes Mal.

„Ich streute Asche auf mein Haupt und entschuldigte mich ebenso wortreich wie artig“

Alfons Batke, Journalist

Es geht nicht um Fake News; wie gesagt, es geht um Fehler. Und mir ist in der letzten Kolumne einer unterlaufen, deswegen müssen Sie mich heute schon wieder lesen, denn die Sache gehört richtiggestellt: Ich schrieb leichthin davon, dass ich erwöge, mir die Zeichen für „Si Hao San Hao San“ tattoomäßig auf den rechten Handrücken stechen zu lassen. Das heißt übersetzt „Vier Gut Drei Gut Drei“ und ist natürlich Blödsinn. Richtig sei, so teilte mir die aufmerksame Leserin Dr. Martina David aus Lohne mit, „Si Jiu San Jiu San“, was nicht nur wesentlich melodischer ist, sondern sinologisch unbedenklich tatsächlich die Ziffernkombination 49393 darstellt – die Postleitzahl von Lohne.

Mein Fauxpas, so schrieb die Medizinerin, sei in Shanghai augenfällig geworden. Dort halte sich ihr Sohn Maximilian gegenwärtig gewissermaßen als Sprachreisender auf, er habe den Fehler in der Kolumne bemerkt und seine Mutter darauf aufmerksam gemacht. Wow, die OV wird in Shanghai gelesen, dort weiß man also auch, dass es Lohne gibt. Wie wäre es mit einer Städtepartnerschaft?

Ich könnte mich mit einer Rolle als Botschafter anfreunden und sehe mich schon in einer Hafenbar Grünen Tee schlürfen und den Kellner fragen hören: „Hey Langnase (so werden wir Europäer von den Asiaten genannt), warum hast Du Dir die Postleitzahl von Lohne einritzen lassen. Die von Vechta ist viel besser.“ 49377 - „Si Jiu San Qi Qi“, bisschen sexier ist das!

Zur Person

  • Alfons Batke (63) ist Journalist und lebt in Lohne.
  • Den Autor erreichen Sie unter: info@om-online.de

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