Ein wenig skeptisch betrachtet Brigitte Bog den Inhalt ihrer Aufbewahrungsschüssel. Bei dem fein pürierten, bräunlichen Gericht soll es sich um Kartoffelsalat handeln. Bog hat ihn selbst zubereitet, natürlich nach Rezept. "In Taiwan macht man den so", beteuert die Löningerin. Die anderen Frauen im evangelischen Gemeindehaus staunen.
Der Kartoffelsalat wird nicht die einzige Spezialität aus dem Inselstaat sein, den die Organisatorinnen des Weltgebetstages am 3. März kredenzen. Was im Anschluss an den Wortgottesdienst auf den Tisch kommt, haben die Frauen zuvor nach Originalrezepten gekocht. Taiwan ist das diesjährige Schwerpunktland der ökumenischen Initiative. Christinnen von dort haben dafür im Vorfeld Gebete, Lieder und Texte verfasst, in denen sie von ihrem Glauben erzählen. Zudem wolle man gemeinsam für Demokratie, Frieden und Menschenrechte einstehen, schreibt das deutsche Komitee in seiner Einladung.
Während der Coronakrise fand der Weltgebetstag zwar statt, allerdings nur als Gottesdienst. Das ebenso wichtige Drumherum habe leider ausfallen müssen, bedauert Maike Bachmann. Zum Glück gebe es jetzt keine Einschränkungen mehr. Für die musikalische Gestaltung wird ein Projektchor unter Leitung von Gabriele Lerch-Löbbecke sorgen. Auch einige Männer singen mit. Es dürften gerne mehr sein, betont das Team. Ursprünglich als Weltgebetstag der Frauen ins Leben gerufen, sind auch sie zur Teilnahme aufgerufen.
Nur 5 Prozent der Taiwanesen sind Christen
In Taiwan spielt das Christentum nur eine Nebenrolle. Etwa 5 Prozent der rund 23 Millionen Einwohner bekennen sich dazu. Die meisten Menschen praktizieren einen Volksglauben, der daoistische und buddhistische Einflüsse vereint. Das Land gilt als stabile Demokratie, ist international aber isoliert. Grund ist der seit Jahrzehnten bestehende Konflikt mit China, von dem die Inselgruppe nur rund 180 Kilometer Meer, ideologisch aber Welten trennen. 1949 waren die im Bürgerkrieg unterlegenen national-chinesischen Kuomintang vor den Kommunisten nach Taiwan geflohen. Die Führung in Peking würde sich die aus ihrer Sicht "abtrünnige" Provinz gern zurückholen. Die Region gilt deshalb als politisches wie militärisches Pulverfass.
Daran zu glauben, dass sich die Welt trotzdem zum Positiven verändern lässt, scheint vor diesem Hintergrund nicht leicht. In Löningen geben sie die Hoffnung aber nicht auf. Immerhin: Die beiden großen Kirchen in der Stadt kommen bereits gut miteinander aus. Der Weltgebetstag diene auch dem gegenseitigen Kennenlernen, sagt Hiltrud Kastler. An der Ökumene möchten die Frauen künftig weiter feilen. "Da geht bestimmt noch mehr", ist Kastler überzeugt.
Gefeiert wird der Wortgottesdienst in der Trinitatis-Kirche an der Haselünner Straße. Anschließend treffen sich die Teilnehmer zum Asia-Schmaus im Gemeindehaus. Dort wird auch eine Sammelbox aufgestellt. Mit ihren Spenden unterstützen die Besucher Frauenprojekte in aller Welt, darunter eines zur Stärkung der Selbstversorgung in einem Vorort der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires. Beginn ist um 18 Uhr.